Große Show auf dem Plattenteller

"Hairspray" in Tecklenburg

TECKLENBURG Pünktlich zu Vorstellungsbeginn fallen die ersten Tropfen. Während die Zuschauer überwiegend im Trockenen sitzen, startet das „Hairspray“-Ensemble bei der Premiere auf der Freilichtbühne Tecklenburg im Regen. Der Spielfreude tut das keinen Abbruch. Und die Haare sitzen.

29.07.2012, 18:31 Uhr / Lesedauer: 2 min
Tracy (Ilse La Monaca, l.) hat das Temperament von ihrer mächtigen Mutter (Andreas Lichtenberger).

Tracy (Ilse La Monaca, l.) hat das Temperament von ihrer mächtigen Mutter (Andreas Lichtenberger).

Tracy Turnblad, kleine pummelige Vorstadtgöre sowie Tochter der großen pummeligen Edna und der Frohnatur Wilbur Turnblad, wünscht sich nur eins: Sie möchte tanzen. Und das tut sie. Schließlich wird sie von Corny Collins (Michael Ernst), Namensgeber einer eigenen Fernsehtanzshow, entdeckt. Kein Wunder, dass das die Konkurrenz auf den Plan ruft. Denn Tracy wird nicht nur der Liebling der Fernsehzuschauer, sie setzt sich auch gegen Rassentrennung ein. Die Inszenierung von Andreas Gergen vertraut auf farbenfrohe Überzeichnungen. Und das kommt an. Bühnenbildnerin Susanne Buller und Kostümbildnerin Karin Alberti setzen deutliche Akzente. In rasantem Tempo wechselt das hervorragend eingestimmte Tanzensemble (Choreografie: Danny Costello) zwischen Sportdress und hippem Sixties-Showstyle.

Was die Textvorlage an Vielschichtigkeit vermissen lässt, gleichen die Darsteller mit Dynamik aus. Hauptdarstellerin Ilse La Monaca verleiht ihrer Tracy so einen Charme, dass man sie am liebsten knuddeln möchte. Spätestens mit ihrem hoffnungslos verliebten „Glocken klingen hell“ erobert sie die Herzen des Publikums und ihres TV-Idols Link Larkin (Nicky Wuchinger). Da haben es die Gegenspielerinnen schwer. Während die intrigante Produzentin Velma von Tussle (Kerstin Maria Mäkelburg) immerhin die gesamte Klaviatur arroganter Töne auf- und abspielen darf, bleibt Maja Sikora als ihre Bühnentochter Amber penetrant hysterisch. Hier hätte die Regie mehr herausholen können. Stimmlich hervorragend ist ein weiteres Pärchen: Jana Stelley und Gino Emnes als Tracys beste Freundin Penny und ihr dunkelhäutiger Freund Seaweed. Auf der zum Plattenteller verwandelten Drehbühne bezaubert Emnes’ samtiges Timbre. Amanda Whitford überzeugt als Motormouth Maybelle und zählt ebenso zu den musikalischen Glanzlichtern wie Walesca Frank in der Rolle der Inez.

Den komödiantischen Höhepunkt liefern Andreas Lichtenberger und Mathias Schlung als Ehepaar Wilbur. Mit obskurem Paartanz und grotesken Komplimenten treiben sie in ihrem Liebes-Duett „Du bist zeitlos für mich“ die Zuschauer zu wahren Begeisterungsstürmen. Am Ende siegt die Liebe über alle Vorurteile. Tracy gewinnt die Krone und bringt ihre farbigen Freunde ins Rampenlicht der „Corny Collins Show“. Standing Ovations.