Die Tage werden kälter: Wie Sie jetzt richtig heizen

Energiekrise

Um Energie zu sparen, wollen manche Menschen diesen Winter weniger heizen. Doch wenn es zu kalt ist, leiden Gesundheit und Bausubstanz. So finden Sie den richtigen Mittelweg.

Berlin

20.09.2022, 06:19 Uhr / Lesedauer: 3 min

Es wird kälter, die Tage werden kürzer und allmählich beginnt die Heizperiode. Um Geld zu sparen – besonders in Anbetracht der aktuellen Energiepreise – versuchen viele Menschen, das Aufdrehen der Thermostate so lange wie möglich hinauszuzögern. Räume auskühlen zulassen, kann allerdings negative Folgen für die Gesundheit des Menschen und den Zustand des Gebäudes haben.

Was muss man beim Heizen beachten? Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Ab wann muss man heizen?

Es kommt darauf an. Laut dem Deutschen Mieterbund dauert die Heizperiode in Deutschland in der Regel vom 1. Oktober bis zum 30. April. Wenn es die Außentemperaturen und der energetische Zustand des Hauses zulassen, kann die Heizung aber auch erst später genutzt werden.

Zur Orientierung: Das Onlineportal heizung.de empfiehlt für ein Haus, das vor dem Jahr 1977 gebaut wurde, ab einer Außentemperatur von 15 bis 17 Grad zu heizen. Handelt es sich dagegen um ein Niedrigenergiehaus, ist heizen erst ab einer Außentemperatur von 11 bis 14 Grad nötig.

Welcher Raum braucht welche Temperatur?

Nicht in jedem Raum muss die gleiche Temperatur herrschen. Im Wohnzimmer sollte es 20 Grad warm sein. Im Schlafzimmer reichen hingegen 18 Grad. In der Küche 17 bis 18 Grad, im Badezimmer 20 Grad.

Kann mein Vermieter eine bestimmte Raumtemperatur verlangen?

Nein. In dieser Wintersaison können Mieterinnen und Mieter nicht vertraglich dazu verpflichtet werden, durch Heizen eine bestimmte Mindesttemperatur in den gemieteten Räumen sicherzustellen. Entsprechende Klauseln in Verträgen werden ausgesetzt. Das regeln neue Vorschriften zum Energiesparen, die die Bundesregierung beschlossen hat. Sie gelten seit dem 1. September bis zum 28. März nächsten Jahres.

Wer Energie sparen möchte, darf also weniger heizen. Was Mieterinnen und Mieter jedoch bedenken sollten: Sie haben eine Obhutspflicht für die gemietete Wohnung. Wer die Heizung konsequent aus lässt, riskiert Schimmel und Stockflecken an den Wänden – und beschädigt durch sein Verhalten somit die Wohnung.

Mit Blick auf die Gesundheit: Wie heize ich richtig?

„In Innenräumen sind 20 bis 22 Grad für das Wohlbefinden und letztlich auch das gesundheitliche Befinden optimal“, sagt Heinz-Jörn Moriske. Er ist Direktor und Professor im Umweltbundesamt und Innenraumexperte. Temperaturen unter 19 Grad können bereits zu kalten Händen und dem Auskühlen von Armen und Beinen führen – besonders, wenn man sich wenig bewegt.

Überhaupt wird es unterhalb von 19 Grad kritisch, denn die Anfälligkeit für Infekte wie Erkältungen erhöht sich. „Das gilt gerade bei älteren Menschen, bei Menschen mit niedrigem Blutdruck und solchen, die sich wenig bewegen“, erklärt Moriske.

Außerdem besteht in einer kühlen Wohnung die Gefahr, dass sich Schimmel ausbreitet. „Schimmel in der Wohnung wiederum führt zu Allergien und Atemwegserkrankungen und soll daher, wenn immer möglich, vermieden werden“, sagt der Experte.

Kühle Wohnung: Reicht Lüften gegen Schimmel?

In einer kühlen Wohnung steigt die Gefahr, dass sich Schimmel ausbreitet. Menschen geben in Räumen Feuchtigkeit ab, durch Ausatmen und Schwitzen, aber auch wenn sie kochen, sich waschen oder duschen. Studien zeigen: Über den Tag verteilt ergibt das fast einen Eimer Wasser, der als Dampf in der Wohnung verteilt ist. Wenn man nicht ausreichend lüftet, lagert er sich in der Wohnung ab. Dabei kommt die Temperatur ins Spiel. „Wenn die Luft im Innenraum kalt ist, steigt die relative Luftfeuchtigkeit stärker an als bei warmer Luft“, erläutert Moriske vom Umweltbundesamt.

Die Feuchtigkeit in der Luft setzt sich als Wasserdampf an kalten Stellen in der Wohnung ab. Das sind bei Altbauten meist die Außenwände. Es bildet sich ein Wasserfilm. In der Folge breitet sich Schimmel aus, wenn man nicht lüftet und heizt. Allerdings reicht auch Lüften im Winter alleine nicht aus, wenn man nur auf 17 oder 18 Grad heizt. „Denn allein durch kurzzeitiges Lüften werden die hohen Feuchtigkeitsmengen nicht ausreichend abtransportiert“, sagt Moriske. Man müsste dann schon über mehrere Stunden am Tag lüften, was im Winter kaum machbar ist.

Um zu sparen: Wie heize ich richtig?

Mit einfachen Verhaltensänderungen können große Effekte erzielt werden. Dazu gehört das Stoßlüften, statt Fenster dauerhaft auf Kipp zu stellen. Heizkörper sollten außerdem nicht zugestellt beziehungsweise hinter Vorhängen verborgen werden. Wird die Raumtemperatur um ein Grad gesenkt, verringert sich der Energieverbrauch im Schnitt um 6 Prozent.

Nachts und wenn niemand zu Hause ist, kann die Temperatur in allen Bereichen gesenkt werden. Allerdings sollten die Räume bei kürzerer Abwesenheit nicht total auskühlen. Sie wieder aufzuheizen verbraucht unter Umständen mehr Energie als das Halten einer konstant etwas niedrigeren Temperatur.

Welche Alternativen gibt es zum Heizen mit Gas oder Öl?

Alternativen zum Heizen mit Öl oder Gas gibt es einige. Manche lassen sich kurzfristig einsetzen. Kosten spart man mit ihnen aber in der Regel nicht. Denn auch die Strompreise steigen. Heizlüfter, Infrarotheizungen oder Ölradiatoren taugen eher als Überbrückung im Notfall – etwa, wenn die Heizungsanlage im Haus im Winter defekt ist.

Auf lange Sicht können beispielsweise Wärmepumpen sinnvoll sein. Doch natürlich müssen diese erst einmal eingebaut werden und sind kostspielig in der Anschaffung. Zudem können Mieterinnen und Mieter in der Regel nicht selbst entscheiden, solche baulichen Veränderungen an ihrer Wohnung vorzunehmen.

Keine gute Idee ist es, sich auf einen sogenannten Teelichtofen zu verlassen.

Wie beuge ich Frostschäden vor?

Wer seine Heizung während der Kälteperioden ausschaltet, riskiert Frostschäden an der Heizung und den Leitungen. Der Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZVSHK) empfiehlt daher, am Heizkörper auch bei Abwesenheit zumindest den Frostschutzmodus eingeschaltet zu lassen. Auch Raumthermostate sollten nicht ab-, sondern zumindest auf kleiner Stufe eingeschaltet bleiben.

Erkennbar ist der Frostwächter bei vielen Heizungsmodellen am Schneeflockensymbol auf dem Temperaturregler am Heizkörper. Diese Einstellung sorgt dafür, dass die Temperatur im Raum nicht unter sechs Grad fällt.

RND