Die Kunst ist fettig

Ausstellung pArt96

Dass Kunst mit Fett Tücken hat, ist spätestens seit der „Fettecke“ von Joseph Beuys bekannt. Reinigungspersonal entsorgte im Jahr 1986 die fünf Kilo Butter, die sich in der Düsseldorfer Akademie in der Ecke stapelten. Die Künstler von pArt96 widmen dem schwierigen Wertstoff eine ganze Ausstellung.

Münster

, 12.09.2014, 18:48 Uhr / Lesedauer: 2 min
Benno Sökeland malte eine dicke Familie: Stolz und selbstbewusst trotz ihrer Gesichtslosigkeit.

Benno Sökeland malte eine dicke Familie: Stolz und selbstbewusst trotz ihrer Gesichtslosigkeit.

Die Eröffnung findet am Sonntag (14. September) um 16 Uhr im Areo-Haus, Von-Steuben-Straße 5 (gegenüber Berliner Bär), statt. Geöffnet ist von Mi bis Fr 17-19 Uhr, Sa/So 15-19 Uhr.
In der Nacht der Museen und Galerien (20.9.) 13 bis 1 Uhr.

„Als wir uns das Thema überlegten, habe ich gar nicht an Menschen gedacht“, gesteht Sascha Unger. Sein Umgang mit dem Thema ist kritisch-spielerisch: Er umwickelte den Schriftzug „Made in Deutschland“ mit Schwarzwälder Schinken, heftete „Light“-Produktverpackungen auf eine Afrika-Karte. Die meisten Diskussionen löst aber wohl sein „Groschenknödel“ aus. Unger füttert gern Wildvögel. Experten streiten, ob das sinnvoll oder schädlich ist, er selbst ist sich da auch nicht sicher. Seine Installation mit Ast und Meisenknödel ist allerdings eine Allegorie: In seinen Knödeln steckt statt Körnern Kleingeld. Ihn erinnert die Abhängigkeit der Meisen vom Futter an die Abhängigkeit der Menschen von Hartz IV: Wer Geld vom Staat bekommt, hat die Motivation verloren, es sich zu verdienen. Ein ungehöriger Vergleich? Auf jeden Fall eine streitbare These. Um natürliche Fette geht es in den Arbeiten von Theresa Potente. Die Gastkünstlerin zeigt eine Fotoreihe ihres Handy-Displays – nach dem Telefonieren, nach dem Simsen, nach ein paar Minuten Langeweile. Die Wischspuren von Wange und Fingern hinterlassen ganz unterschiedliche Fettabdrücke. Ohne Bezugspunkt wirken sie wie Landschaften oder Mikroskop-Ansichten.

In einer anderen Arbeit bereitet sie einem Baumstumpf ein Bett aus 40 Kilo Kastanien. Die ölige Oberfläche der Früchte kontrastiert schön mit dem rauen Holz und einer kleinen grünen Pflanze im Baum. Wer abstrakte, harmonische und doch spannende Bilder liebt, findet garantiert Gefallen an den Spachtel-Gemälden in Naturtönen von Ralf Schindler. Er nutzt für seine dicken Strukturen neben Marmormehl, Schiefersplitt und Sand fetthaltigen Kaffee. Sehenswert sind auch die von hinten bemalten, aber von vorne aufgehängten Jute-Bilder von Markus Maier. Seine „reziproken Arbeiten“, wie er sie nennt, entfalten ihre serielle Kraft in einem großen Raum. Wie er seine Bilder herstellt, führt er am 20. September mit einem Kompressor vor.

Wer selbst tätig werden will, traut sich das vielleicht am Fett-Tisch von Sarah Pieper. Auf einer wasserdichten Platte steht eine dünne Rapsölschicht. Was man mit dem bloßen Auge nicht erkennt. Wer traut sich, den Finger in die blanke Fläche zu tunken? Mit dem Finger zu malen? Hier darf Fett angefasst werden. Bleibt die Frage, ob es nach der Ausstellung entsorgt werden darf ...  

Die Eröffnung findet am Sonntag (14. September) um 16 Uhr im Areo-Haus, Von-Steuben-Straße 5 (gegenüber Berliner Bär), statt. Geöffnet ist von Mi bis Fr 17-19 Uhr, Sa/So 15-19 Uhr.
In der Nacht der Museen und Galerien (20.9.) 13 bis 1 Uhr.

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