Französin flirtete elegant mit Mozart und Bach
Klavier-Festival Ruhr gab Debüt auf Zeche Zollern
Claire-Marie Le Guay spielte das erste Konzert des Klavier-Festivals Ruhr auf der Zeche Zollern in Dortmund. Der Raum bestand die Feuertaufe mit Bravour.

Claire-Marie Le Guay war zum dritten Mal Gast des Klavier-Festivals Ruhr. © Foto Frank
Die Zeche Zollern war Neuland für das Klavier-Festival Ruhr. Zum ersten Mal hielt der rote Flügel am Sonntagabend vor dem Dortmunder Industriedenkmal. Und das Magazin erwies sich auch akustisch als ein idealer Raum für einen kleineren Klavierabend mit 200 Zuhörern.
Eine sanfte, feinsinnige Gestalterin
Die Französin Claire-Marie Le Guay war zum dritten Mal Gast des Festivals und präsentierte sich als überaus sanfte, feinsinnige Gestalterin. Die berühmte Sonate KV 311 Mozart – mit Betonung auf der zweiten Silbe „zart“ – spielte die 44-Jährige sensibel und detailverliebt in jede Phrase. Das klang im Rondo-Finale etwas brillanter, aber nicht so mitreißend wie in den Interpretationen anderer, impulsiverer und wilderer Pianisten.
Geschärft hat die Pariserin ihr farbenreiches, sorgsam ausgeformtes Spiel offenbar an Bachs Musik. Dessen erste Partita machte die Französin mit delikatem Anschlag zu einem faszinierenden Gesang auf den Tasten. Das „Italienische Konzert“ von Bach klang etwas impulsiver; das rhythmische Profil des Werks stellte die 44-Jährige, die manchmal an ihre Landsfrau Hélène Grimaud erinnert, deutlich heraus.
Eine Entdeckung aus Frankreich
Natürlich möchte man von einer Französin Musik aus ihrer Heimat hören – erst Recht, wenn das Festival-Motto „Vive la France“ heißt. Mit Saint-Sains‘ erster Mazurka bot sie eine Entdeckung. Klangverwandt mit den Mazurken von Chopin sind diese Werke, aber leider werden sie in Deutschland viel zu selten gespielt. Ein Musterbeispiel für französische Eleganz hörte man in der Interpretation von Claire-Marie Le Guay – ebenso wie in den Préludes von Debussy, von denen sie die ersten drei ganz in Melancholie getaucht hatte. Zwei Zugaben von Ravel (Oiseaux tristes, aus: Miroirs) und Mozart (Fantasie in d-Moll KV 397).