Flitzer überlebten im Dritten Reich Judenverfolgung aus der Sicht von Untergetauchten

Flitzer überlebten im Dritten Reich
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Aus vielen literarischen Denkmälern kennen wir die Schicksale von Juden in Konzentrationslagern, Gaskammern oder im Exil. Die Historikerin Iris Conrad widmet sich in ihrem authentischen Roman „Der Glashund“ jenen Juden, die als sogenannte „Flitzer“ ihren Judenstern abgelegt und in der Illegalität durchzukommen versucht haben.

In Berlin überlebten so knapp 2000 das Kriegsende, entkamen Denunzianten und Verfolgern. Auch sie hätten es ohne Hilfe nicht geschafft – ein Zimmer für eine Nacht, ein Job für ein paar Tage, eine Lebensmittelration oder ein wissendes Wegsehen.

Glücksbringer geht verloren

Ben und Henriette sind die Hauptfiguren des Romans. Die Familien der einstigen Kommilitonen sind längst deportiert, beim Überlebenskampf im Berliner Untergrund begegnen die beiden Schicksalsgenossen sich immer wieder, kommen sich schließlich näher. Das Licht der Hoffnung in dunkelsten Zeiten bricht sich immer wieder in einem Glashund, einem letzten Geschenk des Großvaters an Henriette. Irgendwann geht selbst der Glücksbringer verloren.

Dass und wie er bei Kriegsende wieder auftaucht, lässt den Roman vorübergehend ins Kitschige abgleiten. Lesenswert ist er dennoch.

Zum Thema

Roman

Iris Conrad: Der Glashund, 352 S., Droemer, 22 Euro, ISBN 978-3-4262-8418-6.

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