Einsatz im Wüstensand
Viele junge Männer dienen als Soldaten im Ausland. Wie es einem deutschen Offizier in Mali ergeht, das zeigt eine Reportage im ZDF.

Oberleutnant Matthias Lehna nimmt an der UN-Mission MINUSMA in der Republik Mali teil. Foto: ZDF/Daniel Moj
Ist es pure Abenteuerlust, das Pflichtbewusstsein als deutscher Staatsbürger - oder eine Mischung daraus?
Was einen jungen Mann dazu bewegt hat, zur Bundeswehr und obendrein zu einem Auslandseinsatz zu gehen, zeigt die Reportage „Einsatz im Wüstensand“ mit dem Zusatztitel „Ein Soldat auf Friedensmission“, die an diesem Dienstag (22.15 Uhr) im ZDF innerhalb der Reihe „37 Grad“ zu sehen ist.
Matthias Lehna (27) ist Oberleutnant und Zugführer bei der Gebirgsjägerkompanie in Bad Reichenhall. Dass er eines Tages ins Ausland gerufen würde, war ihm von Anbeginn klar, als er sich für den Beruf des Soldaten entschied: Er hat sich für zwölf Jahre bei der Bundeswehr verpflichtet. Dann erfuhr er das Ziel: Teilnahme an der UN-Mission MINUSMA in der Republik Mali. Nord-Mali mit Gao und Kidal gilt als Drehkreuz des Drogenschmuggels von Südamerika in Richtung Europa; es herrscht eine erhöhte Gefahr für terroristische Anschläge und Entführungen, durch Islamisten und sonstige Kriminelle.
„Das wird die bisher größte Herausforderung in meiner Laufbahn“, sagt Matthias offenbar entspannt im Film. In seinem streng abgeriegelten Camp ist es heiß, oft geht es monoton zu. Er spricht auch von seinen Kameraden, für die er die Verantwortung trägt: „Hauptsache, meine Jungs kommen alle wieder heil zurück.“ Matthias und sein Zug sind die „Feuerwehr“ in der Hitze der malischen Wüste. Er kann angegriffen werden, im schlimmsten Fall wird er selbst auf Menschen schießen müssen. Aber es lauern auch andere Gefahren, zum Beispiel könnte ein Skorpion in einen Stiefel geklettert sein.
Matthias ist groß und schlank, er wirkt sympathisch und glaubhaft, kommt oft zu Wort im Film und spricht - stellenweise etwas formelhaft - über seine schwierige Aufgabe. Nach Studium und militärischer Ausbildung musste er früh seine Soldaten führen - auch im Ernstfall als schnelle Einsatz- und Kampftruppe. Immerhin 110 Euro Auslandszuschlag pro Tag gibt es für ihn. Während der vier Monate in der Wüste stellt sich Matthias aber mehr den Fragen nach dem Sinn des Einsatzes, nach der Pflicht des Dienens, dem Tod und dem Töten.
Seine schwangere Frau Klara, mit der er in München lebt, unterstützt ihn. „Ich habe schon Angst, dass er vor allem psychische Verletzungen davontragen könnte. Und was das dann für mögliche, auch längerfristige Auswirkungen haben könnte“ sagt die Studentin, die gerade ihr Examen gemacht hat. Diese Angst kann auch den Alltag lähmen, den sie so normal wie möglich leben will, auch mit ihren Freundinnen. Gleichwohl sprechen beide von der Verantwortung, die die Bundeswehr und damit Deutschland in der Internationalen Gemeinschaft wahrnehmen. Es geht um Pflichtbewusstsein, um das Einbringen in die Gesellschaft - für Emotionen ist da kein Platz.
Die Autoren Daniel Moj und Jörg Stolpe haben Lehna ein Jahr lang begleitet. Sie zeigen in erster Linie einen ernsthaften Menschen, der bestimmt kein Abenteurer ist, sondern ganz genau weiß, was er tut. Dieser Einsatz hat ihn menschlich wohl schon verändert - wie sehr, muss die Rückkehr in das heimische Leben zeigen, zu dem jetzt auch eine kleine Tochter gehört.