Dionysos schwört auf Musik und Text in Endlosschleifen Das Theater an der Ruhr begann seine „Rausch“-Spielzeit mit den „Bakchen“.

Dionysos schwört auf Musik und Text in Endlosschleifen
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Die „Theaterinseln“ erstrecken sich jeweils nur über ein paar Wochen. „Rausch 1“ begann am Freitag (18.8.2023) als Open-Air-Event im Raffelbergpark mit „dem“ Klassiker zum Thema schlechthin: „Die Bakchen“ von Euripides. Philipp Preuss konzentriert und reduziert das antike Drama dabei auch wesentlich auf den Rausch-Aspekt.

Synthesizer, Schlagzeug und E-Bass schaffen den Groove für die Tänze des „lärmenden Gottes“ Dionysos und seines Gefolges. Zunächst ist es Fabio Menéndez als junger Lyder mit Rauschebart, dem die Rhythmen in die Beine fahren. Und Preuss lässt ihn lange tanzen. Dagmar Geppert und Alina Heipe geraten schon in Verzückung, wenn sie nur den Namen Dionysos hören.

Euripides-Text stark gekürzt

Die Konfrontation zwischen diesem Guru-haften Verführer (Felix Axel Preißler) und dem Ordnungshüter Pentheus (Biedermann im schwarzen Anzug: Albert Bork) ist hier eigentlich keine, denn Letzterer gibt einfach nur eine schwächliche und lächerliche Figur ab.

Der Euripides-Text ist stark gekürzt und kommt oft in schier endlosen Wiederholungsschleifen vor – als gelte es, sich und die Zuschauer in eine Art Trance zu versetzen. Nach gut einer Stunde ist schon fast das Ende des Dramas erreicht.

Spion und Spanner

Dann allerdings wird die Handlung mit einem radikalen Schnitt unterbrochen: Schauspieler Leonhard Hugger begrüßt das Publikum für einen Diskurs über so unterschiedliche Themen wie Mondlandung, Macht und Wahnsinn. Collagenhaft angereichert wird das Ganze durch übereinander gelagerte O-Töne – ein wirrer Stimmen-Cocktail.

Zurück im Stück, wird Pentheus zum Verhängnis, dass er sich als „Spion, Späher und Spanner“ in Frauenkleidern den Bacchantinnen genähert hat. Aber auch die Zuschauer werden per Videoprojektion als Voyeure entlarvt. Dabei gab es für diese – abgesehen von fantasievoll-bizarren Kostümen (Eva Karobath) – gar nicht so viel zu sehen.

Termine: 25. / 26. 8., 1. / 2. / 8. / 9. 9.2023, 21 Uhr; Karten: Tel. (0208) 599 01 88.

www.theater-an-der-ruhr.de

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