Fotoausstellung sorgt für Protestbriefe
Wissenschaftspark Gelsenkirchen
Die Bilder hingen noch nicht an der Wand, da flatterten den Ausstellungsmachern schon die ersten Protestbriefe ins Haus. Geschichte und Schicksal des armenischen Volkes sind politisch nach wie vor ein heißes Eisen.

Fatih Kurceren vor einem der beeindruckenden Fotos aus dem armenischen Dorf in Aserbaidschan. Der Staat streitet schon lange mit Armenien um das Gebiet Bergkarabach.
Soviel ist der deutschen Öffentlichkeit spätestens seit der Resolution des Bundestags zum Völkermord vor 100 Jahren und den darauf folgenden Protesten aus der Türkei gegenwärtig.
Es waren bislang aber nicht die Landsleute des türkischstämmigen Fotografen Fatih Kurceren, die sich beschwerten, sondern die diplomatische Vertretung des Kaukaususstaats Aserbaidschan. Kurceren war für seine Fotoserie "Exodus" nach Bergkarabach, einer armenischen, völkerrechtlich nicht anerkannten Enklave in Aserbaidschan, gereist.
Die Bilder von seinen Begegnungen mit einheimischen sowie aus Syrien geflüchteten Armeniern sind zurzeit im Gelsenkirchener Wissenschaftspark zu sehen.
"Thema ist kompliziert"
Dabei sieht sich Fotograf Kurceren keineswegs als Aktivist oder jemand, der eine konkrete politische Botschaft vermitteln will. "Das Thema ist sehr kompliziert", sagt der 40-jährige studierte Germanist und Fotodesigner, der seit zwölf Jahren in Deutschland lebt, "ich will beim Betrachter lediglich etwas anstoßen, damit er sich selber damit auseinandersetzt."
Das letzte Dorf
Für ihn selbst war Franz Werfels historischer Roman "Die vierzig Tage des Musa Dagh" ein Auslöser, sich mit Vertreibung und Völkermord an den Armeniern durch die Osmanen zu beschäftigen. "Ich war vielleicht 17 oder 18 und bis dahin im türkischen Schulsystem nie mit dem Thema in Berührung gekommen", erzählt Kurceren.
Als er dann mit Ende 20 nach Deutschland auswanderte und an der Essener Folkwang Hochschule noch einmal Fotografie studierte, nahm er sich Werfels Roman als Leitfaden für seine Diplomarbeit, die 2013 im letzten verbliebenen Armenierdorf am türkischen Berg Musa Dagh entstand.
Im vergangenen Jahr knüpfte er mit seinem Projekt "Exodus" in Bergkarabach daran an. Mit insgesamt rund 90 Fotos sind beide Serien nun in Gelsenkirchen zu sehen.
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