Gold und Bronze für Pfeilschifter: «Supergeiler Abschluss»
Mit elf WM-Titeln inklusive nicht-olympischen Disziplinen und 21 Mal EM-Gold beendet Gewehrschützin Sonja Pfeilschifter ihre einzigartige Karriere. Nur mit der Olympia-Medaille hat es bei fünf Teilnahmen nie geklappt. Doch die ehrgeizige Bayerin hat ihren Frieden gefunden.

Sonja Pfeilschifter schoss sich auf den dritten Platz. Foto: Geoff Caddick
Mit WM-Titel Nummer elf sagt Gewehrschützin Sonja Pfeilschifter servus. Die 43 Jahre alte Bayerin hat bei der WM in Granada ihre einzigartige Karriere beendet.
Selbst das traurige Kapitel medaillenloser Olympischer Spiele ist abgeschlossen: «Olympia moag mi net», weiß die Sportsoldatin, die einen Klasse-Endspurt nach 23 Jahren Leistungssport hinlegte. Mit Team-Gold im Luftgewehr zusammen mit Barbara Engleder und Lisa Müller feierte sie einen goldenen Abschluss.
Mit Bronze im Einzelwettbewerb krönte sie sich selbst, gewann die erste Medaille des Deutschen Schützen-Bundes (DSB) in einer olympischen Disziplin bei dieser WM und sicherte dem Verband den bisher ersten und einzigen Startplatz für Rio 2016. «Das war ein supergeiler Abschluss», sagte Pfeilschifter unmittelbar nach dem finale mt feuchten Augen. Engleder als zweite Finalistin schied hingegen schon als Zweite des Achterfeldes aus und wurde Siebte.
Damit rechtfertigte Pfeilschifter ihre Nominierung. Nach dem fünften vergeblichen Anlauf auf eine Olympia-Medaille hatte sie mit dem DSB eine Vereinbarung getroffen. «Für Rio 2016 stelle ich mich nur zur Verfügung, wenn der Verband mich unbedingt benötigt», sagte sie noch nach den London-Spielen. Doch angesichts des Talents einer Selina Gschwandtner, der neuen alten Stärke von Eva Rösken, der Weltcupsiegerin von Maribor, der ehemaligen Junioren-Europameisterin Isabella Straub oder eben von Lisa Müller, die in Granada bei ihrem WM-Debüt Neunte wurde, bieten sich genügend Alternativen für den Verband.
«Wir wollten einer so verdienten Sportlerin wie Sonja Pfeilschifter die Möglichkeit geben, sich in einem angemessenen Rahmen von der internationalen Bühne zu verabschieden», sagte Sportdirektor Heiner Gabelmann. Daher war die Dauerbrennerin auch für die WM nominiert worden, obwohl sie «nur» Dritte der Ausscheidung war.
Das 1,56 Meter kleine bayerische Energiebündel dankte es, kämpfte sichtbar hart und bescherte dem Verband mit ihren alten Tugenden sogar noch einen Quotenplatz für Rio de Janeiro. «Egal, wie das hier ausgegangen wäre, ich hätte nicht mehr weiter geschossen», bekräftigte die Berufssoldatin nach dem Finale noch einmal.
Pfeilschifter spaltete die Schützengilde mehrmals. 2012 in London wurde sie für die Entscheidung mit dem Luftgewehr nicht nominiert, weil der DSB den Anfangsdruck der ersten deutschen Olympia-Medaille nicht auf Pfeilschifter laden wollte. Sie sollte sich auf ihre Lieblingsdisziplin konzentrieren - und scheiterte.
Zuvor bewies die «Weltschützin des Jahres 1998» über zwei Jahrzehnte immer wieder ihr Ausnahmekönnen. Nur mit Olympia wollte es nie klappen. 2004 schimpfte sie, weil ihr Heimtrainer nicht mit dabei war, 2008 kam es zum Konflikt mit Gewehr-Bundestrainer Claus-Dieter Roth, 2012 trug sie ihre Unzufriedenheit zur Schau, nicht mit dem Sportgewehr nominiert worden zu sein.
Mit ihrer langen Streit-Geschichte konfrontiert, wird die 34-malige Weltcup-Siegerin einen Moment nachdenklich. «Ich bin sicher kein einfacher Mensch», gibt sie zu und betont: «Ich bin dazu erzogen worden, dass ich meine Meinung sagen darf. Aber das vertragen einige Menschen offensichtlich nicht.» In Granada jedoch schloss sie ihren Frieden, als sie die Glückwünsche des Verbandes entgegennahm - an der Spitze DSB-Präsident Heinz-Helmut Fischer.