Gefiederte Dinosaurier sind die Stars im Museum

Ausstellung in Münster

„Dinosaurier – Die Urzeit lebt“ heißt es im LWL-Museum für Naturkunde in Münster: Die aktuelle Dauerausstellung zeigt nicht nur spektakuläre Modelle gefiederter Raubsaurier, sondern bietet auch Mitmachstationen für Kinder und Erwachsene an. Außerdem erklärt sie, warum noch heute in nahezu jedem Garten Dinosaurier zu finden sind.

MÜNSTER

, 21.03.2015, 08:13 Uhr / Lesedauer: 3 min
Das gefiederte Modell des Raubsauriers Deinonychus ist in der Ausstellung im LWL-Museum für Naturkunde ein Blickfang.

Das gefiederte Modell des Raubsauriers Deinonychus ist in der Ausstellung im LWL-Museum für Naturkunde ein Blickfang.

Die Krallen sind groß und angriffslustig nach oben gereckt, das Maul mit den spitzen Zähnen ist weit aufgerissen. Es scheint so, als wolle der Deinonychus jeden Moment zum Angriff übergehen. Und doch ist es nicht die aggressive Haltung, die den kleinen Raubsaurier so faszinierend aussehen lässt. Es ist etwas, was man so bei einem Dinosaurier nicht erwartet: ein schillerndes Federkleid.

Der Anblick ist extrem ungewöhnlich und für Fans der Urzeit-Reptilien sicherlich gewöhnungsbedürftig: ein Dino mit Federn. Und doch ist das Modell ein gutes Beispiel für die Grundidee der neuen Ausstellung, die seit vergangenem Herbst im LWL-Museum für Naturkunde zu sehen ist. Denn das Federkleid spiegelt wider, wie sich die Erkenntnisse in den vergangenen Jahren verändert haben.

Vom Dino zum Vogel

Eindrucksvoll macht das ein weiterer Deinonychus deutlich, der direkt neben dem gefiederten Modell steht – allerdings mit schuppiger Haut ohne Federn. Das Ausstellungsstück stammt aus dem Jahr 1997 und gibt den damals gültigen Wissensstand wieder. Im Kontrast mit dem gefiederten Exemplar wird deutlich, wie sich neue Fossilien-Funde auf den wissenschaftlichen Kenntnisstand ausgewirkt haben.

„Wir haben sieben Modelle mit Federn, von denen wir sicher wissen, dass sie wirklich Federn hatten“, sagt Ausstellungsmacher Tom Hübner. Der Vergleich der gefiederten Reptilien mit heutigen Vögeln drängt sich geradezu auf. „Vögel sind die einzigen Dinosaurier, die bis heute überlebt haben“, so Hübner.

Vielseitiges Federkleid

Daher trifft der Besucher in der Ausstellung „Dinosaurier – Die Urzeit lebt“ auch immer wieder auf Modelle von Vögeln: Es wird erklärt, wie sich die Herrscher der Urzeit zu Vögeln entwickelten. Man lernt aber auch, dass die Federn ursprünglich nicht immer zum Fliegen gedacht waren.

„Federn hatten zunächst auch viele andere Funktionen: Sie wärmten, sie imponierten beim Werben um Weibchen und schützten die Eier im Nest vor der Sonne“, sagt Bianca Fialla, Pressesprecherin des Museums.

Vergleich mit lebenden Tieren

Vögel sind aber längst nicht die einzigen Tiere, die in der Ausstellung eine wichtige Nebenrolle spielen. Denn der rote Faden der Ausstellung ist der Aktualismus: „Die Gegenwart ist der Schlüssel zur Vergangenheit“, erklärt Paläontologe Hübner das Prinzip. Beim Aktualismus vergleichen Wissenschaftler die ausgestorbenen Dinosaurier mit heute lebenden Tieren.

Gibt es Parallelen zum Beispiel beim Körperbau, ziehen die Forscher daraus Rückschlüsse auf Aussehen und Verhalten. Sehr sehenswert ist beispielsweise das mehr als 1000 Kilo schwere und 15 Meter lange Skelett eines Pottwals, das auf Augenhöhe der Besucher hängt: Er war 2011 vor der Küste Schleswig-Holsteins gestrandet und wurde anschließend präpariert. Jetzt dient er dem Vergleich mit anderen Sauriergruppen, die einst das Meer eroberten.

Viele Mitmachstationen

Ob mit Federn oder ohne, im Vergleich mit anderen Tieren oder solo – Dinosaurier faszinieren. Vor allem Kinder: „Dinosaurier sind die echten Drachen – Fabelwesen zum Anfassen“, sagt Hübner. Gemeinsam mit dem Zoologen Jan Ole Kriegs und dem Paläontologen Klaus Peter Lanser hat er das Ausstellungskonzept über zwei Jahre lang erarbeitet.

Auch Design-Studenten der Fachhochschule Münster beteiligten sich mit ihren Projekten. „Sie bringen neue Ansätze herein, wie man Wissenschaft spannend und neu präsentieren kann“, sagt Fialla zu der Zusammenarbeit.

Außerdem zeichnet sich das Ausstellungskonzept durch viele interaktive Stationen, wie ein Tierstimmen-Quiz, aus: „Was für Kinder gut ist, funktioniert bei Erwachsenen auch“, sagt Hübner und empfiehlt allen Besuchern das Ausprobieren.

Skelette zum Anfassen

Auch wenn die gefiederten Exemplare die Stars der Ausstellung sind – der König der Dinosaurier, der Tyrannosaurus rex, darf trotzdem nicht fehlen. Sein Skelett ragt nach oben in den Raum hinein, der mächtige Schädel hängt hoch über den Besuchern. Außerdem haben die Ausstellungsmacher am Boden einen zweiten Schädel installiert: Hier können Besucher den Kopf des T-Rex betasten, die großen Zähne fühlen.

Insgesamt gibt es fünf große Skelette zu sehen – am Eingang empfängt die Besucher ein Iguanodon, im letzten Saal stehen ein Allosaurus, ein Stegosaurus und ein Camarasaurus.

Spannende Fossilien-Funde

Aber nicht nur die großen Ausstellungsstücke machen einen Besuch im Münsteraner Museum lohnenswert. Unter anderem sind spektakuläre Fossilien-Funde aus Nordrhein-Westfalen zu sehen. Darunter ein Plesiosaurier, den ein Hobby-Paläontologe 2013 im ostwestfälischen Bonenburg fand.

Der etwa 201 Millionen Jahre alte Schwimmsaurier ist wahrscheinlich der älteste fossile Fund seiner Art in Deutschland. Jetzt ist er erstmals öffentlich zu sehen.

Das Ende der Dinosaurier

Den Schlusspunkt setzt im letzten Saal ein eher unscheinbar aussehender Stein: ein Stück Kreidefelsen von der dänischen Küste. Eine dunkle Linie teilt den Gesteinsblock in zwei Hälften.

Die dünne Tonschicht, die aus Iridium und Asche besteht, ist etwa 66 Millionen Jahre alt und markiert den Einschlag eines Meteoriten auf der Erde – er löste am Ende der Kreidezeit das Massensterben der Dinosaurier aus.

Zusätzliche Angebote
Begleitend zur Ausstellung gibt es Führungen und museumspädagogische Angebote. Außerdem bietet das im Museum untergebrachte Planetarium einige Themen-Shows an: „Dinos im Weltall“ richtet sich an Kinder ab sechs Jahren, „Dinosaurier und das Abenteuer des Fliegens“ ist ab acht Jahren geeignet.