Dreiecksdrama „Tosca“ bejubelt
Musiktheater im Revier
Mit seiner 1900 in Rom uraufgeführten Oper "Tosca" ist Giacomo Puccini ein Meisterwerk gelungen, das in seiner Ballung von Sinnlichkeit, Liebeswahn und teuflischer Aggression kaum zu überbieten ist. Im Musiktheater im Revier Gel-senkirchen erlebt es nun, dank Generalmusikdirigent Rasmus Baumann und der Philharmonie Westfalen, eine musikalische Interpretation, wie sie dichter, aufregender, stimmiger wohl kaum sein kann - und das groß besetzte Bühnenensemble (zehn Soli-sten, Opern- und Extrachor, Kinder- und Jugendchor) macht das musikalische Abenteuer begeisternd mit.

Szene aus der Puccini-Oper „Tosca“ am Gelsenkirchener Musiktheater im Revier
Die Handlung wird bestimmt von drei Sängerpersönlichkeiten, die stürmisch bejubelt werden: Sopranistin Petra Schmidt in der Titelrolle der Sängerin Tosca, Tenor Derek Taylor als der Maler Cavaradossi, der sie liebt, Bariton Aris Argiris als korrupter Polizeichef Scarpia, der sie leidenschaftlich begehrt und darum böse Intrigen spinnt. Am Ende ersticht Tosca ihn, und ihr Geliebter wird vor ihren Augen erschossen.
Musikalisch lässt sich dieses Dreiecksdrama wohl besser kaum besetzen. Am Ende drängt diese menschliche Tragödie das politische Geschehen in den Hintergrund. Wie Puccini diese Zuspitzung erreicht, könnte man geradezu schon filmisch nennen.
Zeitumstellung
Das zu zeigen, könnte dem Regisseur Tobias Heyder und seinen Helfern Tilo Steffens (Bühne) und Verena Polkowski (Kostüme) im Musiktheater im Revier vorgeschwebt haben: Puccinis Oper spielt um 1800, zu Napoleons Zeiten, die Gelsenkirchener Ausstattung aber nach etwa 1940.
Solche Zeitumstellungen führen jedoch, vor allem im ersten Akt, zu Unstimmigkeiten, die das Publikum als irritierend wahrnimmt und dies am Ende der Vorstellung durch Buhrufe zum Ausdruck bringt. Da stellt Heyder beispielsweise die große Prozession zum Tedeum als eine Art schwarzer Messe dar und raubt der grandiosen Musik hier ihre eigentliche Aussage, die viel mehr bedeutet und erfasst.
Dies sollte jedoch niemanden davon abhalten, diesen Opernabend zu versäumen, der musikalisch ein Ereignis ist.