Herreweghe beendete Beethoven-Zyklus
Philharmonie Essen
Warum ist Beethovens achte Sinfonie so unbekannt? Verständlich ist das eigentlich nur, weil sie von seiner nachfolgenden Neunten in den Schatten gestellt wurde. Beim großen Finale der zyklischen Aufführung aller Beethoven-Sinfonien durch Philippe Herreweghe in der Philharmonie Essen am Samstag kamen allerdings beide Werke zu ihrem Recht.

Der belgische Dirigent Philippe Herreweghe dirigierte die achte und neunte Sinfonie von Beethoven in der Philharmonie Essen.
Die Musiker des Orchestre des Champs-Élysées spielten die Achte auf ihren historischen Instrumenten so frisch und lebendig, dass aus dem Aschenputtel unter den Beethoven-Sinfonien eine Prinzessin wurde. Der erste Satz gefiel durch federndes Tempo und feine Holzbläsersoli.
Tänzerisch fein nahmen Herreweghe und sein Orchester das Allegretto scherzando, dem Menuett aber ließen sie die Klassizität. Spritzig und leicht stürmten sie durchs Finale. Was für ein Kronjuwel der Wiener Klassik!
Musikalisches Neuland
Dann aber, bei Herreweghes Neunter, hatte man tatsächlich das Gefühl, musikalisches Neuland zu betreten. Dieser wüste Anfang und diese elementaren Naturgewalten im weiteren Verlauf! Neckisch war da nur das Scherzo-Trio mit singenden Holzbläsern und so leicht geblasenem erstem Horn. Und im Adagio konnte man die Piano-Kultur des französischen Orchesters bewundern.
Im berühmten Schlusssatz brillierten Christina Landshamer, Stefanie Irányi, Maximilian Schmitt und Thomas E. Bauer als sehr homogenes Solistenensemble. Letzterer zudem mit fein artikulierter Einleitung von Schillers Freuden-Ode. Die Flexibilität und Textverständlichkeit der 50 Sänger des Collegium Vocale Gent aber dürfte so schnell nicht zu toppen sein. Am Ende gab es verdienten minutenlangen Beifall.