Ein schlichter Satz mündet in eine Katastrophe „Die Wut, die bleibt“ bei Ruhrfestspielen

Ein schlichter Satz mündet in eine Katastrophe
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Ein schlichter Satz löst eine ganze Kette dramatischer Ereignisse aus. „Haben wir kein Salz?“, sagt Ehemann Andreas zu seiner Frau Helene beim gemeinsamen Abendessen mit den Kindern. Daraufhin stürzt sich Helene vom Balkon.

„Die Wut, die bleibt“ heißt das Stück nach dem Roman von Mareike Fallwickel, das das Schauspiel Hannover in Kooperation mit den Salzburger Festspielen am Freitag auf die Bühne der Ruhrfestspiele brachte.

Szene aus "Die Wut, die bleibt"
Szene aus dem Theaterstück „Die Wut, die bleibt" © Schomburg

Und es wird ein intensiver Abend, der aufwühlt und berechtigte Fragen stellt, die unbeantwortet bleiben. Zum Beispiel die Frage, warum es immer noch selbstverständlich ist, dass Frauen bis zur Erschöpfung unbezahlte Care-Arbeit leisten.

Wie viel in unserer Gesellschaft von Geschlechterrollen abhängig ist, darauf macht das Stück aufmerksam und zeigt zugleich, wie unterschiedlich die Protagonistinnen reagieren. Während Helenes beste Freundin Sarah wie selbstverständlich Andreas im Haushalt und mit den Kindern hilft und sein ständiges Zuspätkommen akzeptiert, schließt sich Lola, die 15-jährige Tochter von Helene, radikalen Frauen an, die vor Gewalt gegen misshandelnde Männer nicht zurückschrecken. „Ihr habt diskutiert, habt Bücher geschrieben, aber nichts hat sich geändert“, sagt Lola zu Sarah.

„Gegen den Hass“

Es sind viele Themen, um die es geht: Gewalt gegen Frauen, die permanente Beurteilung weiblicher Körper, die Teilzeitfalle, die unbezahlte Familienarbeit, die Frauen Tag für Tag leisten. All das bringt die Inszenierung von Jorinde Dröse und Johanna Vater kraftvoll und berührend zugleich auf die Bühne. Besonders beeindruckt Johanna Bantzer als Helene. Sie schlüpft in verschiedene Rollen, tanzt wie ein Derwisch, um kurz darauf die erschöpfte Frau zu sein, in der alle nur die Mutter sehen. Emotionen pur!

Am Ende gibt es für die Akteure ausgiebigen Applaus, der noch einmal kräftig ansteigt, als die Schauspieler mit vier Schildern, auf denen jeweils ein Wort steht, auf die Bühne zurückkehren: „Zusammen gegen den Hass“. Gut gemacht!

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