Handgemenge und ausgeschlagenes Versöhnungsangebot Kadir Koc nervt das Buhmann-Image

Kadir Koc nervt das Buhmann-Image
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Es war ein denkwürdiger Auftritt von Kadir Koc am Sonntag in Mühlhausen. Alsteddes Innenverteidiger schritt nach Spielschluss oberkörperfrei in Richtung Kabinentrakt, klopfte sich auf die nackte Brust und rief immer wieder über den Platz: „Ich bin Kadir Koc aus Brambauer! Ich bin Kadir Koc aus Brambauer!“ Zuvor war er in eine Rudelbildung verwickelt, stand Kopf an Kopf mit Justin Pfaff vom unterlegenen SSV Mühlhausen aneinander.

Einen Tag später klärte Koc auf: „Ich wusste überhaupt nicht, was die Mühlhausener von mir wollten.“ Wenn jemand mit ihm ein Problem oder eine Angelegenheit zu besprechen habe, solle er ihn gerne aufsuchen, ließ Koc ausrichten. „Deswegen habe ich gerufen, wer ich bin und woher ich komme. Wer will, der findet mich“, sagte Koc provokant. Anlegen will man sich mit dem großen Innenverteidiger eigentlich nicht.

Die Eskalation nach Spielschluss versteht Koc aber überhaupt nicht. „Ich bin der einzige, der cool geblieben ist. Ich habe nichts gemacht, nur laut gejubelt“, sagte Koc, der die Rudelbildung als bewusst provozierte Aktion verstanden wissen will. „Die beiden aus Mühlhausen sind auf mich zugegangen. Es ist bekannt, dass ich schnell auf 180 sein kann. Und jeder weiß, dass dann Leute dazwischengehen“, so Heißsporn Koc. Es entstand ein Handgemenge.

Aber alles will sich Koc auch nicht gefallen lassen. Der 32-Jährige fühlte sich angegangen, sei beleidigt worden und „irgendwann sage ich auch mal was“. Dann stand er Kopf an Kopf Mühlhausens Rechtsverteidiger Justin Pfaff gegenüber, riss die Augen weit auf. Als beide getrennt waren, baute sich Mühlhausens Mustafa Akdeniz vor dem Alstedder auf, den Koc unsanft mit einem Griff ins Gesicht beiseite schob. Was ihn stört: „Jetzt bin ich wieder der Buhmann!“

Heißsporn Kadir Koc

Es ist nicht das erste Mal, dass Koc in eine Rudelbildung verwickelt ist. Nach dem Dortmunder Kreisliga-Topspiel zwischen der SG Gahmen und Osmanlispor hatte Koc 2021 eine Acht-Spiele-Sperre aufgebrummt bekommen, über die er sich damals massiv echauffierte und fehlende Verhältnismäßigkeit kritisierte. Der Abwehrspieler polarisiert mit seiner Emotionalität auf dem Feld, gilt aber nicht als jemand, der komplett die Nerven verliert. Privat ist der Ingenieur eher ein Familienmensch.

Kadir Koc
„Ich bin der einzige, der cool geblieben ist. Ich habe nichts gemacht, nur laut gejubelt“, sagte Koc zur Rudelbildung. © Reith

Mühlhausens Trainer Marco Slupek kritisierte Koc für die Beteiligung an der Rudelbildung überraschenderweise keinesfalls. „Da muss ich Kritik in meine eigene Mannschaft geben. Auch wir haben Spieler im Verein, die mit Gegenspielen aneinandergeraten. Und es sind immer dieselben. Das kann nicht immer nur am Gegenspieler liegen. Natürlich sind die Spieler niedergeschlagen nach einer Niederlage. Aber wenn ich auf jeden Zug aufspringe, der mir geboten wird...“, sagte Slupek.

Verhalten spricht sich rum

Und er erklärte weiter, dass sich aggressives Verhalten von Spielern in der Liga rumspricht. „Das kann ich als Trainer als taktisches Mittel einsetzen. Wenn Leute leicht zu provozieren sind, kann man ihnen die Spielqualität nehmen, weil sie dann verbal mehr mit dem Gegner als mit dem Spiel beschäftigt sind“, sagte Slupek. Zu einer Versöhnung kam es nach dem Spiel nicht. Koc schlug die angebotene Hand aus, wie beide Seiten bestätigten.

Justin Pfaff (l.) schirmt den Ball gegen gegen Kadir Koc ab.
Justin Pfaff (l.) schirmt den Ball gegen gegen Kadir Koc ab. © Reith

In ein echtes Handspiel auf dem Platz war Koc auch verwickelt. Der Schiedsrichter pfiff es nicht – zurecht, wie Koc fand: „Der Ball prallt aus kurzer Distanz gegen meine Brust und dann an den Arm. Da kann ich nichts für.“ Viele Zuschauer sahen die Szene anders, nämlich dass Koc mit der Hand klar in Ballrichtung geht.

Ans Aufhören denkt der 32-Jährige indes noch nicht. „Ich bin nicht mehr der Jüngste, aber ich kann mit den 19- und 20-Jährigen mithalten. Solange das der Fall ist, will ich weiter Bezirksliga spielen“, sagte er. Danach könne er sich vorstellen, in die unteren Kreisligen zu wechseln oder bei den Alten Herren zu spielen. In Alstedde fühlt er sich laut eigener Aussage wohl, hat aber noch nicht verlängert – und das hat einen Grund: „Bei mir braucht man nicht fragen, ob ich bleibe. Wenn man mich braucht, bin ich da.“

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