Festival "Halbstark" hofft auf die Stimmen von innen
Jugendtheater
Was denken 9- bis 13-Jährige? Über sich, über Erwachsene, über die Welt? Was fühlen sie? Und wie formulieren sie ihre Gedanken und Gefühle? Die dritte Ausgabe des Theaterfestivals „Halbstark“ will die Köpfe öffnen und die inneren Stimmen rauslassen.

Beim diesjährigen Theaterfestival »Halbstark« zu sehen: Das Schauspiel »Sissi« aus den Niederlanden.
Von „Kindern“ zu sprechen ist aber schon mal ganz falsch. Es ist ein Festival für eine Altersgruppe, die sich „zwischen allen Welten“ befindet, wie es Kulturdezernentin Andrea Hanke gestern bei der Vorstellung des Programms beschrieb. Kinder, Jugendliche, Nische, Lücke, irgendwie dazwischen: Die Begriffe sind uneindeutig für diese Altersgruppe. „Jugendtheater kann jeder, aber die Lückenkinder zu erreichen, ist sehr schwierig“, konstatiert Hanke. Das mag auch der Grund dafür sein, dass „Halbstark“ europaweit, vielleicht sogar weltweit das einzige Festival für diese Altersgruppe ist. Der Erfolg gibt den Machern unter der Federführung des Kulturamtes allerdings Rückenwind. 5000 Besucher hatte das letzte Festival vor zwei Jahren. Das könnte jetzt noch getoppt werden, denn „Halbstark“ stellt sich größer auf: 16 statt 13 Produktionen, 46 statt 35 Vorstellungen. „Wir gehen auch noch stärker in die Stadt hinein“, so Hanke.
Gespielt wird diesmal nicht nur im Theater Münster und in der Meerwiese, sondern auch in der Erlöserkirche und im Pumpenhaus. Zudem spielen die Theatergruppen im Umland – und Schulen aus dem Umland kommen nach Münster, um beim Festival dabei zu sein. Das NRW-Kultursekretariat sorge darüber hinaus für Auftritte der Gruppen in anderen NRW-Städten – und auch finanziell ist es bei einem Gesamtetat von 200.000 Euro mit einer großen Summe dabei.
Festivalleiterin Silvia Andringa hat mit den Programmen der vergangenen beiden Festivals eindrucksvoll bewiesen, dass sie einen Blick für außergewöhnliche Theatererlebnisse hat. „Eine magische und spannende Mischung aus Tragik und Lebensfreude“ verspricht sie dieses Mal. Es gehe darum, „Herz und Innenraum die Möglichkeit zu geben, sich auszudrücken“, sagt sie. Die belgische Gruppe „kabinet k“ schaffe das mit „Rau“, einer Performance, bei der Kinder mit Künstlern gemeinsam auf der Bühne tanzen. „Sie zeigen, wie Kinder und Erwachsene emotional miteinander verbunden sind.“ Was für ein schwerer Kampf es ist, sich mit dem Leben auseinanderzusetzen, zeigt die niederländische Gruppe Hoge Fronten und Lieke Benders im Stück „Hallo Gott?!“, zu sehen in der Erlöserkirche. „Sissi“ vom Theater Sonnevanck erzählt sehr frei die Biografie der Kaisern Elisabeth von Österreich – mit Musik im Sound der 80er-Jahre. Auf der Party danach läuft ebenfalls Musik aus den 80ern – „der Zeit, als eure Eltern ,halbstark‘ waren“.
Eröffnet wird das Festival mit einer Produktion des Theaters Münster: „Fliegen lernen“. Hier werde davon erzählt, dass „Scheitern zum Leben gehört“, so Generalintendant Ulrich Peters. Er veranstaltet „Halbstark“ gern in seinem Haus: „Das Festival zeigt Stücke, an denen sich die Jugendlichen reiben können, die sie weiterbringen. Theater soll schließlich dazu beitragen, dass man im Leben besser zurechtkommt.“ Wer Lust hat, selbst beim Festival mitzumachen: Die ersten Castings für die Kurzauftritte junger Talente während des Festivals laufen bereits.