Fidena hat schlafende Hunde geweckt
Puppentheater-Festival
Ein Konzert zum Auftakt eines Figurentheater-Festivals ist ungewöhnlich - auch wenn das Wort performativ vorangestellt hat. Dass Fidena-Leiterin Annette Dabs mit "Moondog" die richtige Wahl getroffen hat, hat mehrere Gründe.

Die bisher größte Puppe bei der Fidena ist ein Hund.
Da ist vor allem Moondog, dieser charismatische, blinde Musiker und Komponist, der sich nach seinem Blindenhund nannte. Im Ruhrgebiet, wo er seine letzten Lebensjahre verbrachte, hat er eine kleine, treue Fangemeinde. Die feierte in den Bochumer Kammerspielen die Hommage von Annette Dabs zum 100. Geburtstag des Amerikaners. Für viele Premierenbesucher dürfte die Musik aber eine Entdeckung gewesen sein.
Erste Eigenproduktion
So kann man durchaus sagen, dass Dabs in ihrer Inszenierung einen schlafenden Hund geweckt hat. Und was für einen. Die erste Eigenproduktion in der langen Fidena-Geschichte zeigt zugleich die bislang größte Marionette (Konzept Stefanie Oberhoff).
Was sich die erste Hälfte des Abends als stiller Hintergrund auftürmt, bewegt sich plötzlich. Ein Auge mit langen Wimpern öffnet sich, ein zotteliges Ohr klappt auf. Aus dem Berg wird ein Hund, der sich langsam zur Musik wiegt. Das ist aufsehenerregend, zugleich aber zurückhaltend. Alle Aufmerksamkeit gilt der Musik.
Ohrwurm-Qualitäten
Moondog-Schüler Stefan Lakatos gibt an der Trimba den Rhythmus vor. Fünf Saxofonisten und das Streichquintett Bracelli mit Musikern der Bochumer Symphoniker spielen mit Perfektion Kompositionen, die von Bach und Charlie Parker inspiriert sind. Harmonisch, heiter, pulsierend sind die Melodien, und "Paris" entwickelt sogar Ohrwurmqualitäten.
"Moondog" ist auch die passende Eröffnung, weil die Fidena zeigt, wie sich zeitgenössisches Figurentheater und andere Kunstrichtungen befruchten. Das ist besonders zu betonen, weil in der 51. Ausgabe mit einem Asien-Schwerpunkt das traditionelle Spiel mehr Raum als sonst bekommt. Bis zum 12. Mai 2016 gibt es viel zu entdecken.