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Hendrik Wüst im Chemiepark Marl: „Betrieb der Kohlekraftwerke verlängern“
Wahlkampftour
Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) hat sich am Dienstagvormittag beim Besuch im Chemiepark Marl dafür ausgesprochen, Kohlekraftwerke in Reserve zu halten oder den Betrieb zu verlängern.
Der Konzern Evonik ist davon - insbesondere mit seinen Unternehmen am Chemiestandort Marl - direkt betroffen. Nur noch bis Oktober 2022 ist der Betrieb des letzten Steinkohlekraftwerks genehmigt. Zwei neue Gas- und Dampfkraftwerksblöcke sollten die Versorgung längst übernehmen. Der Krieg in der Ukraine und die daraus folgenden Schwierigkeiten bei Gaslieferungen haben diese Pläne durchkreuzt.
Vor Journalisten betonte der NRW-Ministerpräsident am Dienstag in Marl, das Thema Gasversorgung stehe nun ganz oben auf der Agenda. Versorgungssicherheit sei insbesondere für die Industrie zu gewährleisten, die viel Energie brauche. „Ich bin sehr dafür, Kohlekraftwerke in Reserve zu halten, sie nicht final vom Netz zu nehmen, sondern ein Stück länger laufen zu lassen“, so Wüst in Marl.

NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst mit Ute Wolf ( Finanzvorstand von Evonik) im Chemiepark Marl. © Meike Holz
Kohlekraftwerk, Gas und Dampfturbinen laufen parallel
Der Konzern Evonik betreibt im Chemiepark Marl derzeit noch ein Kohlekraftwerk, um die Versorgung mit Gas- und Dampf für die Unternehmen am Standort, aber auch für 2000 Haushalte in Marl zu gewährleisten, die mit Fernwärme versorgt werden. In diesem Frühjahr sollten zwei neue Gaskraftwerksblöcke das alte Steinkohlekraftwerk ablösen. Die Blöcke produzieren auch seit Anfang März Dampf, der für die Produktionen im Chemiepark benötigt wird, aber noch keinen Strom.
Die Abrisspläne für das Kohlekraftwerk sind jedoch angesichts des Ukraine-Kriegs nun vorläufig zu den Akten gelegt worden. Es darf mit der bestehenden Genehmigung noch bis Ende Oktober weiterlaufen. „Um die Genehmigung zu verlängern, sind wir auf die Unterstützung des Landes NRW angewiesen“, erklärt Standortleiter Bernhard Vendt auf die Frage, was das Land NRW tun könne, um die Versorgung des Industriestandorts in Marl mit seinen rund 100 Produktionsanlagen zu sichern. Neben den Evonik-Firmen arbeiten 17 weitere internationale Unternehmen in Marl. Alle zusammen haben rund 10.000 Beschäftigte.

Ministerpräsident Hendrik Wüst hat am Dienstagvormmittag (19.4.) die Firma Evonik im Chemiepark Marl besucht. © Meike Holz
Zu den weltweit größten Akteuren, die in Marl produzieren, gehört der Ineos-Konzern. Das Unternehmen hat am Standort gerade für einen mittleren dreistelligen Millionen-Euro Betrag eine neue Anlage zur Produktion von Cumol in Betrieb genommen. Der Rohstoff wird unter anderem für die Produktion von Aspirin benötigt. Die Anlage hat eine Kapazität von 750.000 Tonnen pro Jahr.
Wahlkampftour durch NRW
Auf seiner Wahlkampftour durch NRW vor der Landtagswahl hat Ministerpräsident Hendrik Wüst am Dienstag insgesamt vier Unternehmen im Ruhrgebiet besucht, die das Ziel haben, klimaneutral zu produzieren und aktuell unter den Belastungen durch den Ukraine-Krieg leiden. In Selm war Hendrik Wüst bei Knäpper Oberflächentechnik zu Gast, in Lünen bei der Remondis Sustainable Services und in Gladbeck bei der Pilkington Deutschland AG.
Steinkohle sichert Energieversorgung
Der Standortleiter des Chemieparks Marl, Bernhard Vendt, zog nach dem Gespräch mit dem Ministerpräsidenten des Landes NRW ein positives Fazit: „Er kam mit gezielten Fragen. Wir konnten unsere aktuelle Situation gut darstellen.“
Als Bernhard Vendt im Oktober 2021 seine Stelle als Standortleiter in Marl antrat, war noch nicht abzusehen, dass die vierte Welle der Corona-Pandemie und ein Krieg in der Ukraine so großen Einfluss auf die Produktionen im Chemiepark und seine Verbundpartner außerhalb des Standorts haben würden.
Jetzt setzt das Unternehmen zunächst wieder auf die Steinkohle, die am Weltmarkt eingekauft wird, um die Energieversorgung in der Krise sicherzustellen. Die Verlängerung der Betriebsgenehmigung für das Steinkohlekraftwerk über den Oktober hinaus ist Sache der Bezirksregierung und damit des Landes NRW.
Geboren und aufgewachsen in Haltern am See, nach der Schulzeit zunächst für einige Jahre an der Waterkant in Hamburg heimisch geworden. Nach der Rückkehr zunächst in Marl und dann wieder in Haltern zu Hause. Seit 2007 im Medienhaus Bauer verwurzelt, anfangs in der Regionalredaktion, seit 2014 in der Marler Redaktion, seit 2017 als Ressortleiterin. Mag die Menschen im Revier besonders wegen ihrer direkten Art, ihre Meinung kundzutun.Die Menschen in ihrem Alltag und den Wandel der Stadt zu begleiten, bietet uns jeden Tag aufs Neue eine Fülle von spannenden Themen und Geschichten, die unter die Haut gehen. Ist beruflich und privat kulturinteressiert, leidenschaftliche Museumsbesucherin, Konzert- und Theatergängerin.