Emil Schumachers Schäfchen

Emil-Schumacher-Museum Hagen

Wer hätte gedacht, dass einer der Helden der modernen Kunst auch immer wieder so etwas Freundliches, Nettes und Niedliches wie Schafe gemalt hat? Emil Schumachers Hirten-Szenen sind große Kunst, berühren aber dennoch das Herz.

HAGEN

, 09.07.2017, 11:55 Uhr / Lesedauer: 2 min
Emil Schumachers „Blaue Landschaft“ (1998) ist als Leihgabe nach Hagen gekommen. Die fast drei Meter breite Pastorale (Hirtenszene) gehört dem Essener Museum Folkwang, hängt dort aber leider nur im Depot.

Emil Schumachers „Blaue Landschaft“ (1998) ist als Leihgabe nach Hagen gekommen. Die fast drei Meter breite Pastorale (Hirtenszene) gehört dem Essener Museum Folkwang, hängt dort aber leider nur im Depot.

"Pastorale - Bukolische Szenen" heißt die neue Schau im Emil-Schumacher-Museum, die 54 Hirten-Bilder versammelt. Das Motiv gab es schon in der Antike. Im Rokoko malten dann Künstler wie Antoine Watteau und François Boucher die "Fêtes galantes", in denen höfische Gesellschaften als Schäfer verkleidet durch eine liebliche, idealisierte Natur trippelten.

Streng und geradlinig

So gerüscht und parfümiert wirken Schumachers Bilder zum Glück nicht, ganz im Gegenteil: Die früheste "Pastorale" von 1947 zeigt streng und geradlinig einen schlafenden Hirten, Kühe und im Vordergrund einen hellwachen schwarzen Hund, der fast zur Pyramide abstrahiert ist.

Schumacher habe nach dem Krieg den "Trümmerhaufen Hagen" verlassen wollen und sei immer wieder durch die Natur gewandert, erklärt Rouven Lotz, der wissenschaftliche Leiter des Museums. Ein anderes frühes Werk zeigt einen Schäferkarren mit Ofenrohr, wie man es heute gar nicht mehr sieht.

Fokus auf dem Spätwerk

Doch der Fokus der Schau liegt auf dem Spätwerk, in dem Schumacher (1912-1999) das Thema wieder entdeckte, es aber mit der Freiheit, dem Können und dem Mut des Alters neu interpretierte. Die "Blaue Landschaft" von 1998 zum Beispiel, in der zwei Gestalten die liegenden Tiere betrachten, haut den Betrachter mit der Kraft ihrer weiß-blauen, schrundigen Oberfläche förmlich um.

Schade, dass so ein Meisterwerk im Essener Folkwang-Museum nur im Depot hängt. In Hagen gibt die große Leihgabe nun den Ton vor für die vielen Fassungen des Themas, die vom Wimmelbild bis zu einer Schäferszene reichen, bei der Schumacher eingetrocknete Farbreste aus einer Dose gekratzt und als Locken eines Schafes auf die Leinwand geklebt hat.

Bäuerliche Motive

Zwei andere Pastoralen hingen jahrelang im Schloss Bellevue, gut erkennbar an den eleganten silbernen Rahmen. "Bundespräsident Johannes Rau hatte um zwei Werke meines Vaters gebeten", berichtet Ulrich Schumacher, Sohn des Künstlers und Chef der Emil-Schumacher-Stiftung.

Andere bäuerliche Motive beweisen, wie sehr dem naturverbundenen Maler alle Geschöpfe am Herzen lagen. "Er hoffte, dass sich der Mensch der Natur wieder annähern würde", sagt Rouven Lotz

Deshalb zögerte Emil Schumacher auch nicht, als er für eine Aktion unter dem Titel "Bitte zeichne mir ein Schaf" (nach einem Satz aus Saint-Exupérys "Kleinem Prinzen") um einen Beitrag gebeten wurden. Mit einem Schmunzeln zeigt Ulrich Schumacher das Ergebnis - die winzige Zeichnung einer weißen Wollkugel mit Kopf.

 

Emil-Schumacher-Museum Hagen: "Pastorale", bis 19.11.2017, Di-So 11-18 Uhr. Der Besuch lässt sich gut verbinden mit der Ausstellung "Armin Mueller-Stahl" und der Foto-Schau "India" der Dortmunderin Anja Bohnhof, beides bis 3.9.2017 nebenan im Osthaus-Museum. ;