
Sieht das toll aus? Ist es auch. Falls sie Papatastisch-Autor Thomas Raulf suchen: Er ist mit seiner Familie im Alpenraum unterwegs. Ein Besuch in der Tiroler Griesbachklamm (Bild) ist Pflicht. Und dieses Jahr kommt noch ein spontanes Abenteuer hinzu. © Thomas Raulf
Berge oder Wasser? Beides! Meine Familie überquert erstmals die Alpen
Kolumne Papatastisch
Endlich Urlaub! Wir freuen uns, aber unsere Familie ist gespalten: In die Berge oder ans Meer? Wir versuchen dieses Jahr mal einen 1400 Kilometer weiten Kompromiss.
Wenn Sie diese Zeilen lesen, stehe ich im Stau. Nein, wollen wir mal den Teufel nicht an die Wand malen. Wir freuen uns auf einen papatastischen Urlaub, dieses Jahr mit einer abenteuerlichen Premiere. Weil die eine Hälfte der Mannschaft „ans Meer!“ will, die andere „in die Berge!“ – und weil Eltern es möglichst allen recht machen wollen – machen wir beides.
Urlaub: Kinder wollen jetzt mitentscheiden
Vier Kinder zu haben, ist an sich schon spannend. Aber es wird noch mal richtig interessant, wenn sie größer werden. Ich weiß gar nicht, ob das so vereinbart war, aber sie entwickeln zunehmend einen eigenen Willen.
„Kinder, wir haben Urlaub gebucht“, sagten wir ihnen früher, und die Freude war groß, egal was Mama und Papa ausgesucht hatten. Jetzt läuft das nicht mehr. Vor der Buchung wird diskutiert.
Nach einigen Sommern an der Ostsee haben wir vor ein paar Jahren die Alpen für uns entdeckt. Ich finde es fantastisch, wenn die Landschaft rauf und runter geht. Als Kind und Jugendlicher war ich fast nur im flachen Holland oder an der flachen Meeresküste unterwegs. Das war auch schön, aber es hat sich Wanderlust angestaut.
Berge? Meer? Kompromiss!
Richtig tolle Wanderungen haben wir unternommen rund um den „Wilden Kaiser“. Und jetzt meutern die Mädchen. Sie wollten wieder ans Meer, erklärten sie vor Monaten, als der Sommerurlaub für 2022 besprochen wurde. Dass sie mit einem Ferienlager, was ja praktisch Zusatzurlaub ist, schon in den Ferien an die See fahren, reichte als Argument nicht.
Die Jungs wiederum wollten eher wieder auf Berge steigen. Und jetzt kommt noch hinzu, dass der Ältere bereits etwas urlaubsmüde wird. Reisen sollen den Herrn nicht zu lange von zu Hause weg führen. Lieber eine statt zwei Wochen. Oder besser nur fünf Tage? Oje, wie soll man da einen Kompromiss finden?
Eigentlich müssten wir uns aufteilen, damit alle zufrieden sind. Und das machen wir jetzt auch: zeitlich. Erst geht es ans Wasser, dann in die Berge. Der Große kommt auch mit, na los, es klappt nochmal – super!
Völlig verrückt wäre es natürlich jetzt, nach Norden zum Strand zu brettern und dann nach Süden zu den Alpen. Aber es muss ja kein Salzwasser sein: Ein großer See ist doch wie ein Meer, oder? Die Idee: Wir erkunden den Gardasee, danach fahren wir etwa die halbe Strecke wieder zurück nach Tirol.
Das mit Italien war ein spontaner Einfall, wir haben es kürzlich erst gebucht, um eben alle etwas glücklicher zu machen. Spontan liegt mir eigentlich nicht so. Jetzt habe ich die Recherche nach der Buchung gestartet. Wenn ich den Reiseführer richtig verstehe, dann soll am Gardasee recht viel los sein, was Tourismus angeht. Ich werde nachdenklich. Man solle vielleicht nicht unbedingt die Hauptreisezeiten wählen, steht da. Okay... Wir fahren einfach mal am ersten Tag der nordrhein-westfälischen Sommerferien zu einem der beliebtesten Reiseziele im sonnigen Süden. Vermutlich wird allein die Fahrt schon das Abenteuer schlechthin.
Die Raulfs überqueren die Alpen
Schließlich müssen wir dieses Mal nicht nur an den Rand der Alpen – wir müssen drüber. Werden wir die Überquerung des majestätischen Gebirges genießen? Oder liegen zu dem Zeitpunkt wohl schon die Nerven blank? Ich höre bereits die Kommentare der Jungs, während wir mit Tausenden im Stau stehen, um uns herum nur Gehupe: „Hab ich doch gleich gesagt, dass wir da nicht hinfahren sollen...“ Wir brauchen definitiv alles an Unterhaltungselektronik, was in den Familienbus passt. Funktionieren die Lieblingsspiele auf dem Tablet auch unterwegs? Das muss dringend noch geklärt werden.
Spontane Reiseentscheidung... Nein, ich werde jetzt nicht nervös. Und ganz im Ernst: Ich freue mich. Wir sehen mal eine andere Ecke der Welt. Und im Gardasee-Reiseführer habe ich auch schon Berge gesehen. Vor allem ist die Familie gemeinsam unterwegs. Darauf kommt es an. Papatastisch! Ich wünsche Ihnen schöne Ferien.
Jahrgang 1979, stammt aus dem Grenzgebiet Ruhr-Sauerland-Börde. Verheiratet und vierfacher Vater. Mag am Lokaljournalismus die Vielfalt der Themen und Begegnung mit Menschen. Liest immer noch gerne Zeitung auf Papier.
