Nach Tweet über „braunen Dreck“ Rausgeworfene Dozentin bedankt sich für Unterstützung

Nach Tweet über „braunen Dreck“: Polizei-Hochschuldozentin verliert Lehrauftrag
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Eine Dozentin an der Polizei-Hochschule in Gelsenkirchen hat nach einem Tweet ihren geplanten Lehrauftrag an der Hochschule verloren. Ein bestehender Lehrauftrag sei ausgelaufen, aber eine weitere Beauftragung sei zum kommenden Semester geplant gewesen, sagte ein Sprecher des NRW-Innenministeriums am Montag mit Verweis auf die Leitung der Hochschule. Dies sei von der Hochschulleitung gestoppt worden.

Nach ihrem Rauswurf hat sich Bahar Aslan für Unterstützung und Zuspruch bedankt. Besonders freue sie sich über diverse Jobangebote von Universitäten und Fachhochschulen, twitterte sie. Die Kritik an ihrem Rauswurf reicht von „Dunkler Tag für die Meinungsfreiheit“ und „Klarer Fall von Cancel Culture“.

Aslan räumte aber auch erstmals ein: „Die Ausdrucksweise mag man kritisieren, vielleicht war es eine unglückliche Wortwahl.“ „Es tut mir leid, wenn sich Polizisten angesprochen fühlen, die vorbildlich ihren Dienst tun. Es ging mir um jene Beamtinnen und Beamte, die sich an rechtsextremen Chats beteiligen, die mit ihrer rassistischen Geisteshaltung ganze Dienststellen vergiften. Sie haben das Vertrauen in diese Institution gerade in der migrantischen Community tief erschüttert“, sagte sie „Zeit online". Gleichwohl sei sie der Ansicht: „Dass sie mich rauswerfen, ist gesellschaftlich ein bedenkliches Signal. Ich bin überrascht, dass sie das gemacht haben, ohne mit mir zu reden.“

Die Hochschule bestätigte dies auf Anfrage: „Aus Sicht der Hochschulleitung ist die Dozentin aufgrund ihrer aktuellen Äußerungen ungeeignet, sowohl den angehenden Polizistinnen und Polizisten als auch den zukünftigen Verwaltungsbeamtinnen und -beamten eine vorurteilsfreie, respektive fundierte Sichtweise im Hinblick auf Demokratie, Toleranz und Neutralität zu vermitteln.“

Der Tweet von Dozentin Bahar Aslan lautet: „Ich bekomme mittlerweile Herzrasen, wenn ich oder meine Freund*innen in eine Polizeikontrolle geraten, weil der ganze braune Dreck innerhalb der Sicherheitsbehörden uns Angst macht. Das ist nicht nur meine Realität, sondern die von vielen Menschen in diesem Land“, hatte die Dozentin Bahar Aslan am Samstag getwittert.

Aslan bekommt Zuspruch auf Twitter

Der Tweet sorgte für reichlich Wirbel, nachdem „Focus online“ darüber berichtet hatte. Der GdP-Landesvorsitzende Michael Mertens sagte am Montag, eine solche „Pauschalverurteilung der Sicherheitsbehörden geht gar nicht“. Der Fall müsse arbeits- und strafrechtlich aufgearbeitet und geprüft werden.

Auch der CDU-Innenpolitiker Christos Katzidis sagte, die Äußerung sei „unerträglich und untragbar“. Er erwarte eine strafrechtliche und eine disziplinarrechtliche Prüfung. „Sie ist ja auch Lehrerin an einer Hauptschule.“

Aslan verteidigte sich und sprach von einer Verleumdungskampagne: Es habe sich bei ihrem Tweet nicht um eine Pauschalverurteilung aller Polizisten gehandelt, wie der GdP-Landeschef behaupte. Nun bekomme sie im Minutentakt Hass-Botschaften.

Aslan bekam auf Twitter auch viel Zuspruch: Sie habe ein real existierendes Problem angesprochen und sei nur der Überbringer unangenehmer Tatsachen. Ein „Provinz-StA“ twitterte, die strafrechtliche Prüfung lasse sich relativ schnell abhaken. Aslan habe sich lediglich verächtlich über Rechtsextreme innerhalb der Polizei geäußert.

dpa

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