Fotos von Wolfgang Neukirchner elektrisieren
Ausstellung auf Zollverein
Der Essener Wolfgang Neukirchner war ein Tausendsassa: Er schrieb Lieder wie „Blau, blau blau blüht der Enzian“. Im Rundeindicker auf dem Gelände der Zeche Zollverein in Essen sind jetzt Ruhrgebiet-Fotos von ihm zu sehen.

Heinrich Grütter und Manuel Neukirchner (v.l.) schauen sich die Fotos der Ausstellung gemeinsam an. Foto: Jochen Tack
„Als ich die Fotos das erste Mal gesehen habe, war ich elektrisiert“, erzählt Prof. Heinrich Grütter, Direktor des Ruhr Museums, und meint die Fotos, die ab Samstag (10.3.) im Rundeindicker auf dem Zollverein in Essen in der Ausstellung „Sie sind so leer, die Straßen“ zu sehen ist.
Aufnahmen entstanden 1965 in Oberhausen, Gelsenkirchen und Essen
Es sind Fotos von dem Essener Kabarettisten und Komponisten Wolfgang Neukirchner, die er an zwei Wochenenden im Jahr 1965 in Oberhausen, Gelsenkirchen und Essen aufgenommen hat. Neukirchner starb im Oktober 2017 mit 93 Jahren.
Manuel Neukirchner, Sohn des Liedermachers und Direktor des Dortmunder Fußballmuseums, erklärt, wie sein Vater, der eher musikalisch aktiv war, zu der Idee kam. „Zu seinem Lied ‚Sie sind so leer, die Straßen‘ wollte mein Vater eine Bilderserie nur für sich erstellen. Er hätte nie gedacht, dass sie irgendwann mal veröffentlicht wird“, erzählt der Sohn. Wolfgang Neukirchner übersetzte sozusagen den Liedtext in die Bildsprache der Fotografie.
„Die Fotos sind nur eine Fußnote“
Diese Fotos seien aber „nur eine Fußnote“, wenn man betrachtet, wie viel Wolfgang Neukirchner in seiner künstlerischen Laufbahn geschaffen hat: Er hat mit Heino gearbeitet, Lieder für den Jazzpianisten Paul Kuhn geschrieben, für die Nachkriegszeit sehr aufmüpfige Texte verfasst und für seine Kinder eigene Hörbücher eingesprochen. Ein Multitalent.
Die 50 schwarz-weiß Fotografien zeigen ein leeres Ruhrgebiet und strahlen eine Melancholie aus, die den Betrachter aber nicht traurig macht. Einige der fotografierten Gebäude sollen sogar noch existieren. Eine Ausstellung, die künstlerisch und auch zeitgeschichtlich relevant ist. „So usselig das ist: Ich wäre gern noch mal in dieser Zeit“, schwärmt Grütter.