
© Finnische Nationaloper
Erste Corona-Oper der Welt kann kostenlos „besucht“ werden
„Covid fan tutte“
Mit „Covid fan tutte“ präsentiert die Finnische Nationaloper ein Corona-Stück mit Musik von Mozart. Auch ein ehemaliger Exklusivkünstler des Dortmunder Konzerthauses ist dabei.
Eigentlich wollte die Finnische Nationaloper die Herbstsaison mit Wagners „Walküre“ eröffnen, doch dann kam bereits in der Probenphase das Virus dazwischen. Da hatte die künstlerische Direktorin Lilli Paasikivi im Mai die Idee zu „Covid fan tutte“, einer satirischen Oper zur Lage – mit Mozart-Musik, naheliegenderweise aus „Cosi fan tutte“.
Das Ergebnis kann man nun auch auf der Streaming-Plattform Opera-Vision kostenlos von Zuhause erleben. Das hochkarätige finnische Ensemble wird angeführt von der Operndiva Karita Mattila. Esa-Pekka Salonen, ehemaliger Exklusivkünstler des Dortmunder Konzerthauses, dirigiert einen feinen, leichten Mozart.
Bunte Szenenfolge
„Covid fan tutte“ handelt in bunter Szenenfolge – und unbekümmert um die eigentliche Handlung wie auch die Reihenfolge der Musiknummern der Mozart-Oper – von alltäglichen Erfahrungen während der Corona-Krise.
Und weil das Ganze die Situation in Finnland beschreibt, beginnt es mit dem „Walküre“-Vorspiel. Dabei schleicht sich der Covid-Virus, eine Tänzerin, auf die Bühne, wirft rote Rosen in die Luft und verschwindet wieder. Schauspielerin Sanni-Kaisa Palo versucht einzuschreiten, kann aber nur hereinstürmendes Wagner-Personal vertreiben.
Witzigerweise sind dies drei Solisten, die dann auch beim Mozart mit von der Partie sein werden: Miina-Liisa Värelä (statt Sieglinde nun Fiordiligi), Johanna Rusanen (statt Brünnhilde nun Dorabella) und Tommi Hakala (eigentlich Wotan, jetzt Don Alfonso).
Mozart auf Finnisch
Manch weitere Anspielung bleibt dem deutschen Zuschauer aufgrund der Sprachbarriere verschlossen. So wählte Regisseur Jussi Nikkilä als Hauptrequisit ein riesiges Smartphone, dessen Display oft finnische Textnachrichten anzeigt. Gesungen und gesprochen wird ebenfalls auf Finnisch – aber es gibt deutsche Untertitel.
Viele der munteren Szenen machen Spaß, weil sie Aspekte der Krise pointiert aufs Korn nehmen und gekonnt mit Mozarts Musik jonglieren. Highlights sind etwa ein Teleshopping-Duett, bei dem Klopapier für teures Geld angeboten wird, Don Alfonsos verzweifelter Versuch, einem Zoom-Meeting beizutreten, oder Fiordiligi, die ihre Konserven satt hat.
Aus „Don Giovanni“ ist die Register-Arie eingebaut, die nun Infektionszahlen auflistet. Die „Zauberflöte“ klingt bei einer „Latenight mit Tamino“ an. Karita Mattila legt eine hinreißende Parodie einer Diva hin, darf aber nur die Zofe Despina singen.
Vom Städtedreieck Essen-Mülheim-Oberhausen aus mit wachen Sinnen und musikwissenschaftlichem Background unterwegs!