Die Liebesspiele der Libelle und andere Erotika

Erotische Lesung

Das Liebesleben der Tierwelt hat so manche Besonderheit zu bieten. Die Libellen zum Beispiel benötigen zur Fortpflanzung hohe akrobatische Fähigkeiten, weil sie sich in der Luft begatten. Eine detaillierte Beschreibung dieses Vorgangs lieferte am Sonntag als Betthupferl die Gruppe „Freuynde + Gaesdte“ bei ihrer letzten erotischen Lesung der „Labia“-Reihe.

MÜNSTER

, 11.12.2012, 19:27 Uhr / Lesedauer: 2 min
Lieben die Verbal-Erotik: (v.l.) Johan Schüling, Annalena Brix und Helge Salnikau.

Lieben die Verbal-Erotik: (v.l.) Johan Schüling, Annalena Brix und Helge Salnikau.

Umrahmt wurden die Texte von Gesprächen Pariser Surrealisten über die körperliche Liebe im Allgemeinen und im Speziellen. „Findest du absolut gesehen, dass es gut ist, Geschlechtsverkehr zu haben?“, wird da zum Beispiel gefragt. Oder: „Wie hast du dir vorgestellt, Liebesbeziehungen zu haben, als du ein Kind warst?“ Was folgte, war ein temporeicher Dialog, in dem Brix, Salnikau und Schüling kein Blatt vor den Mund nahmen und immer wieder ihre Rollen wechselten. Da konnte einem als Zuhörer schon mal der Überblick abhanden kommen. Die Schilderungen der Josefine Mutzenbacher bildeten den literarischen Auftakt des Abends. Wer bei ihr Postbote spielen durfte, konnte sich glücklich schätzen und ließ sich nicht lange bitten. Es schloss sich ein Ausschnitt aus Walter Serners „Daisy“ an. „Rosita ist noch ein Mädchen“, bietet die Signora im Text ihre vermeintliche Tochter feil. Am Ende des Kapitels ist sie es nicht mehr, denn in der Zwischenzeit wurde sie fachmännisch „in allen Künsten der Liebe unterrichtet“ und stellt nüchtern fest: „Das macht Durst.“

Richtig zur Sache ging es in „Die Fermate“ von Nicholson Baker. Was mit der Schilderung einer künstlichen „Fleischestrilogie“ seinen Anfang nimmt, steigert sich zu einem flotten Dreier und endet schließlich in allerhöchster Beglückung aller am Geschehen Beteiligten. „Gleich mach ich mein Smiley-Gesicht“, stöhnte Johann Schüling derart enthusiastisch, dass die Augen der Zuhörer vor Wonne glänzten. Auch Helge Salnikau überzeugte mit seinem präzisen Minenspiel. Annalena Brix gab sich als kühl-ironischer Vamp. Die erotischen Fotografien Andreas Tillmanns bildeten eine entsprechende Kulisse.