Folter am Kanal: Mehrere Jahre Haft für Täter

Urteilsverkündung

Statt Abi und Gesellenprüfung müssen sich drei Teenager aus dem Münsterland nun endgültig an den Gefängnis-Alltag gewöhnen. Im Kanalfolter-Prozess haben die Richter am Dienstag mehrere Jahre Jugendhaft verhängt - wegen versuchten Totschlags.

MÜNSTER/LÜDINGHAUSEN

20.12.2016, 10:57 Uhr / Lesedauer: 1 min
Die verurteilte 17-Jährige aus Ascheberg am Dienstag bei der Urteilsverkündung.

Die verurteilte 17-Jährige aus Ascheberg am Dienstag bei der Urteilsverkündung.

Das Strafmaß für die 17-Jährige beläuft sich auf sechs Jahre Haft. Ihr 18-jähriger Ex-Freund muss für fünf Jahre und drei Monate, der 19-jährige Lüner für vier Jahre und neun Monate hinter Gitter.

Schon deutlich vor Prozessbeginn hatten sich zahlreiche Zuhörer im Landgericht Münster eingefunden. Der größte Sitzungssaal war später fast bis auf den letzten Platz besetzt. Was sie bei der Urteilsbegründung später zu hören bekamen, war unfassbar grausam. Die drei 17, 18 und 19 Jahre alten Angeklagten aus Ascheberg, Nordkirchen und Lünen haben ihr Opfer - einen 20-Jährigen Azubi aus Münster - im vergangenen Mai fast zu Tode gefoltert. Der Richter: "Sie haben den 20-Jährigen in einen Hinterhalt gelockt, um eine Vergewaltigung zu rächen, die es tatsächlich nicht geben hat."

Angeklagte entschuldigen sich im Gerichtssaal bei Opfer

Die 17-Jährige hatte ihren Freunden zuvor immer wieder erzählt, dass sie vergewaltigt worden sei. In einem Chat hatte sie geschrieben: "Er hat mich gezwungen und mir immer wieder weh getan." Die Antwort eines ihrer mitangeklagten Freunde hatte nicht lange auf sich warten lassen: "Wo ist der Bastard. Ich bringe ihn um."

Das Opfer wurde gefesselt, geschlagen und mit einem Cuttermesser lebensgefährlich verletzt.  Die Urteile lauten auf versuchten Totschlag, Freiheitsberaubung, gefährliche und schwere Körperverletzung.

Die Angeklagten selbst hatten sich vor der Ureilsverkündung noch einmal persönlich an ihr Opfer gewandt. Den Anfang hatte die 17-jährige Schülerin aus Ascheberg gemacht, die bisher nur per Brief um Entschuldigung gebeten hatte. "Ich kann nicht fassen, dass es so weit gekommen ist", sagte sie mit weinerlicher Stimme. "Es tut mir unendlich Leid."

Auch ihr Ex-Freund (18) bat das Opfer und dessen Familie um Vergebung. "Solange das nicht passiert ist, kann ich mir auch selbst nicht vergeben", sagte er. Und der dritte Angeklagte (19) sagte mit leiser Stimme: "Ich schäme mich."

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