Familie und Freunde nehmen Abschied von Marga Spiegel

Bewegende Beerdigung

Bei strahlendem Sonnenschein nahmen rund 300 Trauernde am Freitag auf dem Jüdischen Friedhof in Ahlen Abschied von Marga Spiegel. Im Alter von 101 Jahren war die Holocaustüberlebende am Dienstag gestorben.

AHLEN

, 14.03.2014, 18:47 Uhr / Lesedauer: 2 min

Auch Dr. Henry Brandt, ehemaliger Landesrabbiner von Nordrhein-Westfalen und Hauptredner bei der Trauerfeier. „Wir nehmen Abschied von einer bemerkenswerten Frau“, begann er seine Würdigung über ihr Leben, „das mehr als ein Jahrhundert umspannte“. Ihr Engagement gegen Vorurteile, gegen Hass und Unterdrückung würdigte er ebenso wie ihr intelligentes Wesen. Trotz der Verfolgung in der Nazizeit und der Ermordung beinahe ihrer gesamten Familie sowie des späteren Todes ihrer Tochter Karin habe sie eines nie verloren: „ihren Lebensmut, ihre Lebensfreude. Was für eine Kraft!“

Alle waren sie gekommen: Sohn Daniel Spiegel, die Enkelkinder, zwei von ihnen aus Amerika (mit Urenkel), Freunde und Vertreter der Jüdischen Gemeinde Münster, der sie bis zu ihrem Tode eng verbunden war, Bewohner aus Werne, wo eine Schule nach Marga Spiegel benannt wurde, und aus Ahlen, wo Marga neben ihrem Mann Siegmund Spiegel nun die letzte Ruhe fand. Ebenfalls unter den Trauergästen: Nachkommen der Familien Sickmann und Aschoff, die in der Zeit der Verfolgung Marga, Siegmund und Karin Spiegel versteckten. Bewegende Worte fand auch Karin Reismann, Bürgermeisterin der Stadt Münster: „Du hinterlässt Stille und Leere, denn wo du warst, da waren Energie, Begeisterung, Mut.“

Im Oktober 2009 hatte der Film „Unter Bauern“ Premiere, in dem Regisseur Ludi Boeken den dramatischsten Teil der Lebensgeschichte Marga Spiegels zeigte. Veronica Ferres spielte die im Film rund 30-jährige Marga. Beide Frauen habe seit ihrem Kennenlernen eine tiefe und außergewöhnliche Freundschaft verbunden, sagte Boeken am Freitag und erinnerte an die positive Energie, die von Marga Spiegel ausging.

Rund um die Welt sei sie im hohen Alter mit ihm von Filmvorführung zu Filmvorführung gereist. Dabei hatte er zunächst Sorge, wie ihr der fertige Film überhaupt gefallen würde: „Sie hat die ganze Zeit meine Hände festgehalten, und am Ende haben wir geweint. Es gab keine Worte. Und dann hat sie gesagt: So war’s.“

Schlagworte: