Die Schauspielerin Sandra Hüller meditiert über die Arbeit im neuen Stück „Hydra“
Schauspielhaus Bochum
Gemeinsam mit dem Regisseur Tom Schneider bringt die neue Bochumer Lieblingsschauspielerin Sandra Hüller eine anregende Uraufführung mit Texten Heiner Müllers auf die Bühne.

Sandra Hüller im faszinierenden Bühnenbild der Bochumer Inszenierung © Thomas Aurin
Sandra Hüller ist ein Glück für den Bochumer Schauspiel-Intendanten Johan Simons. Alle Produktionen, in denen sie mitwirkt, sind Publikumsmagneten. So steht zu hoffen, dass sogar die neue Produktion mit ihr, auf der „Heiner Müller“ draufsteht, viele Zuschauer zieht. Zu wünschen wäre das: Die Uraufführung „Die Hydra“, um Texte von Müller gewebt, ist die bisher beste Premiere der neuen Saison.
Für „Die Hydra“ hat sich wieder das Team um Regisseur Tom Schneider zusammengefunden, das schon Wolfgang Herrndorfs Fragment „Bilder deiner großen Liebe“ in einen wunderbaren, musikalischen Theater-Abend verwandelte. Auch ihre neue Produktion hat fragmentarischen Charakter, setzt sich zusammen aus kurzen Texten Heiner Müllers, Regieanweisungen und Gedanken über das Wesen der Arbeit.
Ein Dickicht aus Bezügen und Assoziationen
Müllers kurzer Text „Herakles 2 oder Die Hydra“ bedient sich der der antiken Mythologie und beschreibt den Göttersohn Herakles bei der Erledigung der zweiten seiner zwölf Aufgaben. Wie die meisten Werke des Dramatikers ist er ein unübersehbares Dickicht aus Bezügen und Assoziationen. Er ist wie die neunköpfige Hydra selbst – Sandra Hüller sagt: „Immer wenn ich glaube, ich hätte eine Stelle begriffen, tun sich zwei neue auf, die mir klarmachen, dass ich überhaupt nichts begriffen habe.“
Tom Schneider und sein Team tun allerdings alles, um die Zuschauer durch das Dickicht zu geleiten, ins Stück zu ziehen.
Sie betrachten Herakles als den ersten Arbeiter der Menschheit und so meditiert Sandra Hüller auf der Bühne über den Begriff: „Früher arbeitete man nicht für sich, sondern für das Kollektiv. Warum benutzt man nicht ein anderes Wort – Hingabe?“
Aufbau und Zerstörung
Leise sprechend, aber trotzdem erstaunlich präsent, tapert sie so über die Bühne, auf der drei Mitstreiter eine Soundinstallation aus Feedback-Schleifen und eine heimelige Wohnwelt aufbauen, die sich am Ende quasi selbst zerstört. Äußerst eindrucksvoll stellen sie so die Frage nach dem Sinn des menschlichen Schaffens.