Die Pläne von Fechterin Britta Heidemann
Seit mehr als zehn Jahren ist Fechterin Britta Heidemann mit dem Degen Weltklasse. Und sie ist ehrgeizig wie eh und je. Die aktuelle WM in Kasan hat für sie indes nicht die allererste Priorität.

Britta Heidemann war auch schon Reporterin für das ARD-Morgenmagazin. Foto: Marius Becker
Müdigkeit scheint für Britta Heidemann auch nach mehr als einem Jahrzehnt in der Fecht-Weltklasse ein Fremdwort zu sein. Immer wieder sucht die Degen-Olympiasiegerin von Peking 2008, Weltmeisterin von St. Petersburg 2007 und Europameisterin von Plowdiw 2009 nach neuen Impulsen.
So war sie während der Fußball-WM in Brasilien Reporterin für das ARD-Morgenmagazin tätig. Oder als WM-Interviewerin für das chinesische Staatsfernsehen. Oder als Botschafterin der Kampagne «Bewegung gegen Krebs».
Und Fechten? Im Jahr 2014? «Das ist für mich ein deklariertes Berufs-Orientierungsjahr», meinte sie bereits nach Rang 32 bei der EM im Juni in Straßburg. Die beruflichen Umstände und auch die Verletzungsprobleme in ihrem 2012 operierten rechten Handgelenk und an der Achillessehne lassen es nicht zu, dass die am Dienstag im russischen Kasan begonnene WM oberste Priorität bei der 31-Jährigen vom TSV Bayer 04 Leverkusen genießt.
«Ich gehe nicht mit riesigen Erwartungen in die WM», äußerte Britta Heidemann unlängst. Im Deutschen Fechter-Bund mutet man ihr dennoch zu, hohe Erwartungen erfüllen zu sollen oder sogar zu müssen. «Ihr ist immer alles zuzutrauen. Sie ist immer für eine Medaille gut», meinte Sportdirektor Sven Ressel vor der Degen-Einzelentscheidung an diesem Sonntag in der Tennis-Akademie von Kasan. Von der Qualifikation an diesem Donnerstag ist Britta Heidemann, WM-Dritte von Budapest 2013, wegen ihrer Weltranglistenplatzierung befreit.
Die in Köln lebende Athletin denkt schon weiter voraus und plant - die WM locker, Rio de Janeiro ganz ernsthaft: «2016 steht auf meinem Plan, wenn es körperlich und vom Kopf her geht.» Sollte sie die im Mai 2015 beginnende Qualifikation erfolgreich überstehen, wären Rio ihre vierten Olympischen Spiele. 2014 ist ein «Jahr des Schongangs» für sie.
Da hat man Zeit für Anderes. Im April begleitete sie den niederländischen «Walzerkönig» André Rieu auf seiner Tournee nach China, Taiwan und Singapur. Die fließend Chinesisch sprechende Heidemann übersetzte Rieus Moderationen für das Publikum und gab im Showprogramm sogar ein chinesisches Volkslied zum Besten.
«Absolut fantastisch» sei das gewesen, bekannte sie anschließend. Manchmal aber, das offenbarte sie im Interview des Fachmagazins «fechtsport», wünscht sie sich mehr Freizeit und Zeit für andere Dinge. Sollte sie nach Olympia 2016 ihr Leben dem Fechten nicht mehr derart intensiv unterordnen wie über so viele Jahre oder gar von der Planche abtreten - dann wäre dieser Wunsch ein erfüllbarer.