
Den Blick auf den Gaszähler hat Papatastisch-Autor Thomas Raulf schon lange nicht mehr gewagt. Und der Winter kommt ja jetzt erst. Sparen ist angesagt, und das wird eine Herausforderung für die Familie. © Archiv/dpa
Energiesparen: Die Schwachstelle unseres Hauses sind die Bewohner
Papatastisch
Ein altes Haus mit alter Heizung: Der Winter wird frisch oder teuer - oder beides. Wodurch verliert unsere Immobilie wertvolle Energie? Ich weiß es: durch die Familie, die darin wohnt.
So ein Heizkörper ist ein Prima-Handtuchwärmer. Und wenn man den kompletten Keller beleuchtet, dann gibt es keine gruseligen Ecken. Beides sind hervorragende Ideen meiner Kinder, die das Wohnen gemütlicher machen. Aber damit muss jetzt Schluss sein.
Die Stadtwerke raten zum Sparen
Wie viele andere Familien hatte auch unsere kürzlich unangenehme Post vom Energieversorger. Strom wird teurer, Gas wird wahnsinnig teurer. Ich habe diese Woche mal die Abschlagszahlungen erhöhen lassen, damit wir nachher keine ganz so böse Überraschung erleben. 240 Euro im Monat allein für Wärme, es nützt ja nichts.
„Versuchen Sie zu sparen“, riet mir der freundliche Herr von den Stadtwerken. Meine Antwort war ein zerknirschtes „Tja“. Es ist halt auch ein fast 30 Jahre altes Haus mit einer fast 30 Jahre alten Gasheizung. Ob in unserem Haus auch Teenager wohnen, fragte er nach. Ich bejahte. Seine Antwort: „Tja.“
Als mein Töchterchen letztens duschte, dauerte es schon geraume Zeit. Das Bad wurde schön warm, nicht nur weil das wohlig-warme Wasser lange lief. Die junge Dame war auch auf die praktische Idee gekommen, das Ventil am Heizkörper „volle Pulle“ aufzudrehen und ein Handtuch drüber zu hängen, damit es fürs Abtrocknen schön kuschelig werde.
Duschen für die Gemütlichkeit? Schluss damit
Über so etwas müssen wir uns spätestens jetzt dringend unterhalten. Wenn Kinder älter werden, werden sie reinlicher. Das ist ja eigentlich eine gute Entwicklung. Sind sie klein, müssen wir sie meist zum regelmäßigen Duschen drängen. „Ich hab nicht geschwitzt. Ich stand im Tor“, sagt unser Fußballer im Grundschulalter gern, um der nervigen Dusche nach dem Training noch einmal zu entgehen. Sein großer Bruder hingegen geht inzwischen auch schon mal auf Partys, und da tritt er natürlich gern erfrischt auf.

Die Strompreise steigen. Und während ein Handyakku früher mal Wochen lang „hielt“, müssen die Geräte heute nach spätestens zwei Tagen ans Kabel. © picture alliance/dpa
Ein tägliches Duschbad, wie es in anderen Familien dem Vernehmen nach ansteht, gibt es bei uns bisher allerdings nicht. Gut so. Jetzt müssen wir zusehen, dass das auch so bleibt, denn es würde schlicht zu teuer, aus Klimagesichtspunkten gehört es sowieso verboten. Also: Duschen nur nach Bedarf, so kalt und kurz wie möglich - so werde ich es in einer Energiekonferenz verkünden, die in Kürze in unserer Küche einberufen wird. Der papatastische Vatti wird mal wieder Spaßverderber, aber da muss er durch.
Handys werden nicht mehr zu Hause geladen. So.
Bleibt die elektrische Energie: Was können wir machen? Viele E-Geräte sind bei uns inzwischen neu oder erst ein paar Jahre alt. Es tuckert also keine Uralt-Tiefkühltruhe mehr im Keller. Dafür blinken heute viele kleine Geräte an vielen Stellen. Mindestens zwei Handys oder Tablets laden immer irgendwo an Steckdosen. Ich überlege: Schulen wollen doch digitaler werden. Können die Kinder diese Geräte nicht im Klassenraum aufladen? Der Vorschlag kommt definitiv auf die Tagesordnung der Energiekonferenz. Und wenn diese „Alexa“-Dinger ständig auf Abruf lauschen, ob sie mal angesprochen werden, dann kostet das doch sicher auch Strom, oder nicht? Stecker raus.
Nun zum Thema Leuchten. Kinder machen das Leben heller - weil sie überall das Licht anlassen. Ich fand Teile des Kellers als Kind auch immer gruselig. Aber wenn mein Jüngster schon wirklich jede Lampe einschaltet, sobald er allein nach unten geht, dann kann er sie doch wohl auf dem Rückweg auch wieder ausknipsen. Noch ein Vorschlag: Lägen im Flur nicht mehr so viele Jacken, Rucksäcke und Schuhe herum, dann wäre er auch bei wenig Licht sicher zu begehen. Dann könnten wir auch hier sagen: Licht aus!
Moment mal. Und der Staubsauer? Muss er jeden Tag eine Runde durch die Wohnung machen? Das Thema müssen wohl wir Erwachsenen einmal besprechen: im nicht-öffentlichen Teil unserer Energiekonferenz.
Jahrgang 1979, stammt aus dem Grenzgebiet Ruhr-Sauerland-Börde. Verheiratet und vierfacher Vater. Mag am Lokaljournalismus die Vielfalt der Themen und Begegnung mit Menschen. Liest immer noch gerne Zeitung auf Papier.
