NEFFE WILHELM S. fragt: Warum werden beim Austausch der entführten Israelis gegen palästinensische Gefangene erheblich mehr Palästinenser als Israelis freigelassen? Sind dir Gründe bekannt? Für mich ist das unlogisch!
Im Judentum gilt die Erhaltung des Lebens als absolut vorrangig, lieber Wilhelm. Insbesondere nach dem Holocaust hat der Staat Israel die Aufgabe bekommen, das jüdische Leben jedes Einzelnen sozusagen zu „garantieren“.
„Hatten frühere Regierungen sich geweigert, mit Terroristen zu verhandeln (zum Beispiel Golda Meir), so hat sich das geändert, da immer häufiger die israelische Gesellschaft auf die Straße gegangen ist, um Geiseln freizubekommen und die eigene Regierung dazu zu bringen, alles zu tun, um die eigenen Leute zu retten“, erklärt Nahostexperte Richard C. Schneider. „So hat Israels Premier Netanyahu 2011 über 1000 palästinensische Häftlinge für einen einzigen israelischen Soldaten, Gilad Shalit, der zu dem Zeitpunkt fünf Jahre als Geisel der Hamas in Gaza war, freigelassen. Dafür gab es allerdings auch damals schon Kritik, vor allem von rechts. Das sei unverhältnismäßig gewesen, hieß es. Doch zuvor waren Shalits Eltern zusammen mit vielen anderen Israelis regelmäßig auf die Straße gegangen, und das über Jahre, um an das Schicksal Gilads zu erinnern und die Politik zum Handeln zu zwingen.“
Hamas macht sich den „weichen Punkt“ der Israelis zunutze
„Die Hamas hat daraus gelernt“, so Schneider weiter. „Sie hat verstanden, dass dies sozusagen der ‚weiche‘ Punkt der Israelis ist: Geiseln. Und daher ist es auch jetzt so, dass sehr viel mehr Palästinenser für weniger Israelis (inklusive toter Geiseln) freikommen. Hassan Nasrallah, der inzwischen getötete langjährige Führer der schiitischen Hizbollah-Miliz im Libanon hatte einmal erklärt: ‚Die Israelis lieben das Leben, wir lieben den Tod, darum werden wir siegen, weil wir keine Angst haben vor dem Tod‘.“
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