Hamster demonstrieren gegen Kapitalismus
Kurioses Kunstwerk
MÜNSTER Hamster sind possierliche kleine Wesen. Tagsüber schlafen sie für gewöhnlich, nachts aber laufen sie zu Hochform auf und drehen gewaltig am Rad. Zehn der kleinen Nager werden jetzt Kunst. Zu sehen in einer Ausstellung in Münster.

Boah, ist der niedlich: Die Künstler Johannes Mundinger und Sophia Hirsch sowie Juror Ruppe Koselleck (v.l.) nehmen Kontakt zum ersten Energie-Hamster auf.
5000 Facebook-Freunde hatte der Verein angeschrieben. Unter dem Dach des Projektes „Kritische Masse“, einer Kooperation vom Künstlerdorf Schöppingen, den Kunsthallen in Ahlen und in Münster, dem Fritz-Winter-Haus, dem Westfälischen Kunstverein, dem Kloster Gravenhorst sowie der Galerie Münsterland, wählte man den Weg eines offenen Aufrufes über das soziale Netzwerk bewusst. „Was passiert da, und was wird aus den sozialen Netzwerken hinausgetragen?“, fragt Jurymitglied Ruppe Koselleck. „Wir hätten allerdings mit mehr Einsendungen gerechnet“, fügt sein Kollege Oliver Breitenstein hinzu. Die Idee von Sophia Hirsch und Johannes Mundinger überzeugte die Jury sofort. In acht Käfigen werden insgesamt zehn Hamster durch die Bewegung von Hamsterrädern Energie erzeugen. Über Dynamos und einen Akku wird ein Laufschriftdisplay mit Strom versorgt, auf dem in roter Leuchtschrift Slogans gegen die Finanzwirtschaft auftauchen und wieder verschwinden. Dies sei gleichzeitig süß, umweltschonend und gesundheitsfördernd, sagt das Künstler-Duo. Die vielgerühmte Karriereleiter werde zum Hamsterrad.
„Interessant für uns war auch die Frage, an wen sich eigentlich Kunst wendet“, sagt Koselleck. „Hier bildet sich eine Schnittstelle für Eltern und Kinder.“ So werde ein neues Publikum an Kapitalismuskritik herangeführt. Auch stelle sich die Frage nach Massentierhaltung: „Tiere arbeiten für den Menschen und produzieren Energie“, so Koselleck. Der Förderpreis des Berliner Kunstvereins an Hirsch und Mundinger ist mit 2000 Euro dotiert. Erworben wurden die Hamster aus Privathaushalten. In ihrem Zuhause waren die Tiere nicht mehr erwünscht. Dass es ihnen in Zukunft an nichts mangelt, dafür haben die Verantwortlichen gesorgt. „Wir stehen in engem Kontakt mit der Hamsterhilfe Münsterland“, sagt Mundinger. Nach dem Ende der Ausstellung können die Hamster gegen eine Spende erworben werden. Voraussetzung dafür ist ein artgerechtes neues Heim. Edda Klepp