Geigerin Hilary Hahn ehrte Leonard Bernstein
Philharmonie Essen
Texanisches Sinfonieorchester hob am Sonntag in der Philharmonie Essen ab.

Das Houston Symphony Orchestra hat in der Philharmonie Essen unter Leitung von Andrés Orozco-Estrada gespielt.. Foto: Susanne Diesner
Nein, zu den klassischen „Big Five“, den fünf besten Sinfonieorchestern Nordamerikas, zählen sie nicht. Aber warum eigentlich nicht, so mochte man sich fragen nach dem fulminanten Auftritt der Houston Symphony am Sonntag in der Philharmonie Essen. Seit mehr als zwanzig Jahren erstmals wieder auf Europatournee, präsentierte sich das texanische Orchester in glänzender Form.
Ein Fest für Leonard Bernstein
Das lag sicher auch an den Musikern besonders liegenden Programm, das im ersten Teil ganz auf den vor 100 Jahren geborenen Leonard Bernstein setzte. Vor allem aber lag es an Andrés Orozco-Estrada, der neben anderweitigen Jobs seit vier Jahren auch Chefdirigent in Houston ist.
Gleich im sinfonischen Prolog zur „West Side Story“ wirkte der quirlige Kolumbianer als ansteckender und zupackender Motor am Pult. Dynamisch und schwelgerisch zogen die bekannten Melodien und Rhythmen aus dem Musical-Klassiker vorbei, rhythmisch spritzig, auch in den Blechbläsern.
Orozco-Estrada war ein exzellenter Klangregisseur
Hilary Hahn spielte Bernsteins Serenade nach Platons „Symposion“. Die Stargeigerin aus Virginia durchmaß dieses besondere Violinkonzert federnd-leicht, tänzelnd und mit dem für sie typischen feinen, eleganten Ton.
In der siebten Sinfonie von Dvorák dann war Orozco-Estrada nicht nur Energiebündel, sondern auch ein exzellenter Klangregisseur für die unterschiedlichen Stimmungen zwischen Wiener Eleganz und tschechischer Folklore.
Der frischen, packenden Interpretation folgte als Zugabe ein Stück, das man wegen der schwungvoll-brillanten Houston Symphony für einen weiteren Bernstein halten konnte: tatsächlich jedoch war’s „Tybalts Tod“ aus Prokofjews „Romeo und Julia“.