
© Strauss
Freche Kunst auf schwarzen Scheiben - eine Reise in die Vinyl-Ära
Ausstellungen 2022
Die neue Ausstellung im Schloss Oberhausen zeigt Plattencover mit Comic-Motiven. Musik und eine Lightshow machen die Stimmung perfekt und entführen die Besucher in die 70er und 80er-Jahre.
Vinyl – was die junge Generation häufig nur noch aus Erzählungen von Großeltern und Eltern kennt, ist die große Sammelleidenschaft von Eckart Sackmann (71). Dabei geht es ihm allerdings weniger um die Platten an sich, als vielmehr um die Cover, genauer gesagt die Comic-Cover.
Einen Teil seiner aus weit über 350 Covern bestehenden Sammlung (genau gezählt hat er sie nie) stellt er jetzt in einer Einraum-Schau in der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen aus. Sein Ziel: das Lebensgefühl der 1970er und 80er-Jahre transportieren. Deshalb hängen in dem Ausstellungsraum auch nicht einfach nur die bunten Cover an der Wand, auch wenn diese den Betrachter schon mit in die Vergangenheit nehmen. Auch eine kleine Lightshow und die passende Musik zu den Covern laden den Besucher zu einer Zeitreise ein.
Bei der Vorbereitung zu der Ausstellung habe er überlegt, wie er die Cover sortieren soll, erklärt Sackmann. „Ich habe gemerkt, ich kann die gar nicht sortieren nach Motiven oder Kunststilen, nach Musikrichtungen sowieso nicht.“ Allein das zeigt, wie vielfältig die gesammelten Cover sind. Letztendlich entschied er sich für eine Einteilung nach Ländern. Mit dabei sind Cover aus den USA, Frankreich, Niederlande, Deutschland und weiteren Ländern. „Anders geht das gar nicht, sonst wäre es noch mehr durcheinander“, so der promovierte Kurator.
Ein Lebensgefühl
Auf die Frage, was denn nun genau das Lebensgefühl der 70er und 80er-Jahre, das er vermitteln wolle, ausmache, antwortet der 71-Jährige: „Es war ein anderes Miteinander, es gab weniger Abstand, man ist leichter aufeinander zugegangen.“ Es sei eine laute Zeit, eine Zeit der Aufbruchsstimmung gewesen. Aber er betont auch, dass damals Frauen weniger Zugang zu den Comics gehabt hätten als Männer.

Auch das Plattencover für eine Langspielplatte von Jimy Hendrix, entworfen von Philippe Druillet, hängt in der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen. © Roland Weihrauch/dpa
Während die jungen Frauen zu Hausfrauen und Müttern erzogen wurden, seien die Jungen auf Abenteuer aus gewesen. Deshalb habe das Publikum auch zum großen Teil aus Männern bestanden. Comic-Zeichnerinnen gab es kaum. Das habe sich heute grundlegend geändert: „Heute besteht die Comicszene auch zu einem großen Teil aus Frauen.“
Normaler Preis
Zum Wert seiner Sammlung kann Sackmann keine Angaben machen. „Ich habe viele Cover in Schallplattenläden gefunden.“ Dort habe er den ganz normalen Preis dafür bezahlt. Und ja, auch die Platten habe er behalten, auch wenn sie nicht immer seinen Musikgeschmack trafen. In seinen Ausführen schwingt viel Nostalgie mit. Vor allem, wenn er auf die aktuellen Entwicklungen auf dem Musikmarkt blickt. „Heute wird über 70 Prozent der Musik gestreamt. Ich halte es für sehr schwierig, unter einem Angebot von 70 Millionen Musikstücken für sich die eigene Musikrichtung herauszufiltern.“
Am Sonntag wird die Einraum-Ausstellung offiziell eröffnet. Ab dem 23. Januar zeigt das Haus die große Ausstellung „Ruhrgebietschronist trifft Kulturlegende. Rudolf Holtappel und Walter Kurowski – eine fotografische Begegnung“.
Geboren und aufgewachsen an der Grenze zwischen Ruhrpott und Münsterland, hat Kommunikationswissenschaft studiert. Interessiert sich für Tiere, Kultur und vor allem für das, was die Menschen vor Ort bewegt.