Die Geschichte der ersten Studierenden

Ausstellung

Die Beschäftigung mit der Geschichte der Studierenden war es, die Roland Emrich bei den offiziellen Feierlichkeiten zum 50. Geburtstag der Ruhr-Universität fehlte. Dabei wurde das Leben auf und um den Campus herum nicht zuletzt maßgeblich von den ersten Studierenden mitgeprägt, zu denen auch Emrich gehört.

BOCHUM

, 01.10.2015, 05:00 Uhr / Lesedauer: 2 min
Dr. Willi Bredemeier, Franz-Josef Kniola und Roland Emrich (v.l.) in der Ausstellung der Gründerstudenten im Stadtarchiv.

Dr. Willi Bredemeier, Franz-Josef Kniola und Roland Emrich (v.l.) in der Ausstellung der Gründerstudenten im Stadtarchiv.

Nun erinnert eine Ausstellung im Stadtarchiv an die Gründungsjahre der Ruhr-Uni, an die 68er-Generation und an viele Schlachten, die rund um die Universität geführt wurden. Und die verfolgt gleich mehrere Ziele, wie Emrich, der zusammen mit dem Verein „Wir Gründerstudenten“ die Schau organisiert hat, sagt: „Wir wollen mit der Ausstellung die 68er-Generation in ein richtigeres Licht rücken.“

Denn die öffentliche Wahrnehmung beschränke sich inzwischen nur noch auf zwei Extreme: Eine zu überschwängliche Verklärung der Leistungen der 68er oder eine viel zu harsche Kritik. Dabei sei gerade die Ruhr-Universität als erste Neugründung der Bundesrepublik ein ganz besonderes Beispiel: „Es herrschte eine ganz andere soziale Zusammensetzung an der RUB“, sagt Emrich.

Statt Kindern aus privilegierten Elternhäusern studierten bereits in den ersten Jahren in Bochum Menschen aus Arbeiterfamilien und viele, die ihr Abitur erst auf dem zweiten Bildungsweg absolviert hatten. Die Arbeiterkinder kannten Gewerkschaften, wussten sich zu vernetzen und engagierten sich für eine Verbesserung des universitären Lebens in Bochum.

Internetarchiv

An all das erinnert die Ausstellung, die in einer kleineren Form bereits kurzzeitig im Uni-Zentrum zu sehen war. In Fotos, Zeitungsauschnitten und erklärenden Texten zeigt sie die bewegte Geschichte der Anfangsjahre der Ruhr-Uni – und legt damit zugleich den Grundstein für eine Art virtuelles Geschichtsbuch der Studierenden.

Denn parallel mit der Ausstellung im Stadtarchiv wird eine Internetseite freigeschaltet, die als Internetarchiv der Schau fungieren soll. Geht es nach den Wünschen des Vereins „Wir Gründerstudenten“, dann soll die Chronik, die auch als App zur Verfügung gestellt wird, von früheren Studierenden weitergeschrieben werden und so schließlich ein stets aktuelles Geschichtsbuch der Ruhr-Universität werden.

Für dieses Projekt wird der Verein sogar durch die NRW-Stiftung mit der Summe von 30000 Euro gefördert. „Das Projekt ist Geschichte von unten“, sagt Franz-Josef Kniola, Ehrenpräsident der NRW-Stiftung und betont die Bedeutung der Jahre nach 1965: „Der Vormärz der 68er ist historisch sehr wichtig.“

Viel Einfluss

Und das nicht nur für die allgemeine Entwicklung in der Bundesrepublik, sondern auch für die Geschichte der Stadt. Dass der Bau der U35, die seitens der Bogestra heute als Campuslinie bezeichnet wird, überhaupt in die Wege geleitet wurde, ist nicht zuletzt dem Protest der Gründerstudenten zu verdanken. Denn in den Anfangsjahren gab es lediglich eine Buslinie, die alle 20 Minuten zur Uni pendelte.

Deshalb fuhren viele Studierende mit dem Auto und verwandelten die Umgebung der Uni in eine reine Blechlandschaft. Mitfahrgelegenheiten wurden gegründet und organisiert und zwischen Bogestra und den Studierenden entbrannte ein jahrelanger Kleinkrieg. Dass die Ausstellung auch an solche Geschichten erinnert, macht sie für die heutige Generation der RUB-Studierenden besonders wertvoll.

Eröffnung ist am heutigen Donnerstag (1.) um 18 Uhr im Stadtarchiv, Wittener Straße 47, und ist bis zum 31. Oktober zu sehen. Am 20. Oktober gibt es um 19 Uhr einen Filmabend zu "68 an Rhein und Ruhr". Eine Podiumsdiskussion zur Studentenbewegung damals und heute gibt es am 28. Oktober um 17.30 Uhr. Zudem gibt es Führungen für Schulklassen. Weitere Infos dazu gibt es per Mail an info@wirgruenderstudenten.de