Einbrüche nehmen sogar während Anti-Einbruch-Aktionen zu
Kriminalität in NRW
Dreist oder tragisch? Just während die Polizei in NRW mit großem Aufwand ihre jährliche Aufklärungswoche gegen Wohnungseinbrüche gestaltet, schlagen skrupellose Ganoven verstärkt zu. Experten rechnen damit, dass sich dieser Trend fortsetzen wird.

Die Zahl der Wohnungseinbrüche ist in der Vergangenheit kontinuierlich gestiegen.
Diebe lassen sich von den jährlichen Präventionskampagnen des nordrhein-westfälischen Innenministers Ralf Jäger (SPD) gegen Wohnungseinbrüche offenbar nicht abschrecken. Sogar während der Aktionswochen „Riegel vor“ schlagen sie vermehrt zu. Das geht aus der Antwort des Ministers auf eine Anfrage aus der FDP-Landtagsfraktion hervor.
Demnach wurden während der diesjährigen Aktionswoche vom 19. bis 25. Oktober landesweit 3628 besonders schwere Diebstahlsfälle angezeigt. Damit sei die Lage schlimmer als ein Jahr zuvor, stellte der innenpolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Marc Lürbke, fest.
Im Vergleich zu 2014 sei sie Zahl der Wohnungseinbrüche während der Aktionswoche (1341) um 5 Prozent, die aller Einbrüche (3374) sogar um 7,5 Prozent gestiegen. „Das ist nicht nachvollziehbar und lässt am Sinn der Aktion zweifeln.“
Der Innenminister nannte eine andere Absicht der 2011 gestarteten Kampagne. Ihre Botschaft sei: „Lassen Sie sich neutral und kostenlos von Ihrer Polizei zum Einbruchschutz beraten.“
Ärger und Kosten durch Fehlalarme
Der Einbruchsschutz durch die Polizei gerät auch von anderer Seite in Kritik. Fehlalarme von Alarmanlagen müssen durch den Hausbesitzer bezahlt werden. Rund 23.000 gebührenpflichtige solcher Fehlalarme wurden in diesem Jahr bereits bis Ende August ausgelöst – und spülten rund 2,2 Millionen Euro in die Landeskassen.
Das geht aus der Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage des CDU-Abgeordneten Gregor Golland hervor. Der hält die aktuelle Regelung für verfehlt. Es sei ein Offenbarungseid, dass die Polizei nicht für den nötigen Schutz des Eigentums sorgen könne. Wenn daraus die Aufforderung an Hausbesitzer resultiere, ihr Eigentum selbst zu schützen, „und man wird beim ersten Fehlalarm gleich richtig zur Kasse gebeten, dann passt das nicht zusammen“, so Golland auf Anfrage.
Deutlich mehr Einbrüche prognostiziert
Experten rechnen damit, dass die Zahl der Wohnungseinbrüche in NRW in der Jahresbilanz 2015 wieder deutlich nach oben weisen wird. Landeskriminaldirektor Dieter Schürmann hatte im vergangenen Monat prognostiziert, 65 000 Einbrüche oder mehr seien gut möglich. Für 2014 weist die Kriminalstatistik 52 800 verübte oder versuchte Wohnungseinbrüche in NRW aus.
Mit dpa