Wieso Geld? Wer ist Schuld am Krieg? Einfache Kinderfragen verlangen komplizierte Antworten

Wieso Geld? Einfache Kinderfragen verlangen komplizierte Antworten
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Kinder wollen nicht, dass es dunkel wird. Sie wollen nicht, dass Papa den ganzen Tag arbeitet und erst recht nicht, dass es irgendwo auf der Welt Krieg gibt. All das muss erklärt werden, weil der papatastische Nachwuchs es immer wieder hinterfragt - ganz schön schwierig manchmal.

Warum? Es soll hell bleiben

„Okay du musst einen Moment zuhören, die Antwort ist wieder mal etwas komplizierter.“ So leite ich inzwischen oft das ein, was ich versuche, wenn die Kinder Fragen des Lebens stellen. Dabei tun sie das nicht erst, wenn sie auf der weiterführenden Schule sind. Der Sohn meines Arbeitskollegen zum Beispiel ist gerade drei und fragte letztens seinen Vater, warum die Sonne untergeht. Papa erläuterte seinem Filius, dass sie eigentlich gar nicht „untergehe“. Er versuchte, in kindgerechten Worten die planetaren Zusammenhänge zu erläutern. Dann erfuhr er den Grund der Frage: „Ich will nicht, dass die Sonne untergeht.“ Es soll halt hell bleiben, meint der Sohnemann.

Warum Papa zur Arbeit muss

Fragen der Kinder haben oft Wünsche als Hintergrund. Wie letztens bei uns, als ich zu einem Tagesausflug in den Ferien nicht mitkonnte. Ich hatte nunmal keinen Urlaub. „Dann nimm doch einfach frei!“ Also musste ich erläutern, warum das so einfach von heute auf morgen nicht geht: Dienstplan, Absprachen mit Kollegen, Termine, Urlaubsplanung... „Aber was würde dann passieren, Papa? Würdest du kein Geld kriegen?“ Nein, das sei komplizierter, erwiderte ich. Am Ende musste ich eine Antwort geben, die schön kurz war, aber auch unbefriedigend: „Es geht halt nicht.“

Steuererklärung: mega langweilig

Den ganzen Tag arbeiten zu müssen, das ist für unsere jüngeren Sprösslinge sowieso eine furchtbare Vorstellung. Aus Sicht der Kinder müssen wir Großen sehr unspannende Dinge tun, um Geld zu bekommen - und noch weitere, um es zu verwalten: Beim Kramen in Aktenordnern hörte ich kürzlich die Frage, was ich da überhaupt so lange machte. Es war die Steuererklärung. Die Nachfrage: „Warum machst du das? Es sieht langweilig aus.“ Also gut: Geld verdienen, Einkommensteuer, Werbungskosten - wieder musste jemand einen Moment gut zuhören. „Okay, reicht“, beendete er den Kurzvortrag, den er bei Papa bestellt hatte, und widmete sich wieder seinem Computerspiel.

Papierkram wie die Steuererklärung muss erledigt werden. Kinder finden das langweilig. Recht haben sie. (Symbolbild)
Papierkram wie die Steuererklärung muss erledigt werden. Kinder finden das langweilig. Recht haben sie. (Symbolbild) © picture alliance/dpa/dpa-tmn

Wenn es kein Geld gäbe

Dass Erwachsene irgendetwas wie Arbeit unternehmen müssen, damit sie ihren Kindern Chips, Schuhe und Ferienlager-Aufenthalte bezahlen können, verstehen die Mädchen und Jungen nach und nach. Und dann kommt doch wieder so eine überraschend abgefeuerte Frage: „Wieso gibt es eigentlich Geld?“ Mein Sohn vertrat jetzt die Ansicht, ohne Geld wäre vieles doch viel einfacher. Auch hier musste ich ausholen bei der Erklärung. Ich war aber auch ziemlich begeistert. Da war der junge Fragensteller doch ganz nah dran an John Lennon, oder nicht? „Imagine“ - stell dir vor, es gäbe keinen Besitz.

Das Lied ist jetzt 52 Jahre alt, aber die Fragen, die der Ex-Beatle aufwarf, sind immer noch aktuell. Man möchte sich auch gern vorstellen, dass es keine Kriege gäbe, keine Länder, Grenzen oder Religionen, um die gestritten wird. Auch wir sitzen jetzt wieder mit den Kindern vor den Nachrichten und sehen fassungslos die Bilder aus Israel und dem Gaza-Streifen. Warum jetzt auch dort noch ein Krieg ausgebrochen ist? Eine berechtigte Frage, die die Kinder da stellen. Auch sie lässt sich nicht in einem Satz beantworten.

Ich fürchte, gerade das Thema wird uns immer wieder aufs Neue beschäftigen, weil Menschen an vielen Orten auf der Welt nicht in der Lage sind, dazuzulernen. Vielleicht müssen sie sich wieder an die einfachen Fragen erinnern, die sie als Kinder gestellt haben.

„Papatastisch“ heißt die Familienkolumne von Redakteur und Vater Thomas Raulf. Alle Schilderungen beruhen auf wahren Ereignissen, aber lesen Sie gern ein Augenzwinkern mit. Alle bisher erschienenen Folgen finden Sie auf unserer Internetseite: www.hellwegeranzeiger.de/schlagwort/papatastisch

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