Hannover-Boss Kind droht bei DFL-Nein mit Klage
Widerstand gegen 50+1-Regel
Martin Kinds Kampf um die Übernahme von Fußball-Bundesligist Hannover 96 geht auf die Zielgerade. Am Montag könnte es eine Entscheidung geben. Bei einem Nein der DFL kündigte der 96-Boss rechtliche Schritte an.

Martin Kind, streitbarer und nicht unumstrittener Präsident von Hannover 96, wartet auf eine Entscheidung. © dpa
Für Martin Kind heißt es vorerst weiter warten. Am 5. Februar, so berichtete die „Sportbild“, werde das Präsidium der Deutschen Fußball-Liga (DFL) über den Ausnahmeantrag des 73-Jährigen entscheiden, ob dieser - trotz der 50+1-Investorenregel - den Fußball-Bundesligisten Hannover 96 mehrheitlich übernehmen darf. „Alle Unterlagen sind eingereicht. Jetzt gilt es“, sagte Kind am Mittwoch auf dem Branchenkongress SpoBis in Düsseldorf.
Werbung in eigener Sache
Der Präsident von Hannover 96 betrieb dabei noch einmal Werbung in eigener Sache, bekräftigte aber auch, im Falle einer DFL-Absage vor Gericht ziehen zu wollen. „Die Basis aller Entscheidungen ist das Schiedsgerichtsurteil von 2011“, so Kind. Heißt: 50+1 bliebe bestehen plus 20-Jahre-Regelung. Bei der Entscheidung der DFL gehe es nicht um wirtschaftliche Fragen, erklärte Kind, sondern um Rechtsfragen. Er gehe weiterhin davon aus, dass der Antrag genehmigt wird. „Die Alternative ist der Rechtsweg. Das ist von Anfang klar gesagt worden“, betonte der 96-Boss. Ob er auch Schadenersatz in Betracht ziehe? „Ich schließe nichts aus.“
Den Antrag für die Ausnahmeregelung von der 50+1-Regel hatte Kind bereits im Oktober des vergangenen Jahres gestellt. Die Regel besagt, dass die Stammvereine der Bundesligisten die Mehrheit bei den ausgegliederten Kapitalgesellschaften halten müssen. Ausnahmen von der Regel gibt es nur dann, wenn ein potenzieller Investor den Verein länger als 20 Jahre unterstützt hat. Das habe er getan, betonte Martin Kind. Seit 1997 führt er den Klub, ein Jahr später wurde Kind zudem Chef und größter Gesellschafter der „Hannover 96 Sales & Service GmbH & Co. KG“. Das ist insofern wichtig, als dass eben diese Gesellschaft, so erhofft es sich jedenfalls der 73-Jährige, am Ende das alleinige Sagen bei den 96ern haben soll.
Viel Geld investiert
Man habe - gerade für hannoversche Verhältnisse - sehr viel Geld in die Hand genommen, erklärte Kind rückblickend auf die vergangenen zwei Jahrzehnte. „Und wir haben hier sehr viel geschafft: die HDI-Arena, 15 Jahre Bundesliga und ein Nachwuchsleistungszentrum ohne Fremdkapitalfinanzierung.“
So weit, so gut. Doch bei den Fans in Hannover sorgen die Pläne Kinds für großen Unmut. Die Atmosphäre in der HDI-Arena ist wegen eines Stimmungsboykotts der 96-Ultras seit Monaten gespenstisch, es gab Demonstrationen im Stadion und der Innenstadt. Die 96-Anhänger hegen die Angst, dass der Fußball, ihr Fußball, verloren gehen könnte, sollte die Entscheidungshoheit nicht mehr bei den Vereinen und deren Mitgliedern liegen. „Es geht doch nur darum: Wer entscheidet über Investoren und den Haushalt. Wer entscheidet über die Besetzung der Geschäftsleitung. Nicht mehr und nicht weniger“, so Kind.
Peters: Erfolge durch Nachhaltigkeit
Der Hannover-Präsident sieht den Schritt als Notwendigkeit an, um auf lange Sicht konkurrenzfähig zu bleiben. „Wir müssen uns wettbewerbsmäßig weiterentwickeln, und dafür brauchen wir Kapital“, betonte er auf dem Spobis. Liga-Konkurrent Schalke 04 geht derweil einen anderen Weg, wie Finanzvorstand Peter Peters ebenfalls in Düsseldorf erklärte. Der Verein setze auf Kredite und Anleihen, um Investitionen zu finanzieren. Das Tafelsilber müsse man entsprechend nicht mit Investoren teilen. „Die Rechte am eigenen Verein werden immer wertvoller“. Diese müsse man „im eigenen Haus“ behalten. Erfolge, so Peters, würden durch Nachhaltigkeit erreicht. Das dürfte Martin Kind freilich anders sehen.