NEFFE LUDGER H. fragt: Lieber Onkel Max! Ich genehmige mir durchaus gerne mal eine Coca-Cola. Aber ist es wirklich wahr, dass Cola früher echtes Kokain enthielt?
Du hast, so seltsam das erstmal klingen mag, durchaus Recht, lieber Ludger. Als John Stith Pemberton 1886 Coca-Cola erfand, war er auf der Suche nach einem schmerzlindernden Getränk, das gleichzeitig belebend wirken sollte. Ein Getränk, das Kopfschmerzen mindern und als Tonikum fürs Nervensystem dienen könnte.
Pemberton, ein Apotheker aus Atlanta, hatte zuvor mit seiner Morphium-Abhängigkeit zu kämpfen gehabt. Durch seinen eigenen „Bedarf“ und die damaligen medizinischen Gepflogenheiten inspiriert, experimentierte er mit einem Mix aus Kokablattextrakt, Kolanüssen (daher das Koffein) und zuckerhaltigem Sirup.
Das Kokain wurde aus den Blättern der Kokapflanze gewonnen, die in Südamerika heimisch ist und dort traditionell unter anderem zur Steigerung der Ausdauer, zur Hungerunterdrückung, gegen die Höhenkrankheit und vieles mehr gekaut wird.
Die Menge an Kokain soll allerdings gering gewesen sein. Berichten zufolge enthielt jede Portion des Originalgetränks etwa neun Milligramm Kokain.
Zu dieser Zeit waren die psychotropen und abhängigkeitserzeugenden Eigenschaften von Kokain noch nicht vollständig bekannt. Der Stoff war in vielen Medikamenten und einigen Getränken enthalten, um verschiedenste Beschwerden zu behandeln, von Zahnschmerzen bis hin zu Nervosität. Es wurde fast als eine Art Wundermittel angesehen.
Coca-Cola wurde anfangs als Patentmedizin verkauft
Mit Coca-Cola wollte Pemberton nun ein Tonikum vermarkten, das stimulierend und belebend wirkt, aber dabei die Vorteile ihrer Hauptbestandteile ohne die Nachteile des Alkohols oder der herkömmlichen, opiumbasierten Medikamente kombinierte. Coca-Cola wurde anfangs als Patentmedizin verkauft, allerdings sollte den Verbrauchern durchaus auch der angenehme Geschmack zusagen.
Die öffentliche und wissenschaftliche Sicht auf Kokain begann sich im frühen 20. Jahrhundert zu ändern. Forschungen deckten die gefährlichen Nebenwirkungen und das hohe Suchtpotenzial auf. Gleichzeitig brachte die zunehmende Regulation durch Gesetze wie den Pure Food and Drug Act von 1906 die Coca-Cola Company dazu, den Kokainanteil schrittweise zu reduzieren. Bis 1904 hatte die Company bereits begonnen, den Kokainanteil zu senken, indem sie den Kokablattextrakt reinigte, um das Kokain zu entfernen.
Dieser Prozess wurde bis 1929 vervollkommnet, als schließlich ein Verfahren eingeführt wurde, mit dem Kokain so wirksam entfernt wurde, dass behauptet werden konnte, Coca-Cola sei „kokainfrei“.
Allerdings werden die hinterbleibenden Extrakte immer noch zur Aromatisierung verwendet, allerdings ohne das aktive Alkaloid Kokain.
Heutzutage kannst du dir eine Coca-Cola deshalb, lieber Ludger, ganz sicher völlig beruhigt gönnen.
Sie haben auch eine Frage an Onkel Max? Schreiben Sie ihm an onkelmax@rnw.press
Für weitere Fragen und Antworten bitte HIER klicken.
Frag doch Onkel Max: Darf ich Spinat wieder aufwärmen?
Frag doch Onkel Max: Warum spucken Fußballer dauernd auf den Rasen?