Dixie-Klo auf der Bühne - Fans feiern die alten Hits
„Wahnsinn!“: Premiere für Wolfgang Petrys Musical
Wolfgang Petry, Schlager-Held des Ruhrgebiets, hat jetzt sein eigenes Musical. „Wahnsinn!“ mit über 25 „Wolle“-Hits feierte am Sonntag im Duisburger Theater am Marientor Weltpremiere: Und das Publikum fand’s – um es mit einem Songtitel auszudrücken - „geil, geil, geil“.

Das Musical"Wahnsinn!" überzeugt im Duisburger Theater am Marientor mit Ruhrpott-Humor und den Hits von Wolfgang Petry, geschickt arrangiert und zu einer Story um vier Liebespaare verwoben. © Hardy Müller
Wolfgang Petry hat dem Schlager den Rücken zugewandt. Er trägt keine Freundschaftsbänder mehr – nicht einmal mehr seinen typischen Schnauzer – und macht jetzt als Pete Wolf Blues-Rock. Die Schlager-Hits des 66-Jährigen sind jedoch noch immer beliebt. Das war nicht zu übersehen bei der Weltpremiere, zu der auch Stars wie Heino, Maite Kelly und Giovanni Zarella gekommen waren. „Wolfgang und ich sind seit vielen Jahren befreundet, wir singen beide bodenständig für die Menschen von nebenan“, so Heino am Roten Teppich. „Das Musical wird ihn in die Unsterblichkeit bringen.“
Dass die Premiere im Ruhrgebiet gefeiert wurde, ist kein Zufall: Mit dem Song „Ruhrgebiet“, mit Textzeilen wie „Ihr seid das Ruhrgebiet, die Droge, die mich süchtig macht“ hat Wolfgang Petry der Region eine Hymne verpasst. Und genau mit der beginnt das Musical. Es erzählt von Gefühlsachterbahnfahrten im alltäglichen Beziehungs-Wahnsinn. Vier Paare gehen durch die Hölle (Hölle, Hölle, Hölle!), vergessen, verzeihen, stehen sich selbst im Weg und wachsen über sich hinaus.
Keine Lebensgeschichte
Die Geschichte voller Herz, die mitten im Ruhrgebiet spielt, stammt aus der Feder des renommierten Autoren-Duos Martin Lingnau und Heiko Wohlgemuth. Das Erfolgsteam ist verantwortlich für die „Heiße Ecke“, aber auch für die Musical-Versionen von „Der Schuh des Manitu“ und „Das Wunder von Bern“.
„Wir wollten nicht die Lebensgeschichte des Künstlers erzählen, sondern mit den Figuren, Gefühlen, Situationen und Geschichten aus seinen Songs in seinen Kosmos führen“, so Regisseur Gil Mehmert. „Immer toll an einem Jukebox-Musical ist, dass es aus Hits besteht, die man schon kennt und denen eine ungeheure Energiedichte innewohnt.“ Das zündet. Das Premierenpublikum klatscht bei den größten „Wolle“-Hits mit und spendet am Ende frenetischen Applaus.
Spannend, wie die Songs zu einer Story verwoben worden sind, nah am Ruhrpottler von nebenan. Es geht nicht um große Gesangskapriolen und Tiefe, sondern um Authentizität und Spaß. Der eine Protagonist ist „sensibel wie eine Abrissbirne“, der andere betont, dass jeder mal falsch liegt – aber nicht auf der falschen Frau. Das Publikum lacht und lacht.
Petry: Ich habe gelacht, sogar geweint
Wolfgang Petry selbst hat am „Wahnsinn!“ Gefallen gefunden. Bei einem Workshop sagte er: „Ich wusste ja nicht, was mich erwartet, aber ich finde es großartig, was hier aus meiner Musik gemacht wird. Ich habe gelacht, sogar geweint und bin begeistert.“ Bei der Premiere anwesend war der Mann des Abends allerdings nicht. Er habe den Rummel hinter sich gelassen und schaue sich lieber mal eine Show ganz in Ruhe an, verkündete er in einem Brief, der vor der Show zitiert wurde.
Ein Wunsch des Künstlers – der natürlich umgehend erfüllt wurde: dass ein Dixie-Klo auf der Bühne platziert wird. Die Anekdote dazu: Nachdem es einst bei einem Petry-Open-Air Beschwerden wegen ungepflegter Toiletten gegeben hat, kontrollierte der Sänger höchstpersönlich vor seinen Auftritten den Zustand der WCs vor Ort.
Das Musical, es lebt nicht nur von den großen Hits - sondern auch von den kleinen Details, die „Wolle“ und seinen „Wahnsinn!“ so sympathisch machen.