Für Damian Grauer war es eine kleinere Premiere: Zum ersten Mal vertrat der Co-Trainer den erkrank ausgefallenen Chefcoach Benjamin Hartlieb am Sonntag an der Seitenlinie. In der vergangenen Saison hatte diesen Part Hamza El Hamdi übernommen, der sich eine Auszeit genommen hat, das 4:3 gegen den SC Obersprockhövel aber im Montanhydraulikstadion trotzdem verfolgte und für Hartlieb sogar tickerte. Und daher kannte Grauer auch die Pressekonferenzen beim Holzwickeder SC, aber wohl von einem anderen Tisch aus und ohne ins Mikrofon sprechen zu müssen.
Wenn es beim Holzwickeder SC Eigentore gibt, scheinen sie immer besonders slapstick-behaftet zu sein. Noch in der Oberliga köpfte mal Matthias Göke über Torben Simon. Diesmal überwand Ex-Störmer Philipp Gödde den jungen Leon Chrobok, der für den angeschlagenen Felix Hacker (22) zwischen die Pfosten gerückt war. Grauer sprach passenderweise vom „Eigentor des Jahres“ – einen Titel, den Gödde sich trotz gesundem Selbstwitz am Saisonende wohl nur ungern in den Trophäenschrank stellen würde.
„Wir sind in die Kabine gegangen und wussten gar nicht, wie wir das Spiel fassen sollen, weil wir eigentlich kein schlechtes Spiel gemacht haben“, sagte Grauer über das 3:3 zum Pausenpfiff. „Am Ende ist es ein bisschen erzwungen und etwas Glück“, so Grauer, der Siegtorschütze Dylan Pires in der zweiten Halbzeit erst eingewechselt hatte. „Dylan startet super durch. Das sind die Möglichkeiten, die wir haben, von der Bank Qualität reinzubringen“, sagte Grauer, bevor die HSC-Fans ihren Tageshelden Pires erblickt haben und Grauer mit Sprechchören erstmal unterbrachen.
Torhüter bereiten Sorgen
Personelle Sorgen haben die Holzwickeder zur Stunde nur auf der Torhüterposition. Hackers Fußverletzung wird aktuell intensiver untersucht. Der Rückhalt, der eine Woche zuvor mit Paraden den Sieg gegen den Lüner SV festhielt, hat immer noch Probleme nach einem Zusammenprall aus dem Nordkirchen-Testspiel (0:1). Da auch Neuzugang Orlando Stockhecke fehlt, ist Chrobok, der aus der U19 aufgerückt ist, derzeit einziger fitter Keeper. Mittelfeldspieler Muhammed Cakir fehlte krankheitsbedingt wie Hartlieb. Grinsendes Kopfschütteln ernteten die Fans von Grauer dann noch für die „Spitzenreiter“-Gesänge, die zweite PK-Unterbrechung.
Es war eine der längsten Konferenzen, denn nach den Trainern stellte der HSC auch noch zwei Neuzugänge vor. Hacker lobte Chrobok, obwohl er Göddes Rückpass ins eigene Netz nicht rechtzeitig vorhersah. „Von Hierarchie halte ich immer relativ wenig. Wir als Torhüter müssen immer zusammenhalten. Leon hat es super gemacht. Wir unterstützen uns und jeder gönnt dem anderen alles. So kommt man auch ein Stückchen weiter“, erklärte Hacker, der zu seiner Verletzung sagte: „Heute war einfach kein guter Tag.“
Ex-Geisecker Max Wolff ist Bierwart
Und auch Mittelfeldspieler Max Wolff (21), der vor der Saison vom Bezirksligisten Geisecker SV kam, stellte sich nach seinem ersten Liga-Startelfeinsatz vor. „Wir haben schnell eine Einigung gefunden. Die Mannschaft hat mich hammer aufgenommen. Ich bin Bierwart geworden“, scherzte Wolff. Das Holzwickeder Publikum fühlte sich gut unterhalten.
Ansonsten war Dylan Pires der gefragte Mann. An der Tribüne musste der Youngster, der vom SuS Kaiserau in der Emschergemeinde gewechselt war, nach dem zweiten Tor im zweiten Ligaspiel bei den Fans abklatschen. Pires saß trotz Treffers nur auf der Bank. „Es kommt auf die Situation an, wie der Gegner spielt. Als Joker oder in der Startelf - wir sind eine Mannschaft“, erklärte Pires, der sich auch entlocken ließ, dass er gerne oben mitspielen würde.
Holzwickede nach Pires-Jokertor Spitzenreiter: Gäste-Präsident beschimpft Schiedsrichter übel
Dilemma des Lüner SV beginnt nach zehn Minuten mit Roter Karte: Holzwickeder SC siegt mit 3:0
Holzwickeder SC winkt perfekter Saisonstart: Überdenkt der HSC die Startelf trotz Sieges?