Halb Mensch, halb Tier - Sebastian Osterhaus' Bilder
Neuer Maler in Münster
In das Atelierhaus an der Fresnostraße sind seltsame Wesen eingezogen. Frauen mit Fellkörpern, eine Giraffe mit Händen, ein Käfer mit Gesicht. Rätselhafte Symbiosen aus Mensch und Tier. Der Vater dieser Chimären ist Sebastian Osterhaus. Ein neuer junger Maler in der Stadt, der bei Ausstellungsmachern bereits heiß begehrt ist.

Sebastian Osterhaus in seinem neuen Atelier im Förderverein aktuelle Kunst an der Fresnostraße. Der junge Künstler kommt von der Dresdner Hochschule und will von Münster aus den Kunstmarkt mit seinen Chimären erobern.
Die letzten sieben Jahre jedoch verbrachte er in Dresden an der Hochschule für Bildende Künste, wurde dort Meisterschüler bei Prof. Peter Bömmels. „Das ist einer der jungen Wilden aus dem Kippenberger-Umfeld“, sagt Osterhaus. Im Herbst macht er in Dresden seinen Abschluss. Auch in Münster und Düsseldorf hatte er sich anfangs beworben. „Doch da hat es nicht geklappt“, erzählt er. Vielleicht Schicksal. Denn Dresden wurde ihm nicht nur „das größere Münster“, hier kam er auch einem seiner großen Vorbilder sehr nahe: Gerhard Richter. Der Mega-Star der Kunstszene hat im vergangenen Jahr ein Werk für das Künstlerbuch „Rohmaterial“ angefertigt, zu dem auch Osterhaus eine Arbeit beisteuerte. Das zweibändige Werk versammelt Originalbeiträge von Dresdner Studierenden, Professoren und ehemaligen Absolventen wie Gerhard Richter – eine Aktion zum 250. Jahrestag der Hochschule. „Als ich mich für die Teilnahme beworben habe, wusste ich nicht, dass Richter mitmacht“, so Osterhaus. Jetzt gibt es einen Katalog, der junge Osterhaus-Kunst neben millionenschwerer Richter-Kunst zeigt. Für 750 Euro war der Katalog zu haben. Natürlich ist er längst vergriffen.
„Das ist schon toll, seine Kunst neben einem Richter zu finden“, sagt Osterhaus, während er im Katalog blättert. „Und es hat mir sehr geholfen. Für 2015 bin ich schon komplett für Ausstellungen gebucht.“ Die Firma BASF habe sich bei ihm gemeldet, auch die Zeche Zollverein, gerade ging in der Kölner Galerie Labor eine Ausstellung zu Ende.
Wichtige Schritte auf dem Weg ins Künstlerdasein. Doch ist Münster die richtige Station für einen solchen jungen, aufstrebenden Künstler? „Mein Professor sagte zu mir: Wenn du nichts werden willst, gehst du nach Berlin.“ Berlin sei viel zu überlaufen mit jungen Künstlern. „Berlin hat keine Kaufkraft und zu wenig Sammler.“ Münster, Köln und Düsseldorf seien die lohnenderen Orte, um Kontakte zu knüpfen. Und genau das ist es, was Osterhaus hier im Sinn hat: „Ich möchte mich auf den Kunstmarkt vorbereiten, früh versuchen, ein Netzwerk aufzubauen.“ Ein Faden von früher führt schon einmal in den Westfälischen Kunstverein: Die damalige Direktorin Carina Plath zeigte ihn im Jahr 2008 in der Kunstförderpreis-Ausstellung.
Expressive Farben und fantasievolle Szenen zeichneten ihn damals aus. Die Chimären, denen er sich momentan widmet, sind für ihn Charakterstudien. „Ich suche für Menschen Tiere, die den Charakter beschreiben.“ Ein Spiel mit Rollen, mit Verhüllung und Aufdeckung, das auch ganz abstrakt werden kann. Auf einem Bild fehlt die Figur sogar völlig, nur noch ein Pelzmantel ist zu sehen. Doch jedes Haar leuchtet so kunstvoll, als würde der Mantel leben – halb Tier, halb Mensch sein. Für das Buch arbeitete Osterhaus ganz anders. Er machte eine Fotocollage aus 250 Architekturstudien der Hochschule, die er zu einem düsteren, unscharfen, geheimnisvollen Ganzen verschmolz. Richter steuerte die Druckgrafik „Elbe 1764“ bei. Wer weiß, ob jemals Werke von beiden zugleich in einer Ausstellung hängen werden. Sabine Müller