NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (M.) auf dem Balkon des Hochhauses im Chemiepark Marl im Gespräch mit Marls Standortleiter Bernhard Vendt.

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Hendrik Wüst im Chemiepark Marl: „Betrieb der Kohlekraftwerke verlängern“

rnWahlkampftour

Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) hat sich am Dienstagvormittag beim Besuch im Chemiepark Marl dafür ausgesprochen, Kohlekraftwerke in Reserve zu halten oder den Betrieb zu verlängern.

Marl

, 19.04.2022, 15:35 Uhr

Der Konzern Evonik ist davon - insbesondere mit seinen Unternehmen am Chemiestandort Marl - direkt betroffen. Nur noch bis Oktober 2022 ist der Betrieb des letzten Steinkohlekraftwerks genehmigt. Zwei neue Gas- und Dampfkraftwerksblöcke sollten die Versorgung längst übernehmen. Der Krieg in der Ukraine und die daraus folgenden Schwierigkeiten bei Gaslieferungen haben diese Pläne durchkreuzt.

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Vor Journalisten betonte der NRW-Ministerpräsident am Dienstag in Marl, das Thema Gasversorgung stehe nun ganz oben auf der Agenda. Versorgungssicherheit sei insbesondere für die Industrie zu gewährleisten, die viel Energie brauche. „Ich bin sehr dafür, Kohlekraftwerke in Reserve zu halten, sie nicht final vom Netz zu nehmen, sondern ein Stück länger laufen zu lassen“, so Wüst in Marl.

NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst mit Ute Wolf ( Finanzvorstand von Evonik) im Chemiepark Marl.

NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst mit Ute Wolf ( Finanzvorstand von Evonik) im Chemiepark Marl. © Meike Holz

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Kohlekraftwerk, Gas und Dampfturbinen laufen parallel

Der Konzern Evonik betreibt im Chemiepark Marl derzeit noch ein Kohlekraftwerk, um die Versorgung mit Gas- und Dampf für die Unternehmen am Standort, aber auch für 2000 Haushalte in Marl zu gewährleisten, die mit Fernwärme versorgt werden. In diesem Frühjahr sollten zwei neue Gaskraftwerksblöcke das alte Steinkohlekraftwerk ablösen. Die Blöcke produzieren auch seit Anfang März Dampf, der für die Produktionen im Chemiepark benötigt wird, aber noch keinen Strom.

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Die Abrisspläne für das Kohlekraftwerk sind jedoch angesichts des Ukraine-Kriegs nun vorläufig zu den Akten gelegt worden. Es darf mit der bestehenden Genehmigung noch bis Ende Oktober weiterlaufen. „Um die Genehmigung zu verlängern, sind wir auf die Unterstützung des Landes NRW angewiesen“, erklärt Standortleiter Bernhard Vendt auf die Frage, was das Land NRW tun könne, um die Versorgung des Industriestandorts in Marl mit seinen rund 100 Produktionsanlagen zu sichern. Neben den Evonik-Firmen arbeiten 17 weitere internationale Unternehmen in Marl. Alle zusammen haben rund 10.000 Beschäftigte.

Ministerpräsident Hendrik Wüst hat am Dienstagvormmittag (19.4.) die Firma Evonik im Chemiepark Marl besucht.

Ministerpräsident Hendrik Wüst hat am Dienstagvormmittag (19.4.) die Firma Evonik im Chemiepark Marl besucht. © Meike Holz

Zu den weltweit größten Akteuren, die in Marl produzieren, gehört der Ineos-Konzern. Das Unternehmen hat am Standort gerade für einen mittleren dreistelligen Millionen-Euro Betrag eine neue Anlage zur Produktion von Cumol in Betrieb genommen. Der Rohstoff wird unter anderem für die Produktion von Aspirin benötigt. Die Anlage hat eine Kapazität von 750.000 Tonnen pro Jahr.

Wahlkampftour durch NRW

Auf seiner Wahlkampftour durch NRW vor der Landtagswahl hat Ministerpräsident Hendrik Wüst am Dienstag insgesamt vier Unternehmen im Ruhrgebiet besucht, die das Ziel haben, klimaneutral zu produzieren und aktuell unter den Belastungen durch den Ukraine-Krieg leiden. In Selm war Hendrik Wüst bei Knäpper Oberflächentechnik zu Gast, in Lünen bei der Remondis Sustainable Services und in Gladbeck bei der Pilkington Deutschland AG.

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Steinkohle sichert Energieversorgung

Der Standortleiter des Chemieparks Marl, Bernhard Vendt, zog nach dem Gespräch mit dem Ministerpräsidenten des Landes NRW ein positives Fazit: „Er kam mit gezielten Fragen. Wir konnten unsere aktuelle Situation gut darstellen.“

Als Bernhard Vendt im Oktober 2021 seine Stelle als Standortleiter in Marl antrat, war noch nicht abzusehen, dass die vierte Welle der Corona-Pandemie und ein Krieg in der Ukraine so großen Einfluss auf die Produktionen im Chemiepark und seine Verbundpartner außerhalb des Standorts haben würden.

Jetzt setzt das Unternehmen zunächst wieder auf die Steinkohle, die am Weltmarkt eingekauft wird, um die Energieversorgung in der Krise sicherzustellen. Die Verlängerung der Betriebsgenehmigung für das Steinkohlekraftwerk über den Oktober hinaus ist Sache der Bezirksregierung und damit des Landes NRW.

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