Frau versuchte Kind zu entführen: „Die hatte einen bösen Blick“
Landgericht Essen
Eine Frau aus Gelsenkirchen hat vor einer Kita zum Messer gegriffen und ist auf junges Paar losgegangen, um deren Sohn zu entführen. Jetzt steht sie vor Gericht.

Die Angeklagte steht neben ihrem Verteidiger im Essener Landgericht. © Jörn Hartwich
Diese Tat ist der Albtraum aller Eltern: Ein junges Paar aus Gelsenkirchen hat gerade seinen zweijährigen Sohn aus der Kita abgeholt, als eine offenbar verwirrte Frau mit einem Messer in der Hand auf sie losstürmt. Seit Montag steht die 35-Jährige in Essen vor Gericht. Laut Anklage wollte sie den Eltern das Kind entreißen, um es zu entführen.
Es müssen dramatische Szenen gewesen sein, die sich am Mittag des 10. August in Gelsenkirchen abgespielt haben. Die Angeklagte soll den Eltern vor der Kita aufgelauert und ihnen anschließend gefolgt sein. In der Hand hielt sie ein wuchtiges Küchenmesser mit einer Klingenlänge von 20 Zentimetern, das anfangs noch in einen Stoffbeutel gewickelt war.
Flucht endete im Friseursalon
„Die hatte einen bösen Blick“, sagte der Vater des Jungen den Richtern bei seiner Zeugenvernehmung. Als die Angeklagte schließlich nur noch zwei Schritte hinter ihm gewesen sei, habe er seinen Sohn auf den Arm genommen und mit seiner Frau die Straßenseite gewechselt. Dann sei plötzlich alles ganz schnell gegangen.
„Sie kam mit dem Messer in der Hand auf uns zugerannt“, so der 27-Jährige im Prozess. „Die wollte wohl meinen Sohn abstechen.“ Ihm sei es jedoch gerade noch gelungen, mit dem Zweijährigen in einen Friseursalon zu flüchten. Dort seien sie in Sicherheit gewesen.
Schon zum Frühstück Koks
Die Angeklagte war kurz darauf festgenommen worden. „Ich war verwirrt“, gab sie später zu Protokoll. „Ich dachte, es wäre meine Tochter.“
Ihr eigenes Kind war der Angeklagten rund zehn Wochen vorher vom Jugendamt weggenommen worden. Die Hebamme soll vorher diesen Hinweis gegeben haben: „Die nimmt schon zum Frühstück Koks und Amphetamine.“
Dass die Gelsenkirchenerin ein Drogenproblem hat, will sie gar nicht bestreiten. Kokain soll allerdings nie dabei gewesen sein. Bei ihr drehe sich seit ihrem 14. Lebensjahr alles um Cannabis und Speed, erklärte sie den Richtern. Alle Versuche, davon wegzukommen, seien gescheitert.
Im Gefängnis geboren
Ihre einjährige Tochter lebt heute beim Bruder der Angeklagten. Sie möchte das kleine Mädchen jedoch gerne zu sich zurückholen. „Das ist ihr allergrößter Wunsch“, so ihr Verteidiger Stefan Kixmöller am Rande des Prozesses.
Noch sitzt die Angeklagte allerdings im Gefängnis. Dort ist übrigens auch ihre Tochter geboren worden – bei letzten Haftaufenthalt der 35-Jähigen, im Sommer 2020.
Die Anklage lautet auf versuchte Kindesentführung. Mit einem Urteil ist voraussichtlich in der zweiten Märzhälfte zu rechnen.