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Die sieben spannendsten Erkenntnisse vor der Landtagswahl
Umfrage „NRW-Check“
Wir haben uns umgehört: Wie ist die Stimmung in NRW, wenn es um Corona, Schulpolitik und die Arbeit der Landesregierung geht? Das sind die wichtigsten Erkenntnisse aus dem großen „NRW-Check“.
Nicht alle Entwicklungen, die NRW-Bürger vor der Landtagswahl bewegen, können Landespolitiker überhaupt beeinflussen. Manche landespolitischen Entscheidungen hingegen haben Folgen für Berlin – gerade was die Corona-Maßnahmen angeht. Und die gesamte Gemengelage wiederum hat Einfluss darauf, welcher Politiker bekannt oder gar beliebt bei den Wählern ist – und welcher gar nicht.
Umso spannender lesen sich die Ergebnisse unseres „NRW-Checks“, einer Forsa-Umfrage im Auftrag der 39 NRW-Tageszeitungen. 2006 Wahlberechtigte ab 18 Jahren wurden zu ihren Einstellungen zu Impfpflicht, Schulpolitik, zur Zufriedenheit mit der Landesregierung und dem Ministerpräsidenten befragt. Das sind unsere spannendsten Erkenntnisse:
1. Hendrik Wüst ist bekannt, aber am meisten geliebt wird er nicht
Hendrik Wüst ist erst seit dem Scheitern Armin Laschets als Kanzlerkandidat Ministerpräsident in Nordrhein-Westfalen. In diesen drei Monaten – und vermutlich auch zuvor in seiner Zeit als Verkehrsminister – hat er es zu einiger Bekanntheit gebracht: 89 Prozent der Befragten kennen seinen Namen, 60 Prozent sogar, wenn man seinen Namen bei der Befragung nicht vorher benennt.
Zum beliebtesten Politiker macht ihn das allerdings noch lange nicht: Danach befragt, bei welchem Politiker oder welcher Politikerin sich das Land „in guten Händen“ befindet, antworten die Befragten: Herbert Reul. Der NRW-Innenminister landet mit 60 zugewiesenen Punkten ganz vorn auf der Vertrauensskala.
Danach kommt zunächst Arbeits- und Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (53 Vertrauenspunkte), erst dann folgt Wüst (52 Prozent). Ganz weit abgeschlagen: NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (lediglich 29 Vertrauenspunkte).
2. 73 Prozent der Menschen ärgern sich über die Schulpolitik
Dazu passt unsere zweite Erkenntnis, dass 73 Prozent der Befragten unzufrieden mit der Schulpolitik sind. In Zeiten der Corona-Pandemie und zugehörigen Diskussionen um Homeschooling, Digitalisierung, Luftfilter und Pooltests ist das wenig überraschend. Dennoch ist das Umfrageergebnis erstaunlich deutlich, eine regelrechte Watsche.
3. Gleiche mehrere Spitzenpolitiker sind nahezu unbekannt
Yvonne Gebauer wurde von den Befragten also abgestraft. Trotzdem trifft es sie noch besser als einige andere NRW-Politiker. „Kennen Sie Mona Neubaur?“, haben die Forsa-Leute gefragt. Nur 26 Prozent der Befragten antworteten mit Ja. Dabei handelt es sich bei Mona Neubaur um die grüne Spitzenkandidatin in NRW.
In Zeiten, in denen die Bundes-Grünen mit Annalena Baerbock als Kandidatin um die Kanzlerschaft ins Rennen gingen, ist das doch ein erstaunlich schlechtes Ergebnis. Aber Neubaur ist nicht die Einzige: Auch Jochen Ott, Markus Wagner, Nina Eumann und Felix Banaszak kennen die Befragten nicht.
4. Selbst viele Anhänger der Regierungspartei FDP sind unzufrieden
Noch so eine Watsche: Viele FDP-Anhänger unter den Befragten sind unzufrieden mit der Arbeit der NRW-Regierung. Nur 54 Prozent von ihnen geben an, zufrieden zu sein. Und das, obwohl die Liberalen selbst seit Mai 2017 in Regierungsverantwortung sind. Ebenfalls nur 54 Prozent der befragten Liberalen stellen Hendrik Wüst ein gutes Zeugnis aus. Innerhalb der CDU kann sich der Ministerpräsident auf mehr Rückhalt verlassen, 82 Prozent der CDU-Anhänger äußern sich zufrieden.
5. SPD-Kandidat Kutschaty unter Beschuss der eigenen Leute
Auf Kritik aus den eigenen Reihen stößt auch SPD-Spitzenkandidat Thomas Kutschaty: Der Rückhalt von Wüst bei den CDU-Anhängern ist mit 77 Prozent deutlich größer als der Rückhalt von Kutschaty bei den SPD-Anhängern (64,4 Prozent).
6. Von der Impfpflicht halten immer weniger Menschen
Die Unterstützung für eine Impfpflicht sinkt. Forderten im Dezember noch 73 Prozent der Befragten in NRW eine Impfpflicht für alle, sind es zwei Monate später nur noch 63 Prozent. Angesichts der aktuellen Debatte um Lockerungen und den bayerischen Fast-Ausstieg aus der Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen sind 63 Prozent Befürworter allerdings nach wie vor ein hoher Zustimmungswert pro allgemeine Impfpflicht.
7. Spaltung der Gesellschaft durch Corona? Meinungen differieren stark
Führt die Corona-Pandemie zu einer Spaltung der Gesellschaft? 51 Prozent der Befragten geben an, der gesellschaftliche Zusammenhalt sei schwächer geworden. Wer sich an die Zeiten erinnert, in denen auf Balkonen für Pflegekräfte applaudiert wurde und Enkel für ihre Großeltern statt in die Schulen in den Lockdown gingen, mag an dieser Stelle enttäuscht sein.
Besonders große Bedeutung wird dieser Spaltung der Gesellschaft offenbar im Bergischen Land zugemessen: 41 Prozent der Befragten gehen dort davon aus, dass Corona-Leugner und Maßnahmen-Befürworter zwei annähernd gleich große Lager darstellen.
In den anderen NRW-Regionen werden die Gegner der Corona-Maßnahmen hingegen lediglich als kleine Minderheit wahrgenommen. 55 Prozent der Befragten kommen zudem zu einem ernüchternden Ausblick: Sie sind der Meinung, dass diese gesellschaftliche Spaltung auch dann erhalten bleibt, wenn Pandemie hoffentlich irgendwann zu Ende ist.
DAS IST DER „NRW-CHECK“ DER TAGESZEITUNGEN
- Aktuelle Umfrage: Für den „NRW Check“ befragten die Meinungsforscher von Forsa vom 26. Januar bis zum 2. Februar insgesamt 2006 wahlberechtigte Bürger in NRW.
- Folgeumfragen: Bis zur Landtagswahl am 15. Mai 2022 werden im März und April/Mai zwei weitere Befragungswellen folgen, in denen neben der „Sonntagsfrage“ und der Zufriedenheit mit der Landesregierung auch die Meinung der Menschen zu den wichtigsten landes- und bundespolitischen Themen erhoben wird.
- Auftraggeber: Hinter dem „NRW-Check“ stehen 39 Zeitungstitel mit einer täglichen gedruckten Auflage von rund zwei Millionen Exemplaren und einer durchschnittlichen wöchentlichen Gesamtreichweite in gedruckten wie digitalen Angeboten von rund 9,8 Millionen Lesern – unter anderem Ruhr Nachrichten, Hellweger Anzeiger, Dorstener Zeitung, Münsterland Zeitung, Halterner Zeitung und das Medienhaus Bauer.