Fliegende Haie auf Zeitreise: „Sharknado“ geht zu Ende

„Auf das Ende einer Ära“: Vor fünf Jahren erschien der erste „Sharknado“-Film. Mit Teil sechs geht die irre Schundfilm-Saga jetzt so absurd zu Ende, wie sie angefangen hat. „Es wurde auch Zeit!“

von Von Britta Schultejans, dpa

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München

, 23.08.2018, 00:04 Uhr / Lesedauer: 3 min
Ian Ziering als Fin Shepard hat in der „Sharknado“-Reihe von Anfang bis Ende mitgewirkt. Foto: Anastasiya Sergienya/Fells Point Productions/SYFY

Ian Ziering als Fin Shepard hat in der „Sharknado“-Reihe von Anfang bis Ende mitgewirkt. Foto: Anastasiya Sergienya/Fells Point Productions/SYFY

Eine der schlechtesten Filmreihen aller Zeiten geht zu Ende. An diesem Donnerstag (20.15 Uhr) zeigt der Bezahlsender Syfy die Deutschland-Premiere der sechsten und letzten Episode der Haitornado-Saga „Sharknado“.

„The Last One (Es wurde auch Zeit!)“ heißt der Untertitel. Es klingt wie ein Versprechen. Denn Teil sechs reiht sich ziemlich nahtlos ein in die bisherigen sinnbefreiten Fortsetzungen über Tornados, die aggressive Haie zu einem todbringenden Strudel aufwirbeln.

„Im letzten Teil geht es nun noch einmal um alles“, wirbt Syfy in München. Fin Shepard (Ex-„Beverly Hills 90210“-Star Ian Ziering) war am Ende von Teil fünf der letzte Überlebende; die ganze Erde zerstört von fliegenden Aggro-Haien, seine Freunde und seine geliebte April („American Pie“-Blondine Tara Ried) tot.

In der sechsten Episode aber bekommt er eine neue Chance. Er muss durch die Zeit reisen, um den Sharknado zu verhindern, mit dem alles begann. Der Film beginnt entsprechend prähistorisch in einem Land vor unserer Zeit. Tyrannosaurus Rex gegen Riesenhai.

Nach jedem erfolgreich bekämpften Sharknado reisen die Haikiller weiter durch Zeit und Legenden. In einer Art mittelalterlichem England verwandelt eine Transvestiten-Morgana die fliegenden Haie in feuerspuckende Drachenhaie. Danach geht es weiter in den amerikanischen Unabhängigkeitskrieg. Dort schlagen Fin und Co. die Engländer mit einem Sharknado in die Flucht. Es folgen Ausflüge in den Wilden Westen und die Hippie-Zeit der 68er, wo Fin seine Mutter trifft (gespielt von Zierings Ex-„Beverly Hills“-Kollegin Tori Spelling).

Das Versprechen aus dem Vorspann, in dem unter einem Zeichentrick-Hitler ein Haikopf hervorkommt, löst der Film zum Glück nicht ein. Der Showdown findet in der Zukunft statt, die von bösen April-Klonen regiert wird. Dann ein Final-Sharknado - und das Happy End. Ein kleiner Einblick in die Filmdialoge: „Ich weiß, du bist von vielen Haien gefressen worden und hast überlebt, aber ich bin von vielen Dinosauriern gefressen und ausgeschissen worden, weil sie mich nicht verdauen konnten. Es war hart.“

„Ziemlich schlecht“, urteilt der Trashfilm-Experte Keyvan Sarkhosh vom Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik in Frankfurt am Main. „Der Film erfüllt das, was man von der Reihe erwartet: billige Special-Effects, keine besonders guten Schauspieler, eine hanebüchene Story, superschlechte Computeranimation und diese verrückte Idee, da ist ein Wirbelsturm, aus dem Haie geflogen kommen. Sehr viel absurder geht es nicht.“

In seiner Studie „Lust am filmischen Müll“ hat Sarkhosh herausgefunden, dass vor allem höher gebildete Zuschauer Spaß haben an Trash-Filmen und einer „ironischen Rezeptionsweise“. „Es ist ein gewisses filmhistorisches Wissen gefragt. Diese Filme arbeiten viel mit Anspielungen. Bei diesem neuen "Sharknado" merkt man, es ist eine Abwandlung von "Zurück in die Zukunft", am Anfang hat man was von "Jurassic Park" und dann eine Welt, die an "Game of Thrones" erinnert.“

Der Sender Tele 5, der die Filme aus der Reihe unter dem Motto „SchleFaZ - Die schlechtesten Filme aller Zeiten“ ins deutsche Free-TV gebracht hat, sagt: „Für Tele 5 ist "Sharknado" die Mutter aller SchleFaZe.“ Sie erreichen dort rund zwei Prozent Marktanteil - für einen Nischensender nicht schlecht.

Doch „Sharknado“ ist längst kein Trash-Insider mehr. Auch wenn sich die Zahl derer, die tatsächlich alle Teile der Reihe von Anfang bis Ende angeschaut haben, in Grenzen halten dürfte. Mittlerweile ist bis weit in den Mainstream bekannt, was unter dem Begriff zu verstehen ist. Nichts Gutes.

Als der Zyklon „Debbie“ im vergangenen Jahr in Australien tatsächlich einen Hai an Land wirbelte, verbreitete sich ein Foto davon mit dem Hashtag #Sharknado im Internet. Die Macher der Reihe schrieben in einem Tweet: „Und uns haben sie gesagt, dass ein #Sharknado nie WIRKLICH passieren könne. Es sei nur ein dummer Film, haben sie gesagt.“

Und als in Hessen ein großes Hai-Aquarium eröffnete, meldete das „Spiegel Online“-Jugendangebot „Bento“: „Wir haben das einzig Richtige getan, und beim Deutschen Wetterdienst nachgefragt: "Wie groß ist dort die Gefahr eines Tornados?"“

Am Schluss von „Sharknado 6“ zieht Fin mit seiner Familie von der kalifornischen Küste in den Bundesstaat Kansas - genau in die Mitte der USA und so weit wie möglich entfernt von beiden Ozeanen. Vorher erhebt er sein Glas: „Auf das Ende einer Ära!“

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