Autor Thomas Raulf ist aus der Bällebadphase schon lange ‘raus, aber seine Familie ist immer noch ein bisschen so: bunt und wuselig und vor allem toll - papatastisch eben.

© Udo Hennes

Google? Lächerlich! Nur der Janosch-Kalender kann unsere Familie retten

rnKolumne Papatastisch

In der Küche hängt unser Familienkalender. Er ist bunt, wird im Lauf der Zeit immer bunter und dicker. Und eins habe ich aufgegeben: Digitalisierung scheitert hier. Familientermine: papatastisch.

Unna

, 11.02.2022, 10:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Wer Kinder hat, kennt das: Es muss unheimlich viel koordiniert werden. Dreimal Handball, einmal Fußball. Ein Mädchen tanzt, zwei spielen Flöte, der große Bruder Trompete, der Jüngste hat die Gitarre ergriffen und ist auf dem Weg zum Rockstar. Das steht alles zwischen den bunten Tieren von Janosch in unserem Familienkalender. Dann noch Arzttermine, Testtermine, Schulfrei-Termine. Dies und das. Dazwischen haben die Kids Privatleben. „Kann ich mich morgen mit Johanna verabreden?“ Manchmal wird so eine Frage tatsächlich an mich gerichtet. „Bestimmt. Ähhm... keine Ahnung. Frag bitte Mama. Oder guck auf den Kalender. Besser beides. Ach, und wer ist Johanna...?“

Zum Glück gibt es Nutzerhinweise

Es ist natürlich nicht so, als würde mich so etwas überfordern. Ich bin durchaus in der Lage, so einen Familientag zu managen, wenn ich einen freien Tag habe. Das ist überhaupt kein Problem, wenn meine Frau zum Beispiel einen langen Konferenztag hat.

Jetzt lesen

Zur Sicherheit schreibt sie mir in einem solchen Fall morgens einen Zettel. Sozusagen einen Auszug aus dem Familienkalender, mit Nutzerhinweisen. Etwa so: Kind A muss um 14.15 bei Freundin X abgegeben werden, vorher Kind B vom Bus abholen, dabei Sporttasche mit Wasser zum Mitnehmen nicht vergessen, denn Kind C hat ja Training... „Das Training ist bei uns im Ort, oder?“ Ich frage nur zur Sicherheit. „Ja“, sagt sie. „Und ja, ich packe euch die Sporttasche vorher...“ Puh, danke.

Ohne diesen Zettel bin ich aufgeschmissen. Und ja, doch: Das überfordert mich ein bisschen. Der Redaktionsalltag ist gegen all dies der reinste Kindergeburtstag. Zur Not könne ich ja eins der Kinder zwischendurch fragen, sagt die Mutter. „Also wirklich. Ich mache im Dienst täglich eine Sendeplanung! Das kriege ich schon hin hier.“ (Ich weiß schon: Ich werde nachher meine Große fragen, die weiß immer gut Bescheid.)

Google scheitert an uns

Immer wieder gibt es auch Änderungen, manchmal im Tagesverlauf! „Wie, deine Freundin kann doch nicht? Ich soll dich aber um 14.15 Uhr dahinbringen. Steht hier auf dem Zettel. Ihr könnt das jetzt nicht durcheinanderbringen...“ Zum Glück habe ich selbst keine Hobbys, für die man irgendwelche Termine eintragen müsste.

Ich habe auch eine Spalte auf dem Familienkalender, aber die ist sehr übersichtlich: meist leer. Da können eher aus den anderen Spalten noch Sachen mit reinrutschen, wenn es dort zu voll wird. Und einige Monate sind echt voll in diesem Kalender. Manchmal erschrecken wir Oma damit, wenn sie zu Besuch ist: „Was, da müsst Ihr überall hin?!“

Vor ein paar Jahren habe ich dann diesen Versuch mit Google gemacht. Den Kalender auf meinem Handy mit dem Kalender auf dem Handy meiner Frau koppeln: praktisch. So sieht jeder immer alles, was der andere einträgt oder löscht – synchron und perfekt übersichtlich, mit verschiedenen Farben. Vergiss es. Natürlich hat meine Frau den guten alten Wandkalender einfach weitergeführt. Kommentar: „Der funktioniert nämlich immer. Und das geht auch alles schneller als dieses Getippe.“ Das war‘s mit digital.

Tigerente durchkreuzt die Planung

Übrigens dieser Wandkalender ist wirklich groß, aber übersichtlich ist er nicht. Wie auch, wenn der kleine Bär grinsend durch Anfang August tappst und die Tigerente durch drei Tage im April rollt? Die ganzen Stichworte und Uhrzeiten müssen drumherum gekritzelt werden. Immerhin haben die charmant gemalten Tiere etwas Beruhigendes. Ist doch schön bei den ganzen Terminen. Google hat das nicht.

Jetzt lesen

Noch ein Übriges: Ich sollte mal zuverlässiger eintragen, wann ich Wochenenddienst habe oder einen freien Tag. Das würde helfen, ich weiß. Ich gelobe Besserung. Ja doch, guck nicht so brummig, kleiner Tiger!

„Papatastisch“ ist ein Neu-Wort aus der Internet-Community. Es passt ganz gut zur neuen Kolumne von Redakteur Thomas Raulf: Familie ist einfach toll, und ein „Papa“ schreibt darüber. Alle Schilderungen beruhen auf wahren Ereignissen, beim Schreiben fließt hier und da auch ‘mal satirische Würze ein. Lesen Sie gern ein Augenzwinkern mit.