Großaktionär peilt TUI-Zerschlagung an

Mitten im Machtkampf über seinen künftigen Kurs hat der Reise- und Schifffahrtskonzern TUI grünes Licht für ein neues Unternehmen im profitablen Kreuzfahrtgeschäft bekommen. Die EU-Kommission genehmigte am Montag eine Gemeinschaftsfirma von TUI und der Royal Caribbean Cruises.

Hannover (dpa)

10.03.2008, 14:54 Uhr / Lesedauer: 2 min

Großaktionär John Fredriksen peilt eine Zerschlagung der TUI an.

Großaktionär John Fredriksen peilt eine Zerschlagung der TUI an.

Unterdessen macht TUI-Großaktionär John Fredriksen weiter Druck, um eine Aufspaltung des Konzerns in seine beiden Geschäftsbereiche Tourismus und Schifffahrt zu erreichen. Der TUI-Aufsichtsrat will sich am kommenden Montag (17.3.) mit den «strategischen Optionen» des Konzerns befassen.

Das neue Kreuzfahrtunternehmen mit dem Namen TUI Cruises soll noch im März gegründet werden. Sitz der Firma soll Hamburg sein. Dort entstünden dann auch neue Arbeitsplätze, teilte die TUI mit. Bei der TUI AG in Hannover müsse wegen der Neugründung aber niemand um seinen Arbeitsplatz bangen, sagte ein Sprecher. Das erste Schiff unter der Marke TUI Cruises soll im Mai 2009 in See stechen. TUI und die Royal Caribbean Cruises halten jeweils 50 Prozent an dem Gemeinschaftsunternehmen.

Das lukrative Kreuzfahrtgeschäft gilt neben Hotels und der Containerschifffahrt als Bereich, auf den TUI-Chef Michael Frenzel künftig verstärkt setzen will. Der Kurs Frenzels aber ist heftig umstritten. Aktionäre wie der US-Investor Guy Wyser-Pratte fordern seit Jahren eine Zerschlagung der TUI. Frenzel ist dagegen. Ihr Touristikgeschäft mit Ausnahme der Hotels hatte die TUI im vergangenen Jahr mit dem britischen Wettbewerber First Choice zur neuen TUI Travel mit Sitz in London zusammengelegt.

Am Montag berichtete die «Financial Times Deutschland», der norwegische Großreeder Fredriksen habe nach eigenen Angaben weitere Verbündete für eine Zerschlagung der TUI gefunden. «Es ist sehr wahrscheinlich, dass wir auf der Hauptversammlung die nötige Mehrheit von 75 Prozent haben werden», sagte ein Fredriksen-Vertrauter der Zeitung. Fredriksen, der bisher etwa fünf Prozent der Anteile hält, habe weitere TUI-Papiere gekauft. Fredriksen will mit einer TUI-Zerschlagung die Schifffahrtstochter Hapag-Lloyd voranbringen. Ein TUI-Sprecher wollte den Bericht nicht kommentieren. Die Hauptversammlung ist am 7. Mai.

Fredriksen müsste dem Bericht zufolge für eine Drei-Viertel- Mehrheit bei der Hauptversammlung mindestens einen Aktionär aus dem Kreis der Frenzel-Unterstützer auf seine Seite gezogen haben. Zu diesen Aktionären, die insgesamt rund 25 Prozent der Aktien halten, gehören spanische Hoteliers und der russischer Stahl-Milliardär Alexej Mordaschow.

Frenzel hatte zuletzt mit einem Plan für Wirbel gesorgt, die Konzernzentrale mit der Schifffahrtssparte Hapag-Lloyd zu verschmelzen und so besser vor einer Übernahme zu schützen. In diesem Zusammenhang wird auch ein Umzug der TUI-Zentrale von Hannover nach Hamburg geprüft. Eine Entscheidung darüber fällt früheren TUI-Angaben zufolge frühestens am 17. März. Die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat betrachten die Pläne Frenzels mit Skepsis. Dazu kommen Spekulationen, dass Frenzel bei der Konsolidierung der weltweiten Containerschifffahrt eine stärkere Rolle der TUI anstrebt. Die Branche gilt angesichts des boomenden Welthandels als besonders zukunftsträchtig.

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