Claudia Pott heißt jetzt Claudia Lohmann. Die Entscheidung zur Namensänderung fiel der Redakteurin nicht gerade leicht.

Claudia Pott heißt jetzt Claudia Lohmann. Die Entscheidung zur Namensänderung fiel der Redakteurin nicht gerade leicht. © privat

Frau Pott ist Geschichte: Warum es mir so schwer fiel, meinen Namen abzugeben

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Viele Frauen nehmen den Namen ihres Mannes an. Redakteurin Claudia Lohmann wollte das zunächst nicht. Sie entschied sich dann aber doch um – und weiß mittlerweile, was sie ausgebremst hat.

von Claudia Lohmann

Unna

, 20.09.2022, 16:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

„Ich wurde als Kind damit aufgezogen. Ich würde den Namen sofort abgeben.“ Mein Vater war alles andere als gerührt, als ich ihm erklärte, dass ich meinen und damit auch seinen Namen behalten möchte. Er verbindet damit nicht nur schöne Erinnerungen und auch ich habe mir als Kind manchmal Sprüche wie „Pott, wo ist dein Deckel?“ anhören dürfen.

Doch an diese Momente denke ich gar nicht, wenn ich an den Namen „Pott“ denke. Ich verbinde damit nur Positives: Vielen gefiel der Name und ich mochte meine lässige Unterschrift, ebenso wie die Kürze, in der ich „Pott“ buchstabiert habe und Erklärungen wie „Pott wie der Ruhrpott oder „Pott, wie der Kaffee-Pott“. Im Nu wussten die Menschen, wie mein Nachname buchstabiert wird. „Das ist ja einfach, das kann man sich merken.“ Auch wenn ich manchmal wohl etwas zu schnell war: „Gott?“ „Nein, Pott!“.

Namen behalten oder nicht? Das soll jeder für sich entscheiden.

Namen behalten oder nicht? Das soll jeder für sich entscheiden. © privat

Nachdem mein jetziger Mann mir einen Heiratsantrag machte, schwirrte mir die Namensfrage jedenfalls immer wieder im Kopf herum. Und die Antwort war stets: „Ich will keinen Teil von mir abgeben. Ich bin doch damit aufgewachsen. Claudia und Pott – das matcht.“ Hartnäckig habe ich versucht, meinen Partner zu überzeugen, seinen Namen abzugeben – und habe ihn eine Zeitlang stur „Herr Pott“ genannt. Aber damit konnte er sich nicht anfreunden.

Der gleiche Nachname wäre einfach praktischer

Die Wochen gingen ins Land und wir gaben bei der Stadt Bochum an, dass jeder seinen Namen behalten wird. Auch wenn wir das beide irgendwie nicht gut fanden. „Wir könnten ja losen“, schlug mein Partner einmal wenig enthusiastisch vor. Und mich nervte derweil schon die Vorstellung, dass einer von uns sich immer wieder erklären würde müssen. „Ja, wir sind verheiratet, aber ich heiße anders.“ Und irgendwann dann vielleicht „Ja, das ist mein Kind, es hat nur einen anderen Nachnamen.“ Klar, das ist nicht dramatisch, aber eben auch nicht praktisch.

Derweil rieten mir ausnahmslos alle, sich auf einen Namen zu einigen, weil das schöner und einfacher sei. Ich geriet mehr und mehr ins Wanken, auch, weil ich gegen den Namen meines Partners ja nichts hatte.

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Als die Standesbeamtin, eine gute Freundin von uns, fragte, ob wir wirklich unsere Namen behalten wollten, änderte ich spontan meine Meinung. Bei der Trauung kurze Zeit später hatte ich dann ein ganz schön mulmiges Gefühl, als ich „unwiderruflich“ den neuen Namen annahm – übrigens sehr zur Überraschung und Freude der Anwesenden, die das nicht geahnt hatten. Und ich gebe zu, dass ich immer noch dabei bin, mich daran zu gewöhnen – und vor den Behördengängen graut es mir.

Jetzt weiß ich, was mich abgehalten hat

Aber die Entscheidung bereue ich nicht, denn ich weiß mittlerweile, dass nicht mein cooler, praktischer Name mich beinahe davon abgehalten hätte, sondern die Gewohnheit, Vertrautheit und ja, auch meine Sturheit. Mit Emanzipation hatte das Ganze zu keiner Zeit etwas zu tun. Wenn ich auf diese Weise etwas beweisen müsste, würde in unserer Beziehung etwas nicht richtig laufen. Und mit einer solchen Entscheidung die Geschlechterbewegung der Frauen unterstützen? Auch dann würde ich ja nicht aus meinem eigenen Willen entscheiden, sondern nur für die Sache. Aber das geht an dieser Stelle zu weit.

Die Arbeitskollegen erfuhren erst nach der Hochzeit von der spontanen Namensänderung. Das war aber kein Problem.

Die Arbeitskollegen erfuhren erst nach der Hochzeit von der spontanen Namensänderung. Das war aber kein Problem. © privat

Weil etwas lange so war, muss es deshalb nicht besser sein. Und ich freue mich nun darauf, den gleichen Namen zu tragen, wie der Mann, den ich liebe, und seine Familie, die jetzt auch meine ist. Und darauf, gemeinsam neue Erinnerungen und Vertrauen zu schaffen.

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Für mich war das die richtige Entscheidung, auch wenn ich jede und jeden bestens verstehe, der seinen Namen behalten möchte. Manchmal tut es eben gut, auch mal nachzugeben – und aus einer Gewohnheit auszubrechen.