Der Angeklagte (r.) neben seinem Verteidiger zum Prozessauftakt.

© Jörn Hartwich

Drogen-Dealer versteckte sich monatelang im Wald vor der Polizei

rnLandgericht Bochum

Die Polizei hat eine Wohnung durchsucht und dabei Drogen, Waffen und Nazi-Gegenstände gefunden. Doch von dem Bewohner fehlte jede Spur. Durch einen Vorfall ist sein Versteck aufgeflogen.

Herten/Bochum

, 07.05.2021, 05:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Acht Monate hat es gedauert, bis die Polizei den Hertener doch noch zu fassen bekam. Allerdings nur, weil er bei einem Drogengeschäft brutal zusammengeschlagen worden war. Seit Donnerstag steht der 33-Jährige in Bochum vor Gericht. Es geht um Drogen und ein ganzes Waffenarsenal.

Jetzt lesen

Im März 2020 waren die Fahnder erstmals an seiner Adresse im Hertener Stadtzentrum aufgetaucht. Dabei stießen sie auf rund 30 Cannabispflanzen, Marihuana, Kokain und jede Menge Material, um Amphetamin herzustellen. Außerdem wurden Nazi-Symbole, ein Reichsbürgerpass und ein ganzes Waffenarsenal sichergestellt. Doch von dem Bewohner fehlte jede Spur.

Angst vor dem Gefängnis

„Er hat sich nach der Durchsuchung im Wald versteckt und dort gelebt“, erklärte sein Verteidiger Lars Volkenborn zum Prozessauftakt am Bochumer Landgericht. „Er hatte große Angst, ins Gefängnis zu kommen – auch, weil er dann nicht mehr an Drogen kommen würde.“

Jetzt lesen

Marihuana und Amphetamin haben den Angeklagten nach eigenen Angaben schon seit der Schulzeit begleitet. Trotzdem hatte er zunächst ein ganz normales Leben geführt. Nach dem Zivildienst schloss er eine Lehre als Fahrzeugbauer an, bestand anschließend sogar die Meisterprüfung. Nur mit den Jobs hat es nicht geklappt.

Nazi-Symbole und Reichsbürgerpass

„Ich wurde gemobbt“, so der heute 33-Jährige im Prozess. Irgendwann habe er schließlich komplett ohne Arbeit dagestanden. „Da ist das mit dem Drogenkonsum wieder stärker geworden.“ Um sich selbst zu versorgen und seinen Lebensunterhalt zu verbessern, habe er schließlich damit begonnen, seine Drogen selbst herzustellen und auch zu verkaufen.

Das ging allerdings nur so lange gut, bis seine Wohnung im Rahmen einer Nazi- und Reichsbürger-Razzia Anfang letzten Jahres durchsucht wurde. Dabei wurden unter anderem ein mit Nägeln gespickter Baseballschläger gefunden, ein Teleskopschlagstock, eine Gaspistole und eine umgebaute, druckluftbetriebene Schnellfeuerwaffe.

Bei Drogengeschäft zusammengeschlagen

Die Waffen will er sich nach Angaben seines Verteidigers aber vor allem aus Interesse angeschafft haben. „Es war außerhalb seiner Vorstellungskraft, sie bei Drogengeschäften einzusetzen“, so Volkenborn. Gleiches gelte für Nazi-Symbole und den Reichsbürger-Pass. Der Angeklagte sei im Internet auf Seiten von Verschwörungstheoretikern gelandet und habe einen Tunnelblick bekommen. Heute sehe er jedoch alles ganz anders.

Jetzt lesen

Fünf Jahre Mindeststrafe

Die Festnahme war Ende letzten Jahres erfolgt, als der Angeklagte 160 Gramm Marihuana weiterverkaufen wollte. Dabei war er von zwei angeblichen Kunden zusammengeschlagen und ausgeraubt worden. Diese beiden Männer müssen sich zurzeit in einem Parallelverfahren ebenfalls in Bochum vor Gericht verantworten.

Für den 33-Jährigen steht im Prozess viel auf dem Spiel. Die Mindeststrafe für Drogenhandel mit Waffen beträgt fünf Jahre Haft.

Lesen Sie jetzt