Ganz private magische Momente

Gewinnspiel

Oliver Henke war sechs Jahre alt, als er die Magie des Zauberns entdeckte: erst mit dem Zauberkasten seines älteren Bruders, dann mit umständlichen Kartentricks und mit einer peinlichen Bühnen-Premiere. Mittlerweile hat er sich in der Szene einen Namen gemacht, lebt einen Traum – und beschenkt einen unserer Leser.

Haltern/DORTMUND

, 23.12.2017, 05:37 Uhr / Lesedauer: 3 min
Oliver Henke hat sein Hobby, die Zauberei, zum Beruf gemacht.

Oliver Henke hat sein Hobby, die Zauberei, zum Beruf gemacht.

Er sitzt vor mir. Mein Blick klebt an seinen Händen. Und auf den fünf Lottoscheinen, die er mir zeigt. Ob ich gerne vier Richtige hätte, fünf Mal 50 Euro gewinnen möchte? Na klar, antworte ich und schaue weiter auf die Hände. Halt, stopp. Wo sind die Lottoscheine? Woher kommen die 250 Euro?

Trick 2. Wo möchte ich jetzt gerne sein? In der Stadtbücherei. Bitte blättere in irgendeinem Buch. Mach ich. Auf welcher Seite bist Du? Ich denke mir Seite 17 aus. Wie heißt das erste Wort auf der Seite? Schnee, fällt mir ein. Er zieht einen zugetackerten Umschlag aus der Jackentasche, holt ein Blatt heraus. 17 und Schnee stehen auf dem Blatt.

Zauberkasten vom Bruder

Ein halbes Jahr vor dem Interview habe ich Oliver Henke kennengelernt. Auf einer Bühne in Haltern am See ließ er das Publikum mit fünf Farbstiften einen Mann auf einer Din-A4-Seite ausmalen. Als die Figur rote Strümpfe, gelbe Shorts, grünes Hemd und blaue Krawatte trug, zog der 35-Jährige seinen Anzug und sein Oberhemd aus. Er sah so aus wie der Mann auf dem Bild.

Es war ein weiter Weg vom Zauberlehrling bis zu magischen Momenten. Der erste Schritt: Glück. Bruder Marcel, zwei Jahre älter, konnte mit dem zum 8. Geburtstag geschenkten Zauberkasten nichts anfangen, Oliver dagegen schon. Zweiter Schritt: peinlich. Der erste Kartentrick vor fremdem Publikum, also nicht vor der Familie, dauerte geschlagene drei Minuten „und war nur peinlich. Am Ende wollte keiner mehr hingucken“. Der dritte Schritt: oberpeinlich. Die Zauberpremiere auf einer richtigen Bühne. 35 Minuten waren vereinbart, nach 25 war Oliver Henke schon hinter dem Vorhang. „Noch nie zuvor in meinem Leben war ich so hektisch, so nervös. Ich raste förmlich durch mein Programm, es war einfach nur schlimm.“

Ein langer Weg

Die nächsten Schritte: lernen, lesen, gucken, abgucken. Der Essener, einst Industriekaufmann und heutiger Profizauberer, kauft sich viele Bücher, bis zu 500 Euro teure Bücher, in denen Kollegen ihre Tricks verraten. Die schlechten Bücher stapeln sich im Keller, die wenigen guten stehen im Wohnzimmer-Regal.

Er schaut von seinen Vorbildern ab, sitzt fasziniert vor dem Fernseher, als sich David Copperfield in einen Tresor einschließen lässt. Das Hochhaus, in dem der Tresor steht, wird gesprengt; 200 Meter vor den Trümmern steht Copperfield plötzlich auf einer Metallplatte. Oliver Henke staunt über David Blaine, der auf der Straße zaubert. Er stiehlt einem Passanten die Uhr, entdeckt sie in den Auslagen eines Geschäftes, und es sieht so aus, als würde er durch die Fensterscheibe greifen, um die Uhr zurückzuholen.

Der Zufall gibt Starthilfe

Und dann noch Derren Brown, der zurzeit angesagteste Illusionist mit seiner Mentalmagie. Über der Bühne hängt in gehöriger Höhe ein Plakat, 20 Meter lang und vollgeschrieben mit Vorhersagen, was gleich im Zuschauerbereich passieren wird. Selbst die unwichtigsten Kleinigkeiten hat Derren Brown aufs Plakat geschrieben – und alles wird wahr.

Der Zufall gibt Starthilfe. Eigentlich soll er im GOP Varieté-Theater nur kellnern, für ihn ist es ein Nebenjob, um sich über Wasser zu halten. Aus Spaß geht er von Tisch zu Tisch, verblüfft mit seinen Tricks die Gäste. Denen gefällt’s und seinem Chef auch. „Seitdem genieße ich die Nähe zum Publikum, suche das Gespräch, liebe das Spontane.“

Und das Publikum, vor allem das weibliche, liebt ihn, den unaufgeregten, sympathischen, gutaussehenden Künstler mit schwarzem Haar und Bart; den eher leisen Magier mit dem schüchternen Blick, der still das Staunen, die Bewunderung, den Beifall genießt; der Entertainer, der sich selbst auf den Arm nehmen kann, wenn er von früher, von Pleiten, Pech und Pannen erzählt, wenn er einfache Tricks auflöst und gespielt umständlich das Ass aus dem Ärmel zieht.

Monaco, Moskau, Venedig

Es geht aufwärts. Jubilare, Firmen und Messeaussteller engagieren ihn, er hat Auftritte in Monaco, Moskau, Venedig, erfindet ein ganz neues Format: das Magic Dinner, bei dem er das zauberhafte Essen von Sterneköchen mit seinen Tricks würzt. Ein Appetitmacher als Beispiel: Fünf Gäste können sich verschiedene Getränke wünschen. Kein Problem für Oliver Henke, der die Wünsche erfüllt und aus einer Milchtüte Bier, Rot- und Weißwein, Cocktails und Sekt schüttet.

2018 könnte sein Jahr werden. Im März wird er zum ersten Mal Vater, er heiratet Nataly, seine langjährige Freundin, die ihn bestärkte, die Zauberei zum Beruf zu machen. Und vielleicht wird sein ganz großer Traum wahr: der Traum von einem eigenen Theater.

GEWINNSPIEL Passend zum Weihnachtsfest möchte Oliver Henke einen unserer Leser beschenken. Unter allen, die uns am 23. und 24. Dezember eine Mail schicken (gewinn@mdhl.de, Stichwort „Weihnachtszauber“), verlosen wir einen Gratis-Auftritt. Er kommt zur Geburtstagsfeier ins Wohnzimmer, zu einem Firmenjubiläum in den Festsaal, zu einer Veranstaltung Ihres Vereins. Bitte nennen Sie Namen, Anschrift, Telefonnummer und die geplante Festivität. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.