Erfrischender Wahl-Allgäuer Verner Europameister

Das Erfolgsrezept von Tomas Verner ist «Made in Germany». Nach seiner erfrischenden Europameister-Kür fiel der tschechische Überraschungssieger seinem Oberstdorfer Trainer Michael Huth herzlichst um den Hals.

Zagreb (dpa)

von Von Britta Körber, dpa

, 25.01.2008, 14:26 Uhr / Lesedauer: 2 min

Der 21-Jährige, der in den vergangenen Jahren wegen diverser Verletzungen mehr Operationssäle als Eislaufhallen kennengelernt hat, wusste genau, wem er zu danken hatte. «Ich bin nur das, was mein Team aus mir gemacht hat», betonte der blonde Kufenstar, den Huth mit seiner Allgäuer Mannschaft geduldig aufgebaut hat. «Ja, wir arbeiten so ähnlich wie ein Klinsmann es macht, Trainer und Betreuer für jeden Bereich», erklärte Huth in Zagreb sein Verständnis von Leistungssport.

«Ich stelle mich nicht hin und bin der Guru», stellte der DDR-Meister von 1988 klar. Je zwei Techniktrainer, Choreographen und Physiotherapeuten stehen der Trainingsgruppe um Verner und der Vorjahres-Europameisterin Carolina Kostner (Italien) ständig mit Rat und Tat zur Seite, ein Ballettspezialist und ein Schneider für die Kostüme ist auf Abruf. Huth ist der Ideengeber und gab dem Konzept den Namen «Icedome».

Im Sommer zieht der gebürtige Dresdner und Schüler von Jutta Müller mit seinem Team durch ganz Europa, gibt Unterricht und lernt von anderen Trainern. «Sogar der Stéphane Lambiel und sein Trainer sind bei uns dabei», schwärmte Huth, dessen Verhältnis zur Deutschen Eislauf-Union (DEU) seit Jahren abgekühlt ist. «In dem Verband wird sicher nicht alles richtig gemacht», führte er vorsichtig an. Dennoch tue es ihm weh, dass der Kontakt seit fünf Jahren praktisch nicht mehr existiere. «Ich bin kein Startrainer, ich lebe auch in dieser Individualsportart den Teamgedanken.» Aber die DEU will von seinen Ideen nichts wissen.

Der Pirouettenkünstler und zweimalige Weltmeister Lambiel scheut sich nicht, seine Ideen und neuen Kreationen auf dem Eis auszutauschen. Der Schweizer lief als Flamenco-Tänzer die mitreißendste Kür, bekam aber auch nach einer Korrektur der Jury nur 225,24 Punkte, die wegen fehlender Höchstschwierigkeiten wie dem dreifachen Axel nicht an die Verner-Wertung von 232,67 herankamen. «Ich komme nächstes Jahr wieder», sagte der 22-Jährige, der auf europäischem Parkett glücklos blieb. Gänzlich bedient war Weltmeister Brian Joubert (219,45), der nach einer Viruserkrankung nicht in Form war und möglicherweise die WM im März in Göteborg auslassen will.

Zu den Gewinnern einer spannenden Herrenkonkurrenz gehörten die Berliner Peter Liebers (165,14) und Clemens Brummer (163,81), die mit den Plätzen 13 und 14 die zwei Startplätze für die EM 2009 in Helsinki erhielten. Der 19-jährige Liebers überraschte die Experten mit einem vierfachen Toeloop und ergatterte das einzige WM-Ticket. «Da werde ich jetzt zeigen, was ich kann», sagte der selbstbewusste Schüler, der seinen Vater Mario Liebers als mehrmaligen DDR- Vizemeister zum Vorbild hat.

Trainerin Viola Striegler hat in der Hauptstadt die besten Talente beisammen, zuletzt kam der ehemalige WM-Dritte Stefan Lindemann hinzu. «Für mich ist es ein Mannschaftssport, jeder hat seine Stärken, die Konkurrenz beflügelt», sagte Striegler. Liebers, der das größte Sprungpotenzial hat, könnte einmal in die Fußstapfen von Lindemann treten. Zur Nervenstärkung hatte der Youngster bei seiner EM-Premiere Beruhigungskaugummis des EM-Dritten von 2005 dabei.

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