„Fences“ ist ein Oscar-Anwärter mit tollen Darstellern

Im Kino

Troy ist Mitte 50, arbeitet bei der Müllabfuhr in Pittsburgh und schwadroniert bei einer Pulle Gin im Garten hinter seinem Häuschen. Dort will er einen Zaun (englisch: Fence) bauen, kommt aber nicht in Gang. Weil er den Söhnen eine Standpauke hält. Weil sein Bruder vorbeischaut, der geistig beeinträchtigt ist. Weil das verdammte Leben nicht einfach ist und jeder Cent sauer verdient werden will.

von Kai-Uwe Brinkmann

21.02.2017, 14:36 Uhr / Lesedauer: 1 min
Denzel Washington scherzt mit Viola Davis.

Denzel Washington scherzt mit Viola Davis.

Troy ist Afroamerikaner, wir schreiben die 50er-Jahre, deren Klima der Dramatiker August Wilson in seinem Stück "Fences" einfängt. Das Leben der Schwarzen ist sein Thema.

"Fences" gehört zu einem Zyklus, der durch alle Dekaden des Jahrhunderts führt. Am Broadway stand Denzel Washington als Troy auf der Bühne, in der Kino-Adaption führt er Regie und brilliert in der Rolle des Familienvaters.

Mehr als ein Familienporträt

Vom Theater mitgebracht hat er Viola Davis, die Troys bessere Hälfte Rose spielt. Das darf man wörtlich nehmen: Es sind Frauen, die damals wie heute die schwarze Gemeinschaft zusammenhalten. Die Väter versacken oft im Sumpf von Drogen und Kriminalität, schwarze Männer stellen den Großteil der Insassen in Amerikas überfüllten Gefängnissen. Wer bringt die Kinder durch, sorgt für Erziehung, Bildung, Nestwärme? Omas, Tanten, Mütter wie Rose.

Vor diesem Hintergrund ist "Fences" nicht bloß ein Familienporträt. Der Stoff hat einen aufklärerischen Impetus, der sich an Amerikas Farbige wendet. Wie wir wurden, was wir sind. Troy gehört zur Generation, die das Dasein als ausgebeutete Landarbeiter abstreifen konnte und in der Stadt ihr Glück sucht.

Bescheidenes Glück

Ein bescheidenes Glück, Rassismus ist nicht passé. Troy darf als erster Schwarzer einen Müllwagen fahren. Darauf ist er stolz, Rose mit ihm. Trotzdem gibt es Knatsch, meist wegen der Söhne, die Troy hart anfasst. Rose gleicht aus, wo sie kann.

Filmsprachlich ist "Fences" nicht sonderlich aufregend, statisch getragenes, dialoglastiges Redekino. Schauspielerisch wird viel geboten. Washington überzeugt als Dickschädel mit Ecken und Kanten, Viola Davis hat ihre großen Szenen, wenn sie Troy die Leviten liest.